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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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möglich, unter den dicht an dicht an der Reling stehenden Menschen seine Frau und seine Tochter auszumachen, zumal auf sein kurzes Winken ihm die versammelte Schar der Gäste fröhlich zurückwinkte. Nun gut. Gleich mehreren von ihnen hatte sein ganz besonderer Gruß gegolten: Hella und Bella natürlich, dazu vor allem seinen beiden Geschwistern Ely und Ebi, die es sich natürlich ebenfalls nicht hatten nehmen lassen, an dem großen Tag, an dem der Lebenstraum ihres Bruders endlich in Erfüllung gehen würde, persönlich anwesend zu sein.
    Während der Graf zusammen mit Bassus und Ingenieur Burr in die vordere Gondel kletterte, nahmen Monteur Groß und der Berichterstatter Wolf ihre Plätze in der hinteren Gondel ein.
    Ganz langsam stieg das Schiff, immer noch durch starke Taue mit den Soldaten der Haltemannschaft verbunden, nach oben. Meter um Meter gewann das Luftschiff an Höhe. Trotz der vielen tausend Beobachter ringsum herrschte angespannte Ruhe. Atemlos beobachteten die Menschen den majestätischen Koloss, der, wie schon am gestrigen Abend, von den letzten Sonnenstrahlen magisch illuminiert, in den Himmel schwebte. Dieses Mal freilich mit einer fünfköpfigen Besatzung an Bord. Nur die scharfen Kommandos aus der vorderen Gondel durchschnitten die Stille: »Ein Meter höher!«
    So ging es über zwei Dutzend Mal.
    »Ein Meter!« Und wieder ließ die Haltemannschaft ein Meter Tau durch die Hände gleiten.
    Bis zur Höhe von 30 Metern. Noch immer lag das Schiff absolut waagrecht in der Luft. Perfekt austariert. Sämtliche Nähte und Ventile der 16 Gaszellen hielten folglich dicht. Und keinerlei Verformung am Schiffskörper war zu erkennen. Gott sei Dank!
    Plötzlich ein besonders lauter Befehl: »Taue lösen!«
    Sofort gaben Soldaten die vorderen Taue frei, mit einigen Sekunden Verzögerung auch diejenigen an den hinteren Tauen. Um drei Minuten nach 8 Uhr am Abend war das Luftschiff damit endgültig von seinen Halteleinen befreit.
    »Es fliegt!«
    »Hurra!«
    »Ein Hoch auf den Grafen Zeppelin!«
    »Hoch – Hoch – Hoch!«
    Mit dem Bug leicht nach oben stieg das Luftschiff weiter in die Höhe.
    »Da schaut: das Schiff schwankt!«
    »Das ist nur wegen dem Ausgleichsgewicht, das es wieder exakt in die waagrechte Position bugsieren soll.«
    In der Tat überschlugen sich nun die Ereignisse. Gerade hatte das Luftschiff in eine waagrechte Position zurückgefunden, da dröhnte plötzlich Lärm über den Köpfen der Menschen. Gross hatte den hinteren Motor gestartet, wenig später Burr den vorderen. Die Propeller begannen zu arbeiten. Augenblicklich drehte sich das Schiff nach Norden und nahm Fahrt auf – gegen die Windrichtung! Denn der Wind kam ja aus Südosten. Das war der Beweis. Es funktionierte tatsächlich!
    Über 400 Meter hoch stieg das Luftschiff und nahm dabei Kurs auf Immenstaad – immer verfolgt vom Motorboot »Württemberg«, das mit den Ingenieuren Dürr und Kober an Bord im Falle eine Havarie Sorge für den sicheren Rücktransport tragen sollte, sowie von weiteren Begleitbooten und natürlich vom Dampfschiff »König Karl« samt den Ehrengästen.
    Während die Beobachter unten auf dem Wasser sich in einen regelrechten Jubelrausch hineinsteigerten, hatten Dürr und Kober längst ihre Stirn in ernstere Falten gelegt. »Irgendetwas stimmt da oben nicht«, murmelte Kober.
    »Es muss mit der Trimmung zusammenhängen«, pflichtete ihm Dürr mit vor Aufregung rauer Stimme bei.
    »Wahrscheinlich das Laufgewicht. Irgendwie scheint es festzustecken.«
    »Scheint mir auch so. Denn einen anderen Grund kann ich nicht dafür ausmachen, weshalb sie ständig die Schrauben vor- und zurück bewegen.«
    »Hoffentlich halten die Motoren diese zusätzliche Belastung aus!«
    »Und der Wind dort oben scheint mir ziemlich böig zu sein!«
    »Da! Sie lassen aus den vorderen Tanks Wasserballast ab!«
    »Das ist gefährlich! Wie leicht kann das Luftschiff dadurch nach oben durchschießen!«
    Den beiden Männern stockte der Atem. Voller Anspannung und mit heftig klopfenden Herzen starrten sie in den Himmel auf das immer höher steigende Luftschiff. Sekunden danach atmeten sie erleichtert durch.
    »Gott sei Dank! Es hat offenbar funktioniert! Sie haben wohl gleichzeitig hinten auch noch Gas abgeblasen.« Das Luftschiff hatte seine Geschwindigkeit nun sogar deutlich erhöht und zog majestätisch seine Bahn. Ein überwältigender Anblick – der freilich nur von kurzer Dauer war.
    »Und jetzt versucht er sogar, eine Schleife zu

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