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Fennelly, Tony

Fennelly, Tony

Titel: Fennelly, Tony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord auf der Klappe
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sichern jede Tür in diesem Haus und machen sein Auto kugelsicher. Ist es nicht furchtbar, dass ihm so was zustoßen musste?“
     
    Der Sitz der Dearborn-MacIlwains ist eines der wenigen Gebäude auf der St. Charles Street, das noch als Einfamilienhaus fungiert. Eines der seltenen Häuser mit zwei Stockwerken und orangefarbenen Schindeln auf dem Dach.
    Der Butler war ein beeindruckender nubischer Riese, der aussah, als könne er mit der einen Hand mit mir Ball spielen und mit der anderen gleichzeitig stilvoll eine Limo einschenken. „Mr, Sinclair“, intonierte er und führte mich an einem Treppengeländer vorbei, das anscheinend an jedem Tag seiner Existenz poliert wurde. Mir wurde klar, warum die Dame des Hauses meine Antiquitäten nie benötigt hatte. Kein einziges der Möbelstücke weit und breit war jünger als hundert Jahre. Oder weniger wert als zehntausend Dollar.
    Im Empfangsraum saß Alma Dearborn MacIlwain persönlich, so
    still und zerbrechlich wie Biskuitporzellan. Sie sah aus, als hätte jemand sie für die Privataudienz zurechtgemacht und hier auf das Seidensofa platziert. Im Näherkommen sah ich, dass ihr korrekt onduliertes rotgoldenes Haar eine Perücke war. „Haben Sie vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Darf ich Sie Matthew nennen?“
    „Aber selbstverständlich. Wir hätten uns schon vor Jahren begegnen sollen.“
    „Allerdings, das stimmt. Ihre Mutter und ich waren zusammen auf der Sophie Newcomb. Und ihr Vater war 1940 der charmanteste Tänzer auf meinem Debüt.“ Mme . MacIlwain streckte mir eine zarte Hand entgegen, doch bedeckte ihr Ärmel alle Finger. Selbst so konnte ich sehen, was sie verbarg. Auf ihrem Gesicht waren die entstellenden Flecken kaum sichtbar, gut verdeckt mit Make-up. Krebs. Ihr ganzer Körper war voll davon.
    Ich sagte: „Es ist eine Schande, dass die Dearborns und die Sinclairs so gar keinen Kontakt mehr haben. Es gibt nur noch so wenige alte Familien.“
    Ich war leutselig. Meine Vorväter hatten sich gut hundert Jahre vor den abenteuerlichen Dearborns in New Orleans niedergelassen. Aber, Parvenu hin oder her, die Frauen der Familie hatten immer diese besondere süße Zartheit, die Männer dazu bringt, ihnen den Hof zu machen.
    „Es ist doch seltsam“, schalt sie sanft, „dass ein Sinclair in den
    Handel geht.“
    „Ich wollte mein eigenes Geld verdienen.“
    „Was für eine Idee. Aber das Möbelgeschäft hätten Sie doch den Juden überlassen können. Die können es ganz gut. Kann ich jetzt Ihr schönes Stück sehen?“
    Ich packte meine Juste -Meissonier-Uhr aus, die vielleicht das einzige Stück in meinem Besitz ist, das dieses Raumes würdig wäre, und stellte sie vor sie auf den Tisch. Wie ein Opfer, das man einer Göttin darbringt.
    Sie streichelte den bronzenen Rahmen mit dem Muschelmuster.
    „Ach, wie elegant. Wollen Sie sie mir verkaufen?“
    „Nein, Ma'am.“
    „Das dachte ich mir. Danke trotzdem, dass Sie sie mir gezeigt haben.“ Die Hand blieb, um die Ornamente nachzuzeichnen. „Ich habe Sie in einer anderen Angelegenheit rufen lassen.“
    „Das dachte ich mir. Der tragische Verlust ihres Schwiegersohnes.“
    „Verlust?“ Ein unerwartetes Schnauben. „Ich habe Hubert nie gebilligt. Vom ersten Tag an, an dem Millicent ihn mit nach Hause brachte.“
    „Aber ich habe gehört, dass er sehr gut aussah.“
    „Das stimmt. Für Unkultivierte.“ Ihre Nasenflügel bebten. „Die arme Millicent war von seiner oberflächlichen Art und seinem ständigen Lächeln so eingenommen. Aber ich habe Hubert Loomis in vielen Ausgaben mein ganzes Leben lang gekannt. Wo es behütete junge Mädchen aus wohlhabenden Familien gibt, dort finden Sie auch ganze Scharen von Loomissen , die sich daran ergötzen.“
    „Ah ja.“
    „Reitlehrer, Tennisprofis, Playboys, alle mit dem gleichen Lächeln und dem spontanen Charme. Alle versuchen, ihr Glück zu machen, indem sie eine du Pont, eine Mellon oder eine Vanderbilt heiraten. Oder eine MacIlwain.“
    „Das ist ja auch besser, als Zuckerrohr zu schneiden.“
    „Sie sammeln sich bei Debütantinnenbällen. an Ferienorten, wo immer sie ihre Beute finden. Ich habe Millicent in abgelegene katholische Schulen geschickt, weil ich dachte, dort würden ihr diese ...“
    „Blutsauger.“
    „... erspart bleiben. Goldgräber, das ist der freundlichste Begriff, den ich für sie habe. Aber bei allen diesen Vorsichtsmaßnahmen wurde meine Tochter nur umso anfälliger für den erstbesten Frauenhelden.“
    Die Dame hustete laut,

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