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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Erdgeschoss unserer Nachbarn auf der Südseite zugange war, und –«
    »Das waren die Hitchens«, warf Thomas ein.
    »Genau. Und zwar vor dem Schlafzimmerfenster, und Mrs. Hitchens zog sich gerade an.«
    »Hmm«, machte Parker.
    »Sie war nackt«, bemerkte Thomas sachlich. »Dieses Fenster war genau 8 Meter und 76 Zentimeter vom Gehsteig entfernt. Auf den Plänen stand aber 8 Meter und 83 Zentimeter.«
    »Mrs. Hitchens hat sich ziemlich aufgeregt und die Polizei gerufen. Meinen Eltern gelang es, sie und die Polizei davon zu überzeugen, dass Thomas in völlig harmloser Mission unterwegs gewesen war, aber es war nicht mehr so wie früher zwischen Thomas und den Nachbarn. Für meine Eltern wurde es immer peinlicher, und da beschlossen sie, hier heraus zu ziehen.«
    »Die Pläne für das Grundstück hier sind auf den Millimeter genau«, sagte Thomas.
    Wieder wechselten Parker und Driscoll einen Blick. Ich wusste schon nicht mehr, wie oft sie das in der vergangenen Stunde getan hatten. »Jetzt wollen wir Sie aber nicht länger von der Arbeit abhalten«, sagte Parker zu Thomas. »Ihr Bruder wird uns hinausbegleiten.«
    »Gut«, sagte er und wandte sich wieder seiner Maus und der Tastatur zu.
    Wir gingen nach unten.
    »Was nun?«, fragte ich Parker.
    »Wir werden Bericht erstatten«, antwortete sie. »Dieser Besuch diente zur Einschätzung des Gefahrenpotenzials, Mr. Kilbride. Ich glaube nicht, dass Agent Driscoll eine drohende Gefahr sieht, und ich würde mich ihm anschließen. Die Regierung der Vereinigten Staaten bekommt Tag für Tag Nachrichten von«, sie unterbrach sich, um ihre Worte sorgfältig zu wählen, »Personen, die oft eine recht eigenwillige Interpretation davon haben, was um sie herum geschieht. Zu neunundneunzig Prozent stellen sie keine erkennbare Bedrohung dar – sie sind harmlos, aber wir investieren viel Zeit, die aufzuspüren, die nicht harmlos sind.«
    Ich hatte das Gefühl, die letzte Stunde mit angehaltenem Atem zugebracht zu haben. Ich deutete Parkers Worte als gute Nachricht, trotzdem hatte mein Adrenalinpegel ungeahnte Höhen erreicht. Außerdem war ich stinksauer auf Thomas. Ich wusste, ich musste Nachsicht mit ihm haben. Aber auch, wenn er uns das FBI auf den Hals hetzte? Das Blut, das durch meine Adern rauschte, war elektrisch geladen.
    »Ihr Bruder muss sich ein anderes Hobby suchen«, fuhr Parker fort. »Wenn er weiterhin Regierungsstellen mit seinen Geschichten über einen bevorstehenden Totalausfall sämtlicher Computersysteme bombardiert, werden Sie bald wieder Besuch bekommen. Wenn nicht von uns, dann von jemand anderem.«
    »Alles klar.«
    »Es ist nicht mehr so wie vor zwanzig Jahren«, sagte sie. »Heute nimmt so was niemand mehr auf die leichte Schulter. Schauen Sie sich an, was in Tucson passiert ist. Thomas hat vorhin von einer Psychiaterin gesprochen. Geht er da regelmäßig hin?«
    »Ja.«
    Schon hatte sie wieder ihr Notizbuch in der Hand. »Name?«
    Ich wollte ihn ihr nicht sagen, doch wie lange hätte sie gebraucht, um ihn selbst herauszufinden? Fünf Minuten? Zehn, maximal. Ich konnte nur hoffen, dass Laura Grigorin Thomas in einem möglichst günstigen Licht zeichnete. Oder die beiden einfach zum Teufel jagte.
    Ich gab Parker den Namen.
    »Guten Tag, Mr. Kilbride«, sagte sie.
    Driscoll nickte, sagte aber nichts. Ich sah den beiden nach, wie sie die Verandastufen hinabstiegen und zu ihrem Dienstwagen zurückgingen.
    Auf das, was ich als Nächstes tat, bin ich nicht stolz.

Sechzehn
    H oward Talliman versteht, warum Bridget Sawchuck ihm die Einzelheiten ihrer misslichen Lage an einem öffentlichen Ort schildern wollte. Einerseits muss er hier an sich halten, und andererseits ist es absolut unverdächtig, wenn man sie zusammen sieht. Was ist schließlich dabei, wenn Howard sich mit der Frau seines besten Freundes zum Mittagessen trifft? Er ist ebenso sehr ihr Berater wie seiner.
    Mit Allison Fitch jedoch will Howard keineswegs zusammen gesehen werden. Von diesem Treffen soll niemand etwas erfahren.
    Er bucht also eine Tagessuite im Roosevelt an der Ecke Madison Avenue und 45. Straße. Er will ein Zimmer mit getrenntem Wohn- und Schlafbereich, denn er denkt, dass es Allison vielleicht nicht ganz geheuer wäre, einem ihr völlig unbekannten Mann auf engstem Raum zu begegnen, noch dazu, wenn das Möbelstück, das diesen Raum dominiert, ein großes Doppelbett ist. Geradezu ein Wink mit dem Zaunpfahl. Er weist Bridget an, Allison für zwei Uhr Nachmittag in das Hotel zu

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