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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Binnen Minuten hatte »LZ 3« Fahrt aufgenommen und schwebte in einer stabilen Längsausrichtung gegen den Wind am Himmel. Und die Motoren? Mit dem emporgereckten Daumen kam sowohl von der hinteren Gondel als auch von der vorderen das erhoffte Zeichen: Nach wie vor versahen die beiden 85 PS Ungetüme verlässlich ihren Dienst, was allein schon am gleichmäßigen Drehen der vier großen Luftschrauben erkenntlich war, die das Schiff in einer Höhe von 150 Metern nun in eine kraftvolle Vorwärtsbewegung brachten. Insgesamt vier Stunden verbrachten sie mit dem Schiff in der Luft und überflogen in dieser Zeit erst Meersburg, wo die Menschen mit vor Staunen weit aufgerissenen Mündern ihre Köpfe in den Nacken legten, als die riesige Luftzigarre majestätisch über sie hinweg schwebte. Dann wendeten sie das Luftschiff hinaus auf die spiegelglatte Seefläche in Richtung auf das Schweizer Ufer und der Graf gab das Kommando »Motoren auskoppeln«, worauf die großen Luftschrauben langsam zur Ruhe kamen. Und nun sogar der Befehl: »Motoren aus!« und kaum war der Befehl ausgeführt, herrschte eine völlige Ruhe an Bord. Kein Knattern der röhrenden Motoren mehr, keine Abgaswolken, kaum ein Windgeräusch war mehr zu hören, plötzlich herrschte eine beinahe schon feierlich zu nennende Stille in den Gondeln. In vollen Zügen genossen die Männer die Magie dieses Augenblicks, das lautlose Schweben über der grandiosen Kulisse des Bodensees. In der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Alpen, allen voran der imponierende Anblick des Säntis, auf der Backbordseite die Bregenzer Alpen, hinter ihnen, ganz im Dunst, war schemenhaft das Schloss von Meersburg zu erkennen, an Steuerbord voraus, das müsste die Mainau sein, daneben Konstanz und Kreuzlingen. Es war einmalig schön… »Den hinteren Motor wieder an!« durchzuckte plötzlich ein neues Kommando die Stille. »Und jetzt den vorderen!« Und weiter ging es mit neu aufgenommener Geschwindigkeit über Romanshorn und Rorschach bis zur Rheinmündung und von dort aus zurück nach Manzell.
    Unzählige Höhenkommandos, Sink- und Steigeversuche später, »Backbord! Jetzt wieder Steuerbord!«, »Den Bug leicht anheben!«, »Eine Drehung um 360 Grad beschreiben, auf die Beibehaltung der Höhe achten!«, gab Zeppelin den Befehl: »Vorsichtig Gas abblasen!« und Minuten später landete man ohne jegliche Schwierigkeit wieder auf dem ruhigen See. Die Höchstgeschwindigkeit, die das Schiff erreicht hatte, betrug tatsächlich gut und gerne 40 Stundenkilometer, wie sie zu ihrer besonders großen Freude ausrechnen konnten – und das, obwohl der hintere Motor während der Fahrt doch noch für einige Verwünschungen des zuständigen Monteurs gesorgt hatte …
    Kaum waren die Gondeln von »LZ 3« in Kontakt mit der Wasserfläche gekommen, ertönte das nächste Kommando: »Und jetzt alle Mann an die Ballasttanks. Wasser einfüllen!« Das war eine Arbeit, bei der es auf Schnelligkeit ankam: der mit Abstand anstrengendste Teil der Fahrt. So rasch wie möglich galt es für die Besatzung der Gondeln, Wasser aus dem See zu schöpfen, um die Ballasttanks wieder zu befüllen. Denn nur mit Hilfe der vollen Tanks war eine sichere und stabile Lage des Luftschiffs auf der Seeoberfläche gewährleistet, allenfalls wäre das mit dem weiteren Abblasen von Wasserstoffgas zu erreichen. Aber dafür war das Gas viel zu teuer und zu kostbar, als dass man es einfach hätte entweichen lassen. »Das Wasser kostet uns dagegen nichts, bis auf einige Schweißtropfen, aber die nehme ich dafür gerne in Kauf«, lächelte der betagte Graf Zeppelin, der sich persönlich am Befüllen der Wassertanks beteiligte. »Wir sitzen ja auch im wahrsten Sinn des Wortes in ein und demselben Boot, da gehört es sich einfach, dass sich keiner der Insassen für eine Arbeit zu schade ist!«
    Auch diese Arbeit ging problemlos vonstatten, sodass »LZ 3« schon nach kurzer Zeit am Heck der »Württemberg« festgemacht werden konnte und von dem Motorboot mit seinem stolz lächelnden »Kapitän« Marx am Steuer mühelos in die Halle zurück bugsiert und sicher verankert wurde.
    Gleich am Tag darauf konnte der zweite Aufstieg erfolgen, denn Monteur Gross hatte den Fehler am hinteren Motor rasch entdeckt und auch reparieren können. Ingenieur Dürr zeigte sich vom anschließenden Probelauf in der Halle zufrieden. Auch Dürrs zweite, wie immer nächtliche Inspektion in der Luftschiffhalle, war problemlos verlaufen. »Von meiner Seite gibt es keinerlei

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