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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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wird.«
    »Das sagst ausgerechnet du, der du doch selbst gesagt hast, wie wichtig es wäre, heute gut ausgeruht ans Werk zu gehen. Und dann stehst du in aller Herrgottsfrühe schon fix und fertig angekleidet vor mir …«
    »… ich konnte einfach nicht mehr schlafen«, erwiderte Ferdinand achselzuckend. »Und nachdem ich gesehen habe, dass es das Wetter gut mit uns meint, muss ich nun unbedingt so schnell wie möglich in die Halle, um dort nach dem Rechten zu schauen. Ich halte es einfach nicht mehr aus, hier im Zimmer:«
    Isabella schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln. »Das kann ich mir schon denken, was in dir vorgeht. Ich habe es auch gar nicht anders erwartet: von wegen Arbeitsbeginn um ein Uhr am Nachmittag. Nie und nimmer habe ich das für möglich gehalten, zumindest was dich betrifft. Du wirst wieder einmal der Erste sein …«
    Ferdinand wiegte seinen Kopf. »… ich denke, der Dürr wird noch früher da sein – wenn er nicht bereits dort ist. Der hat sicher vor lauter Aufregung in der Nacht gar kein Auge zugetan.«
    »… und dabei darf er dann beim Jungfernflug noch nicht einmal mit an Bord sein, der arme Kerl.«
    »Das macht ihm, glaube ich, gar nicht so viel aus. Er will das Flugverhalten des Luftschiffs lieber von unten betrachten – und es ist mir allemal lieber, wenn so sachkundige Leute wie Dürr und Kober uns auf dem Dampfboot hinterher fahren, denn sie wissen dann im Falle eines Falles ganz genau, was zu tun ist. Auch wenn ich inständig hoffe, dass dieser Fall erst gar nicht eintreten wird.«
    »Das hoffe ich auch, Ferdi.« Instinktiv faltete Bella die Hände. »Nicht auszudenken, wenn dir etwas zustoßen würde!«
    »Mir wird nichts passieren, Bella. Glaube mir. Mach dir bitte keine Sorgen! Achte lieber darauf, dass du dann mit unserer Hella pünktlich um vier Uhr auf der »König Karl« bist. Nicht, dass ihr beide womöglich den Aufstieg verpasst«, setzte er lächelnd noch hinzu und drückte seiner Isabella einen innigen Kuss auf die Wange. »So – und nun Adieu meine Liebe. Der Marx wartet unten schon mit dem Boot auf mich.«
    Wie ein Lauffeuer hatte es sich in Friedrichshafen herumgesprochen, dass sämtliche Arbeiter des Grafen schon viel früher, als von Zeppelin angeordnet, in die Schwimmhalle geeilt waren, um dort die letzten Überprüfungen des Luftschiffs vorzunehmen. Und so strömten die Menschen trotz des Werktages jetzt in Scharen zur Manzeller Bucht, um dort einen möglichst guten Platz zu ergattern, von dem aus sie Zeugen des für heute sicher erwarteten Aufstiegs werden konnten. Auch auf den Ausflugsschiffen und sonstigen Booten rund um Friedrichshafen gab es keinen freien Platz mehr. Die Gendarmen, notgedrungen unterstützt vom Militär, hatten alle Hände voll zu tun, um die neugierige, stündlich ungeduldiger werdende Menschenmenge, die im Lauf des Tages auf deutlich über zehntausend Köpfe angewachsen war, einigermaßen im Zaum zu halten.
    Die Zeit verfloss – und neuerlich schien es so, als kämen die Revisionsarbeiten im Inneren der riesigen Halle, aus der lediglich ganz schwach zu vernehmende Befehle und manchmal das metallische Klirren eines zu Boden fallenden Werkzeugs nach draußen drangen, einfach nicht voran. »Schon sechs Uhr vorbei! Das wird heute wohl wieder nichts mehr werden!«
    Doch dann! Dann endlich war es soweit! Plötzlich wurden die gewaltigen Tore der Luftschiffhalle geöffnet und das von einem Floß gezogene Luftschiff schwebte jetzt, begleitet vom ehrfurchtsvollen Raunen der vieltausendköpfigen Menge, knapp über der Wasseroberfläche majestätisch nach draußen. Kaum ein Windhauch war zu spüren. Ideale Voraussetzungen für den Aufstieg!
    Wenige Minuten zuvor war in der Halle als letzte Vorbereitungsarbeit das Abwiegen des Schiffes zur völligen Zufriedenheit von Chefingenieur Dürr abgeschlossen worden. Mit dem trockenen Satz: »Luftschiff zur Abfahrt bereit!« überbrachte er dem Grafen die alles entscheidende Meldung.
    Ferdinand von Zeppelin nickte ernst, dann nahm er die Mütze vom Kopf, faltete die Hände und sprach ein kurzes Gebet.
    Um zehn Minuten vor acht Uhr war das nach wie vor am Floß vertäute Luftschiff in die richtige Windrichtung bugsiert. »Schaut! Und jetzt besteigen sie die Gondeln!«
    Noch einmal blickte Ferdinand von Zeppelin sich um und spähte in Richtung des großen Dampfschiffs »König Karl«, das mit seinen zahlreichen Ehrengästen einen respektvollen Sicherheitsabstand zu dem Luftschiff wahrte. Es war kaum

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