Fennelly, Tony
wäre für mich sehr schwer gewesen. Ich bin in diesem Haus aufgewachsen.“ Sie blickte über ihre exquisiten Möbel, als ob sie sie im Geiste verbrennen wollte.
„Ich sterbe.“
„Ich weiß, es tut mir leid.“
„Sie wissen es?“
„Frauen Ihrer Klasse tragen keine Perücken.“
„Es sei denn, wir hätten bei der Chemotherapie alle Haare verloren. Ja. Also, was würden Sie an meiner Stelle tun?“
„Ich würde vielleicht meinen schwarzen Ritter in glänzender
Rüstung bitten, das Problem aus der Welt zu schaffen.“
Sie lächelte traurig. „Sie haben Fantasie, Mr. Sinclair. Aber falls ich jemals solche Vorstellungen hatte, habe ich sie nie in die Tat umgesetzt. Ein unbekannter Krimineller hat Hubert umgebracht, und das ist alles. Durch puren Zufall ist es für alle Beteiligten gelöst worden ... Bitte belassen Sie es dabei.“
„Sie meinen, ich soll die Ermittlungen einstellen?“
„Stillschweigend. Ja. Es ist alles so ekelhaft.“ Ein Tuch aus irischem Leinen wurde an die zarte Nase geführt, um den Abscheu zu dramatisieren. „Ich habe es bereits mit Inspektor Washington besprochen. Er ist reizend und gar nicht so ungebildet. Warum können sie nicht alle so sein, was meinen Sie?“
„Meinen? ... Ich habe ...“
„Jedenfalls hat er alle Hände voll zu tun mit wirklichen Verbrechen in dieser Stadt. Ich bin sicher, er wird dieser scheußlichen Sache mit meinem Schwiegersohn nicht die höchste Bedeutung zumessen.“
„Das stimmt, dass Frank nicht nur einen Fall hat.“
„Also liegt es nur an Ihnen, nicht wahr, Mr. Sinclair, die gesamte Angelegenheit in Vergessenheit geraten zu lassen, so wie es angebracht wäre. Wenn Sie das für mich tun könnten, würde ich mich dankbar zeigen.“ Sie lächelte, als wäre damit alles besprochen. „In dem bisschen Zeit, das mir noch bleibt. Für Ihr kleines Geschäft könnte das viel ausmachen, das verspreche ich Ihnen.“ Als der Butler mich hinausließ, saß Alma Dearborn MacIlwain immer noch bewegungslos auf dem Sofa und wartete, dass sie nach oben getragen und ins Bett gebracht wurde. Vielleicht zum letzten Mal.
VIERZEHNTES KAPITEL
MONTAGABEND
Der Mond stand schon hoch und leuchtete hell, als wir Brandi mit einer Garderobe aus Herbstfarben ausgestattet hatten, und ich nahm sie mit nach Hause auf einen - wie wir dachten - Gutenachtdrink. Sie war noch übermütig vor Freude, packte ihre Einkaufstüten und wirbelte auf Zehenspitzen herum, um ihren neuen grün- goldenen Rock um ihre Knie wogen und wirbeln zu sehen.
„Soll diese hohe Eisentür den Mob aus- oder euch Verrückte einsperren?“
Ich tastete nach meinem Schlüsselbund. „Theoretisch kann ich raus, und die anderen nicht rein ... Dieser hier ist für das Tor.“ Ich schloss auf und drückte gegen das schmiedeeiserne Blumen-Ornament.
„Bleib, wo du bist.“
Brandi fuhr bei diesem Befehl wütend herum, aber ich drehte mich langsamer und vorsichtiger. Ich hatte die Stimme erkannt. Mein vormaliger Liebhaber, Lawrence Dale, stand da mit der Waffe im Anschlag.
„Du solltest allein kommen, Matty.“
Die Waffe war eine automatische Browning Hi-Power mit einem Schalldämpfer. Dieses Mal würde es keine Spritzen und glücklichen Umstände geben.
„Wenn du ... dich nur angemeldet hättest.“
Sein Mund zuckte. „Ich habe keinen Sinn für Humor. Die Frau ist ein Problem, das musst du einsehen. Für die werde ich nicht bezahlt.“
„Brandi“, sagte ich, „du wirst hier nicht gebraucht. Hau ab.“ Sie stellte sorgsam ihre Taschen hin und die Füße fest nebeneinander.
Typisch Frau; sie machen genau das Gegenteil von dem, was sie sollen.
„Du meinst, ich soll dich hier mit diesem ... das kommt überhaupt nicht in Frage.“
Lawrence zielte immer noch auf meinen Kopf. Er hatte keine Ahnung, dass ich ihm nicht drohen konnte. Meine Puppen taten noch von unserer letzten Begegnung weh, und es war sogar schmerzhaft, die Arme zur allgemeinverständlichen Haltung von Ergebung zu heben.
„Ich gebe dir fünf Minuten, um sie umzustimmen. Wenn die
Frau dann nicht weg ist, steht sie auch zum Abschuss frei.“
„Mal langsam, ich werde sie schon los. - Bitte, Liebling!“
Ich sah, wie ihre Augen hart wurden, als sie die Entfernung zwischen sich und der Knarre abmaß. Es war zu weit. Schwarzer Gürtel hin oder her, es gab keine Möglichkeit, zu Lawrence zu gelangen, ohne dass er vorher abdrückte und ihre Bemühungen mit einer Neun-Millimeter-Kugel beendete. Die Knie wurden mir
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