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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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was Malin getan hatte! Und natürlich brauchte man dann, dann nur auf den Rest zu warten. Pelle in seinem Bett fing an zu schwitzen! Jetzt wurde ihm klar, wie es kommen mußte! Daß er das bis jetzt noch nicht begriffen hatte! Malin würde heiraten und verschwinden; sie würden einsam zurückbleiben und niemanden haben als Frau Nilsson, die täglich vier Stunden kam und dann wegging.
    Das war ein unerträglicher Gedanke, und Pelle rannte verzweifelt zu seinem Vater.
    »Papa, wann heiratet Malin und kriegt Kinder?« fragte er mit zitternder Stimme.
    Melcher hob erstaunt die Augenbrauen. Er hatte nichts davon gehört, daß Malin derlei Pläne hätte, und er verstand nicht, daß es für Pelle eine Frage auf Leben und Tod war.
    »Wann wird das sein?« fragte Pelle eindringlich.
    »Über den Tag und die Stunde wissen wir nichts«, antwortete Melcher. »Darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen, mein Kleiner.« Aber seitdem hatte Pelle sich den Kopf darüber zerbrochen, nicht jeden Augenblick, nicht mal jeden Tag, aber in regelmäßigen Abständen, wenn ein besonderer Anlaß war. Wie zum Beispiel jetzt eben. Pelle starrte zu Malin und dem Sporthemd hinüber. Sie schienen sich zum Glück gerade voneinander verabschieden zu wollen, denn das Sporthemd wollte offenbar an der nächsten Anlegestelle aussteigen. »Auf Wiedersehen, Krister!« rief Malin, und das Sporthemd rief zurück:
    »Ich komm mal mit dem Motorboot vorbei und schau, ob ich dich finde.«
    »Das solltest du lieber bleiben lassen, finde ich«, murmelte Pelle böse. Und er beschloß, Papa zu bitten, er sollte so ein Schild aufstellen, von dem Niklas gesprochen hatte. »Ankern verboten« sollte auf dem Bootssteg des Schreinerhauses stehen, dafür wollte Pelle sorgen.
    Es wäre sicher leichter gewesen, Malin für sich allein zu haben, wenn sie nicht so hübsch wäre, das war Pelle klar. Er hatte zwar nie so genau hingeguckt, aber er wußte, daß sie hübsch war. Das sagten alle Leute. Sie fanden es schön, wenn jemand blondes Haar und grüne Augen hatte, so wie Malin. Das fand der mit dem Sporthemd sicher auch.
    »Was war denn das für ein Ekel?« fragte Johann, als Malin zu ihnen herüberkam.
    Malin lachte.
    »Gar kein Ekel. Einer, den ich auf Bosses Abiturfest kennengelernt hab. Wirklich nett.«
    »Ein Quadratekel«, sagte Johann beharrlich. »Vor dem nimm dich lieber in acht, schreib dir das in dein Tagebuch.«
    Malin war nicht umsonst die Tochter eines Schriftstellers. Sie schrieb ebenfalls, aber nur in ihr geheimes Tagebuch. Hier schrieb sie die Gedanken und Träume ihres Herzens auf und außerdem alle Streiche der Melcherson-Jungen, auch Melchers. Sie pflegte ihnen damit zu drohen: »Wartet nur, bis ich mein geheimes Tagebuch drucken lasse. Dann werdet ihr so bloßgestellt, daß ihr splitternackt dasteht.«
    »Haha, dann bist du wohl selber am schlimmsten bloßgestellt«, versicherte Johann ihr. »Hoffentlich führst du alle deine Scheiche genau der Reihe nach auf.«
    »Leg dir eine Liste an, damit du in der Eile keinen überspringst«, schlug Niklas vor. »Per-Olaf XIV. Karl Karlsson  XV. Lennart XVII. und Ake XVIII. Das gibt allmählich eine ganz hübsche Regentenreihe, wenn du so weitermachst.« Und in diesem Augenblick waren Johann und Niklas überzeugt, daß der im Sporthemd Krister XIX. werden würde. »Ich möchte zu gern wissen, wie sie den in ihrem Tagebuch beschreibt«, sagte Niklas.
    »Quadratekel mit kurzgeschorenem Haar und eingebildeter Miene«, schlug Johann vor. »Im übrigen schlaksig und unangenehm.«
    »Ja, das red dir nur ein, daß Malin so über den denkt!« sagte Niklas.
    Malin schrieb kein Wort über Krister XIX. in ihr Tagebuch. Er sprang an seiner Anlegestelle ab, ohne auch nur eine Spur in ihrem Gemüt zu hinterlassen. Und keine Viertelstunde später hatte Malin eine Begegnung, die sie viel stärker erschütterte und über der sie alles andere vergaß. Das war, als der Dampfer auf die nächste Anlegestelle zusteuerte und sie Saltkrokan zum ersten Mal sah. Über diese Begegnung schrieb sie in ihr Tagebuch:
    Malin, Malin, wo bist du so lange gewesen? Diese Insel hat hier gelegen und auf dich gewartet, ruhig und still hat sie hier draußen am Rande des Meeres gelegen mit ihren rührenden kleinen Bootshäusern, ihrer alten Dorfstraße, ihren alten Bootsstegen und Fischerbooten und mit all ihrer herzzerreißenden Schönheit, und du hast es nicht einmal gewußt. Ist das nicht furchtbar? Ich möchte wissen, was Gott sich gedacht

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