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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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ihren Köpfen. Dieser imponierende Koloss, der so selbstverständlich federleicht in die Höhe gestiegen war und jetzt am Himmel geradezu festgeschraubt schien. Festlich beleuchtet vom märchenhaften Licht der letzten Sonnenstrahlen! Ein Traum war Wirklichkeit geworden!
    Und sämtliche Systeme funktionierten einwandfrei! Genau so, wie sie es wieder und wieder berechnet hatten! Welch ein Triumph!
    Ein einziger Glücksmoment, der für alles entschädigte, was er an Demütigungen und Zumutungen in den zurückliegenden Jahren je hatte erfahren müssen!
    Dann das vorsichtige Ablassen des Gases, das langsame Niedersinken des Schiffes, das erneute Vertäuen und die Einfahrt in die Luftschiffhalle: alles konnte gar nicht besser funktionieren wie an diesem Abend.
    Dem richtigen Aufstieg stand also nichts mehr im Wege. Allenfalls das Wetter …
    »Nun: welche Wetterprognose können Sie uns also für den morgigen Tag stellen«, wandte sich Zeppelin sicherheitshalber ein weiteres Mal an den Meteorologen, der gerade eben damit beschäftigt war, die Halteleinen seines Beobachtungsballons zu überprüfen. »Wie wird das Wetter werden?«
    »Meiner Berechnung nach wird es gut werden«, knurrte Hergesell verdrießlich, »aber Sie wissen ja, wie das hier am See so ist mit stundengenauen Prognosen …«
    Der Graf schmunzelte verständnisvoll. »Ich habe es ja von Anfang an gesagt, Professor: Sie haben eine der undankbarsten Aufgaben von allen übernommen. Der Bodensee ist und bleibt ein schwieriges Terrain für die Wetterforschung. Aber ich stimme Ihnen zu: morgen wird das Wetter gut werden – das glaube ich auch. Das sagt mir schon dieser wunderbare Sonnenuntergang, den wir vorhin erleben durften. Morgen wird uns der Aufstieg gelingen.«
    »Das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen,« erwiderte Hergesell feierlich.
    »Es wird so kommen, glauben Sie mir. Montag, der 2. Juli 1900 wird in die Geschichte der Luftfahrt eingehen!«
    »Hoffen wir es!«
    »Aber jetzt bin ich müde – genauso müde, wie meine tapferen Männer. Ich denke, nach den Anstrengungen des heutigen Tages haben wir uns auch wirklich eine ausgedehnte Bettruhe verdient. Und deshalb sollen sie morgen ausschlafen. Wilcke? Sagen Sie bitte allen, dass wir erst um ein Uhr am Nachmittag mit den Aufstiegsvorbereitungen beginnen werden. Und sie sollen auch wirklich bald ins Bett gehen. Denn morgen werden sie ihre ganze Kraft und Konzentration brauchen. Und den Ehrengästen, Wilcke, teilen Sie bitte mit, dass ich den Aufstieg nun definitiv für Spätnachmittag einplane. Wenn sie um spätestens vier Uhr an Bord der »König Karl« eintreffen, dann sind wir auf der sicheren Seite. Die Herrschaften brauchen nicht zu befürchten, dass sie zu spät kommen werden, denn vorher sind wir erst einmal wieder mit der Überprüfung aller Teile und mit der Nachfüllung der Gaszellen beschäftigt. Das wird gut und gerne drei Stunden in Anspruch nehmen. Also, wie gesagt: es reicht völlig aus, wenn sie um kurz vor vier Uhr da sind.«
    »Das werden sich die Herrschaften sicherlich nicht zweimal sagen lassen. Nach der gewaltigen Begeisterung, die sie heute schon ergriffen hat«, strahlte Zeppelins Sekretär. »Und das nach dem ganzen Verdruss und den überdeutlichen Unmutsäußerungen, mit denen ich nach dem verschobenen Aufstieg konfrontiert worden bin! Es ist unglaublich, wie sich die Stimmung schlagartig gedreht hat, als das Luftschiff aus der Halle geschwebt ist! Ein wahres Wunder!«
    Gleich beim Aufwachen am kommenden Morgen spähte Ferdinand von Zeppelin aus dem Fenster. Tatsächlich! Das Wetter hielt. Die Sonne strahlte aus einem nahezu wolkenlosen Himmel und am leichten Kräuseln der Wellen war zu erkennen, dass allenfalls ein leichter Wind über der Wasseroberfläche wehte. Alle äußeren Anzeichen sprachen also dafür, dass Zeppelin mit seinem Luftschiff am 2. Juli 1900 tatsächlich in den Himmel steigen würde!
    Die äußeren Anzeichen!
    Hoffentlich waren über Nacht in der Halle keine Schäden am Luftschiff entstanden! Alles, nur das nicht. Hastig kleidete der Graf sich an und stand bereits im Begriff, ganz leise seinen Gehrock vom Haken zu nehmen, als Isabella erwachte und ihren Ehemann aus schlaftrunkenen Augen ungläubig musterte. »Ferdi! Was machst du denn da? Wo willst du denn hin?«
    »Ach Bella! Jetzt habe ich dich also doch aufgeweckt«, murmelte er schuldbewusst. »Ich wollte extra leise sein, damit du gut ausschlafen kannst, nach all dem, was heute noch auf uns zukommen

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