Fennelly, Tony
vorbeigeschickt, um meinen Wohngenossen zu bespitzeln?“
„Was? Das habe ich nicht nötig. Machst du Witze?“
„Größe: durchschnittlich. Gewicht: durchschnittlich. Haare: braun. Augen: klein. Ist das einer von deinen Leuten?“
„Warum zum Teufel sollte ich einen Mann damit beschäftigen, dich zu beobachten. Wenn ich das sehen wollte, könnte ich selbst in die Sauna gehen.“
„Das habe ich mir auch gedacht. Übrigens habe ich Millicent Loomis heute getroffen und ich bin froh, dir sagen zu können, dass sie nicht mehr in Trauer ist.“
„Wie meinst du das?“
„Sie verkauft Loomis Corp. und zieht sich mit dem Gewinn zurück. Ich habe noch nie jemanden so glücklich gesehen. Oder einen, der es mehr verdient hat.“
„He Matty, du solltest nicht mit der Familie reden.“
„‘lch konnte nichts dafür‘, sagte der Skorpion.“
„Du kannst nicht in St. Bernard rumtucken und das Polizeiabzeichen zeigen. Die werden sich wundern, wie weit es mit uns gekommen ist.“
„Keine Angst, ich war ganz hetero. Keiner konnte es merken.“
„Klar, so wie ich, wenn ich mir manchmal ein bisschen Mehl auf die Nase tupfe und dann als Weißer durchgehe.“
„ Tschü-üß also.“ Ich legte auf. „Dein Mann da draußen ist keiner von Frank. Du bildest dir was ein.“
„Ich habe mir nicht eingebildet, dass dieser Widerling vor der Tür hin- und hergegangen ist.“
„Vielleicht sucht er eine Wohnung.“
„Pff! So wie der Typ angezogen war, kann er sich nicht mal einen Wohnwagen leisten. Der war hinter mir her, Matty, der will mich nach Kalifornien zurückschleppen. In Ketten, wenn's geht.“
„Das fandest du doch toll. Mach mir einen Drink.“
„Ja, klar doch. -Spring, Sklave-.“ Aber er ging an die Bar und machte sich an die Arbeit. Maß den Bourbon ab, fügte Zucker und Bitter hinzu. „Und wo warst du, als ich zu Hause um mein Leben gekämpft habe?“
„Für deine Freiheit kämpfen. Ich war bei Millicent Loomis und habe mit ihr gesprochen.“
Robin warf noch ein Stück Zucker ins Glas, rührte und goss mir einen milden Sazerac durchs Sieb.
„Du hast die trauernde Witwe getroffen? Das Ereignis hat in der
Modewelt sicher keine Spuren hinterlassen.“
„Du würdest staunen. Sie ist plötzlich sehr auf ihr Äußeres bedacht. Haare getönt, hübsche Klamotten. Dieses Mauerblümchen blüht auf wie der Tivoli.“
Mein Mixologe bog ein Stück Zitronenschale über das Glas und servierte es. Bravo. Der Junge hat doch noch gelernt, es mit dem Bitter nicht zu übertreiben.
„Zwei Tage, nachdem ihr Alter unter die Erde gebracht wurde?
Ts , ts . Ohne sich über die Bahre zu werfen?“
„ Au contraire . Sie kommt einem regelrecht befreit vor. Ich habe das schon mal bei Frauen kurz nach der Scheidung gesehen: diese plötzliche Wiederentdeckung ihrer Weiblichkeit. Aber noch nie so kurz nach dem Tod des Mannes. Und dann auch noch einem so plötzlichen.“ Blanche war mir auf dem Sessel zuvorgekommen, ich musste mich auf der Couch niederlassen. „Für seine Frau ist keiner ein Held.“
„Loomis war kein Held. Kein bisschen. Er hat Millicent gezwungen, in ihrem anstrengenden Job, den sie hasste, diese vielen Überstunden zu machen. Und dann hat er auch noch das Verhältnis zwischen seiner Tochter und seiner Frau untergraben ... Aber das ist eine eklige Geschichte.“ Ich brauchte zwei Schlucke, um den Gedanken herunter zu spülen. „Jetzt, wo sie ihn los ist, hat sie ihre Stärke, ihre Joie de vivre wieder. Mrs. Loomis entpuppt sich als ziemlich faszinierende Frau.“
„Meine Fresse! Matty Sinclair jiepert hinter einer Frau her! Wer hätte das gedacht ...“
„Gar kein Jiepern , nur der Ausdruck diskreter Bewunderung. Ich würde sie gern wiedersehen.“
„Diese Gesellschaftsdamen haben ja gern eine Schwuchtel bei der Hand, mit der sie jederzeit auf Partys herum turteln können und die ihnen die Haare macht ...“
„Bitte! „
„ ... und rasch mal einen Tampon besorgen geht und sich ihre Probleme mit Liebhabern anhört. Warum bewirbst du dich nicht auf den Job?“
„Als Hausschwuler? Schon bei dem Gedanken kriege ich einen Schweißausbruch.“
Robin ließ sich auf die Couch fallen. „Bei diesen Rothaarigen habe ich immer so ein komisches Gefühl. Wie meine Stiefmutter. Die Kuh hat mich immer geschlagen, wenn Daddy gerade nicht hinguckte. Und ich konnte es ihm auch nicht sagen, weil er dann gedacht hätte, ich bin ein Schlappschwanz.“
„Armes Kätzchen!“
„Meine richtige Mutter
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