Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
sind?«
    »Kommt darauf an, wie viele da sind«, sagte Johann. »Wenn größere Mengen drin sind, hat er sie bestimmt ganz billig gekriegt.«
    Er warf Malin einen Blick zu, um zu sehen, wie viele Frösche sie ertragen konnte. Sie schien aber gar nicht zuzuhören.
    Malins Gedanken waren in eine andere Richtung geflattert. Sie mußte an den fröhlichen Schreiner und seine Frau denken. Ob sie in ihrem Schreinerhaus zusammen glücklich gewesen waren? Ob sie wohl Kinder bekommen hatten, die mit der Zeit auf dem Mehlbeerbaum herumgeklettert und vielleicht manchmal ins Wasser gefallen waren? Ob damals im Juni ebenso viele Heckenrosen im Garten geblüht hatten und ob der Pfad zum Brunnen ebenso weiß von heruntergefallenen Apfelblüten gewesen war wie jetzt?
    Dann fiel ihr plötzlich ein, daß der fröhliche Schreiner und seine Frau Gestalten waren, die Melcher sich ausgedacht hatte. Aber sie beschloß, trotzdem an sie zu glauben. Sie beschloß noch etwas anderes. Mochten noch so viele Frösche im Brunnen sein und noch so viele Fensterscheiben zerbrochen, mochte das Schreinerhaus noch so verfallen sein – nichts sollte sie daran hindern, gerade hier und gerade jetzt mit dem Glücklichsein anzufangen. Denn jetzt war Sommer. Es müßte immer Juni sein und Abend. Verträumt und still wie dieser. Und ohne einen Laut. Draußen vor dem Steg kreisten die Möwen, eine stieß ein paar schrille Schreie aus. Aber sonst nichts als dieses unfaßbare Schweigen, das einem gleichsam in den Ohren sauste. Über dem Wasser lag ein weicher Regenschleier, alles war von so wehmütiger Schönheit. Von allen Büschen und Bäumen tropfte es, und die Luft roch nach noch mehr Regen und nach Erde und Salzwasser und nassem Gras.
    »Im Sonnenschein vor dem Hause sitzen und essen und fühlen, daß Sommer ist« – so hatte Melcher sich ihren ersten Abend im Schreinerhaus vorgestellt. Zwar wurde es ein wenig anders, aber Sommer war es, das fühlte Malin so sehr, daß ihr die Tränen in die Augen traten. Außerdem merkte sie, daß sie Hunger hatte; und sie fragte sich, wie weit Melcher wohl mit dem Herd gekommen sei.
    Ziemlich weit war er gekommen.
    »Malin, wo bist du?« schrie er, weil er immer nach seiner Tochter rief, sobald etwas schiefging. Aber Malin war außer Hörweite, und er fand sich wohl oder übel damit ab, daß er allein war und sich selber helfen mußte.
    »Allein mit meinem Gott und einem eisernen Herd, der jetzt gleich zum Fenster rausfliegt«, murmelte er aufgebracht, aber dann mußte er wieder husten und konnte nicht mehr sprechen. Er starrte den Herd an, der so bösartig Rauch über ihn hinwegblies, obwohl er ihm nichts Böses getan, nur Feuer darin angemacht hatte, behutsam und vorsichtig. Er stocherte mit dem Feuerhaken im Herdloch herum, und schon paffte eine neue Rauchwolke über ihn hinweg. Heftig hustend rannte er los, um alle Fenster zu öffnen. Als er das getan hatte, ging die Tür auf, und es kam jemand herein. Es war das majestätische Kind, das vorhin auf der Landungsbrücke gestanden hatte. Das Kind mit dem erstaunlichen Namen – Korb oder Tjorv oder so ähnlich. Wie ein kleiner, prall gefüllter Korb sieht sie auch aus, dachte Melcher, rund und gut. Das Gesicht, das unter dem Südwester hervorsah, war, soviel er durch den Rauch sehen konnte, ein seltsam reines und schönes Kindergesicht, breit, gutartig und mit klugen, forschenden Augen. Ihren riesigen Hund hatte sie auch mitgebracht, und er wirkte innerhalb des Hauses noch riesiger, er schien die ganze Küche auszufüllen.
    Aber Tjorven war wohlerzogen auf der Schwelle stehengeblieben.
    »Es qualmt«, sagte sie.
    »Wahrhaftig?« erwiderte Melcher mürrisch. »Das hab ich nicht bemerkt.«
    Dann hustete er so sehr, daß ihm die Augen aus dem Kopf zu springen drohten.
    »Doch, es qualmt«, versicherte Tjorven. »Weißt du was? Vielleicht liegt eine tote Eule im Schornstein. Das hatten wir mal bei uns zu Hause.« Dann schaute sie Melcher forschend an und lächelte breit. »Du bist schwarz im Gesicht, du siehst aus wie ein Schornsteinfeger.«
    Melcher hustete.
    »Schornsteinfeger? Keineswegs! Ich bin ein Bückling, mein Kind, ein ganz frisch geräucherter Bückling. Übrigens finde ich, du kannst nicht einfach du zu mir sagen. Du mußt Herr Melcherson sagen.«
    »Heißt du denn so?« fragte Tjorven.
    Melcher brauchte nicht zu antworten, denn nun kamen zum Glück Malin und auch die Jungen.
    »Papa, wir haben einen Frosch im Brunnen gefunden«, sagte Pelle eifrig. Aber dann

Weitere Kostenlose Bücher