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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Anhängeketten im völligen Gleichgewicht knapp über der Wasserfläche schwebte und lediglich noch von Halteleinen am Floß fixiert war.
    Auch die allerletzte Überprüfung der verschiedensten Funktionen durch Ludwig Dürr war zu dessen Zufriedenheit ausgefallen. »Das Schiff wäre bereit, Exzellenz«, keuchte der junge Mann, der seine Aufregung nun nicht mehr zu verbergen vermochte.
    »Dann können wir der Floßbesatzung also den Befehl geben, das Schiff aus der Halle zu ziehen«, konstatierte Zeppelin zufrieden, während er aus den Augenwinkeln erkennen konnte, dass sich Professor Hergesell mit seltsam zerknirschter Miene näherte.
    »Ich muss Sie leider enttäuschen, Exzellenz«, begann der Meteorologe ohne Umschweife seinen Bericht. »Der Wind hat wider alles Erwarten doch stärker aufgefrischt, als ich das vorausgesagt habe. Die Messung mit dem Fesselballon ergibt momentan in fünf Metern Höhe bereits eine Windstärke von sieben Metern in der Sekunde.«
    »Das ist zuviel!« Zeppelin war sich über die Konsequenz dieser Aussage sofort im klaren. »So viel können die Motoren nicht leisten, um dagegen anzukommen. Dann müssen wir den Aufstieg noch einmal verschieben. Halten Sie es für möglich, dass sich der Wind später am Tag noch legen wird, oder müssen wir die Sache für heute ganz abblasen?«
    Hergesell breitete mit sichtlicher Verlegenheit die Arme aus. »Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht, Exzellenz. Ich kann es nicht genau voraus sagen. Es ist durchaus möglich …« »…also was jetzt: absagen oder nicht?«
    »Gänzlich zu einer Absage würde ich nicht raten. Der Wind kann sich gegen Nachmittag schon noch legen.« »Nun gut, dann werden wir die neue Aufstiegszeit mit zirka fünf Uhr benennen«, entschied der Graf mit einer bewundernswerten Gelassenheit. »Und in der Zwischenzeit werden wir mit der Haltemannschaft üben, wie sie das Luftschiff beim Aufstieg und bei der Landung sicher fixieren kann. General von Schottenstein hat mir ja schon gestern dankenswerterweise mitgeteilt, dass er im Laufe des Vormittags zusätzlich 30 Soldaten aus Weingarten zur Verstärkung der Haltemannschaft schicken wird. Dann können sich die Männer wenigstens einmal mit dem Luftschiff vertraut machen, bevor es gleich ernst wird. Das kann keinesfalls schaden.«
    So sinnvoll diese Übungen tatsächlich auch sein mochten, zu denen der dem Grafen wohlgesonnene württembergische Kriegsminister, die zusätzlichen Helfer herbei beordert hatte, so nervtötend fielen die Ergebnisse der Windmessungen aus, die Professor Hergesell, der selbst beinahe verzweifelte, alle halbe Stunde durchführte. Der Wind wollte einfach nicht abflauen! »Es ist zum Verrücktwerden«, schimpfte Hergesell. »Dabei war ich mir eigentlich ganz sicher, dass es bald vorbei sein müsste mit dieser Windstärke.«
    »Machen Sie sich nichts daraus, Professor. Es ist ja nicht ihre Schuld. Und vergessen Sie bitte nicht: der Bodensee ist eben der Bodensee. So sehr sich das nach einer Binsenweisheit anhört, so verlässlich kann ich Ihnen sagen, dass sich am Bodensee mit seinen ganz speziellen Witterungsbedingungen schon viele verschätzt haben, die deswegen hinterher in Seenot geraten sind.«
    »Verschätzt!« empörte sich Hergesell, dessen Nerven tatsächlich blank lagen, »Ich schätze nicht: ich analysiere wissenschaftlich!«
    »So war das auch gar nicht gemeint, Professor«, beschwichtigte Zeppelin den aufgebrachten Meteorologen. »Ich möchte damit lediglich zum Ausdruck bringen, dass das Wetter am Bodensee trotz aller Wissenschaft immer noch ein bisschen unberechenbarer bleibt, als andernorts. Aber ich möchte Sie dennoch fragen: müssen wir den Aufstieg für heute absagen, oder sollen wir noch warten. Ich lasse die Entscheidung gerne in Ihren Händen.«
    »Absagen!« fauchte Hergesell. »Ich gehe nicht mehr davon aus, dass sich der Wind heute noch legen wird.«
    »Dann ist es eben nicht zu ändern«, kommentierte der Graf das neuerliche Scheitern seiner Pläne achselzuckend. »Wir werden also die blaue Flagge hissen, damit auch die Zaungäste mit ihren Schiffen auf dem See erkennen können, dass sie nicht länger ausharren müssen. Und Sie Wilcke, übernehmen es wieder einmal, die Ehrengäste auf dem Dampfschiff persönlich darüber in Kenntnis zu setzen. Wenn die Herrschaften mögen, dann bin ich gerne bereit, nachher persönlich auf die »König Karl« zu kommen, um ihnen die Sachlage im Detail zu schildern.« Als habe er wahrlich keine anderen Sorgen,

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