Fenster zum Tod
bestellen, um deren Ansinnen zu erörtern. Was Allison nicht weiß, ist, dass Howard ihr Gesprächspartner sein wird.
Für zehn vor zwei bestellt er beim Zimmerservice Kaffee für zwei Personen. Er hat zwar keine Ahnung, ob Allison zur Pünktlichkeit neigt, geht aber davon aus, dass hunderttausend Dollar ein durchaus überzeugendes Argument für Höflichkeit sind.
Die Porzellantassen samt Untertassen stehen bereits auf dem kleinen Tisch, Silberlöffel und weiße Leinenservietten liegen daneben, als es eine Minute vor zwei leise an der Tür klopft. Howard erhebt sich von dem Sofa, auf dem er, ein Bein auf dem Knie des anderen, schon eine Weile gesessen hat. Er öffnet die Tür einen Spaltbreit.
Allison klappt die Kinnlade herunter. »Verzeihung. Ich habe mich in der Tür –«
»Ms. Fitch, erfreut, Sie kennenzulernen«, sagt er. Er öffnet die Tür weit und macht eine ausholende Armbewegung ins Zimmer hinein. »Sie sind auf die Minute pünktlich.«
Sie zögert, dann tritt sie ein.
»Wo ist Bridget?«, fragt sie.
»Ich werde hier heute Bridgets Interessen vertreten«, antwortet er.
»Wer zum Teufel sind Sie?«
»Ich heiße Howard Talliman.« Er hält es für überflüssig, ein Pseudonym zu verwenden. Wenn diese Frau sich im Internet über Bridget und Morris schlaugemacht hat – wovon er überzeugt ist –, dann ist sie irgendwann bestimmt auch auf seinen Namen und sein Foto gestoßen. »Ich bin ein Freund der Familie.«
»Ja, klar, ich weiß wer Sie sind«, sagt sie. »Sie sind … so was wie sein Wahlkampfleiter.«
»Nehmen Sie doch Platz. Ich habe Kaffee bestellt.«
Auf dem Weg zum Sofa lässt Allison das Zimmer auf sich wirken. »Wo ist das Bett?«, fragt sie. »Ich meine … nicht, dass … ich hab nur noch nie ein Hotelzimmer ohne Bett gesehen.«
Howard zeigt auf eine geschlossene Tür. »Dort ist das Schlafzimmer.«
Allison ist beeindruckt. »Ein Hotelzimmer mit einem separaten Schlafzimmer?«
»Ja.«
»Darf ich sehen?« Mit einem Neigen des Kopfes deutet sie auf die geschlossene Schlafzimmertür.
»Bitte sehr.«
Sie öffnet die Tür und pfeift anerkennend. »Wow.« Sie kommt zum Sofa zurück und setzt sich. »Was müssen Sie für so ein Zimmer pro Tag hinblättern?«
»Das ist wohl nicht ganz das, worum es hier geht, nicht wahr?«
»Ich will damit nur sagen, wenn Bridget sich ein Zimmer wie das hier leisten kann, nur damit Sie und ich plaudern können, dann war ich vielleicht ein bisschen zu bescheiden.«
Auch in Howards Augen sind die hunderttausend Dollar keine besonders ambitionierte Forderung, doch das behält er lieber für sich. Er nimmt die silberne Kaffekanne beim Henkel und sagt: »Darf ich Ihnen eine Tasse einschenken?«
»Aber ja.«
Dampf steigt auf, als der Kaffee sich in die Tassen ergießt. Allison nimmt Zucker und Sahne, Howard trinkt seinen schwarz. Er lehnt sich bequem in seinem Sessel zurück, die Untertasse in einer, die Tasse in der anderen Hand.
»Also, Ms. Fitch. Sie haben da zweifellos für ein wenig Aufruhr gesorgt.«
»Na ja, ich weiß nicht, was genau Bridget Ihnen erzählt hat.«
»Sie hat mir genug erzählt. Dass Sie beide Freundschaft geschlossen haben, und zwar eine ganz besondere Freundschaft, dass Sie zusammen in Barbados waren und dass Sie danach erfuhren, dass Bridget mit Morris verheiratet ist.«
»Ja, das kommt ungefähr hin.« Sie trinkt einen Schluck Kaffee, verzieht das Gesicht, zuckert nach und rührt um.
»Und als Sie das erfahren hatten, witterten Sie eine Gelegenheit.«
Allison Fitch errötet. »So würde ich das vielleicht nicht nennen.«
»Wie würden Sie es denn nennen?«
»Vielleicht … ich würde es vielleicht einen Gefallen nennen. Ich würde sagen, ich tu Bridget einen Gefallen.«
Howards buschige Augenbrauen schießen kurz nach oben. »Erklären Sie mir das.«
»Na ja, ich dachte mir, sie möchte vielleicht nicht, dass das mit uns beiden herauskommt, Sie wissen schon, dass wir was miteinander hatten, und ich habe ihr eine Möglichkeit gezeigt, wie sich das verhindern lässt.«
Howard nickt. »Verstehe. Sie sind eine wahrhaft edle Seele. Und wie genau wollten Sie verhindern, dass diese Information an die Öffentlichkeit gelangt?«
Ihre Augen werden schmal. »Und Sie sind ein ziemlich arroganter Klugscheißer, was?«
»Ich bin vieles, Ms. Fitch.«
»Hören Sie, Sie kennen die Antwort doch schon. Ich habe ihr gesagt, dass ich im Moment ein bisschen klamm bin, und wenn sie mir aushilft, dann sorge ich dafür, dass
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