Fennelly, Tony
sündige Vergnügungen vor.“
Der Junge verzog den Mund. „Ein bisschen schräg ausgedrückt.“
„Tut mir leid.“ Ich legte meine dekadenten Glieder neben ihn und langte hinter das Kopfteil. „Pass mal auf. Wir können im Bett die Sterne sehen.“
Das Deckenpaneel glitt zurück und gab das Firmament frei. Dazu die Hälfte aller Sterne in der Galaxie. Lawrence schmiegte sich an mich und seufzte. Sein Atem war süß. Auf dem Klo hatte er sicher heimlich ein Pfefferminz gelutscht. „Matty? Glaubst du ans Wünschen?“
„Manchmal, Was wünschst du dir denn?“
Er schloss die Augen. „Ich wünschte, du würdest mich lieben.“ Ich kam seinem Wunsch in einer Gewissenhaftigkeit nach, die meinem Alter und meiner Stellung im Leben unangemessen war. Aber selbst beim Kosen und Schmusen bemerkte ich, dass mein Partner älter sein musste als die neunzehn, die ich ihm eingeräumt hatte. Seine Muskulatur war ausgeprägter und sein Teint gegerbter als bei einem Knaben. Er war möglicherweise dreiundzwanzig. Vielleicht älter. Dann aber konnte er nicht so naiv sein, wie er tat, was seltsam war. Im Augenblick genoss ich seinen biegsamen Körper jedoch zu sehr, um mich darum zu kümmern. Er erschöpfte mich bis zur völligen Erschlaffung, und ich schlief noch in der Minute des Vollzugs ein. Als ich meine Augen wieder öffnete, war mein Liebhaber schon am Fußende des Bettes und zog seine Jacke an. Ich konnte nicht länger als drei Minuten geschlafen haben, und er hatte sich in dieser Zeit ganz angezogen.
„Kuckuck, Matty.“
„Hallo. Warum so eilig?“
„Der gute Teil ist jetzt vorbei. Jetzt kommt der unangenehme.“ Er fasste in seine Tasche und holte eine Automatikpistole mit Schalldämpfer heraus. „Es hat Spaß gemacht, du bist ein sehr erfahrener Liebhaber.“
Mir kam die Luft abhanden. „Bedankst du dich so?“ Lawrence zielte mit dem Lauf zwischen meine Augen, während er um das Bett herumging. Dort tastete er so lange, bis er die Handschellen fand, und warf sie mir zu. „Zieh die an.“ Ich diskutiere nicht mit dem sicheren Tod und schloss die Handschelle um mein rechtes Handgelenk, während er das Gegenstück auf der anderen Seite fand und sicherte. Er tat meinen Fußknöcheln das gleiche an, und erst, als er mich mit gespreizten Gliedern unbeweglich gemacht hatte, senkte er die Waffe. Dann warf er anstandshalber ein Laken über meine Lenden.
„Was soll das alles?“, fragte ich vernünftig. „Hast du's mit S/M?“
„Noch schlimmer, fürchte ich.“ Das sanfte, müßig gedehnte Sprechen von Lawrence war klaren Konsonanten und klirrend prononcierter Aussprache gewichen. „Ich habe Befehl, dich zu liquidieren.“
„Liquidieren? Du meinst doch nicht ... wie man so sagt: um die Ecke bringen?“
„Darauf läuft's hinaus. Tut mir leid, aber das bringt mir zehntausend. Und in meinem Beruf kann ich mir persönliche Gefühle nicht leisten.“ Er ließ die Knarre auf seinem Schoß liegen, während er noch einmal in die Tasche langte und eine schwarze Lederschachtel hervorzog. „Aber dich hätte es sowieso erwischt, weißt du. Und ich mache es glimpflicher als andere.“
„Du musst mir nachsehen, dass ich nur schwerlich Dankbarkeit entfalten kann.“
„Bedenk doch“, - ein schnelles Lächeln - „es ist besser, als an einer Klowand festgemacht abzutreten.“ Der kleine Mörder öffnete die Schachtel und zog eine Spritze heraus. „Ich sage dir, was passieren wird. Du brauchst also gar keine Angst zu haben.“
„Da musst du aber ganz schön was erzählen.“
Lawrence Dale schien in der letzten Viertelstunde um 15 Jahre gealtert zu sein, und er war kalt wie Marmor. Der echte David. „Ich gebe dir eine intravenöse Injektion mit diesem Mittel, das deine Herzmuskeln verkrampfen wird. In kurzer Zeit wirst du einen ganz normalen Herzinfarkt haben.“
„Normal?“
„Na, eben das Übliche. Hier liegt ein weiterer Kampfesbruder, den es mitten in leidenschaftlicher Aufwallung niedergestreckt hat. Deine Freunde werden sagen: ‚War er nicht ein Glückspilz, mit wehender Fahne abzutreten‘.“
„Mein Banner ist jetzt ganz schlaff.“
„Dieses Etablissement wird schon dafür sorgen, dass die näheren Umstände verschleiert werden.“ Lawrence drückte die Luft aus der Spritze. „Die Tatsachen werden für sich sprechen. Keiner wird die Todesursache genauer untersuchen.“
Ich schloss die Augen. „Du scheinst das ja wissenschaftlich zu betreiben. Hast du so was schon mal gemacht?“
„Oft und
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