Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kasch
Vom Netzwerk:
kleiner. Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her und zählte die Minuten, bis sie von ihrem großartigen Beruf erzählen konnte. Ich hatte es ja gleich gewusst: Dieser Abend war nichts für uns!
    Schließlich war Zadek dran. Schau bloß nicht hin, dachte ich und hielt schon mal nach einem Fluchtweg Ausschau. Doch es gab keinen. Die Moussaka rumorte in meinem Magen. Zadek warf mir einen kurzen Blick zu. Amen, dachte ich. Zadek machte jedoch nicht so viel Aufheben wie die anderen. Er sagte einfach nur, er wäre Mathelehrer. Wo, verschwieg er. Und dann rettete er mich und sich mit einem Lacher, als er sich Funkkontakt mit der Heimat wünschte.
    Was war das denn?, dachte ich und starrte ihn an. Als schon alle dem Nächsten lauschten, einem Rentnerlehrer aus Düsseldorf, zwinkerte er mir kurz zu. Wahrscheinlich wollte er einfach nur Ferien machen, genau wie ich. Wenn ich das Luise erzählte, würde sie mir kein Wort glauben. Zadek inkognito unterwegs!
    Und dann war ich dran. Ich murmelte hastig meinen Namen. Die Lehrer quittierten dies mit müdem Kopfnicken. Offensichtlich hatte hier niemand vorgehabt, seine Ferien mit einer Schülerin zu verbringen. Aber ich hatte mir das schließlich auch nicht ausgesucht.
    »Und deine Wünsche?«, hakte der Reiseleiter grinsend nach. »Willst du hier irgendetwas Besonderes kennenlernen?«
    Den Jungen aus der Küche, schoss es mir sofort durch den Kopf. Ich konnte mir aber gerade noch auf die Zunge beißen. Die Lehrer starrten mich jetzt neugierig an. Mama balancierte nervös ihr Cocktailglas auf dem Knie, als ob es um die Tausend-Dollar-Frage ginge. Sag jetzt bloß was Gescheites, morste sie mir mit ihren Fingernägeln.
    »Hekate«, sagte ich da plötzlich.
    Die Spanischlehrerin lachte leise.
    »Wie bitte?«, fragte der Reiseleiter.
    »Sie haben schon richtig gehört. Ich möchte Hekate kennenlernen.«
    Zuerst lachte nur Kubasch, doch dann brach der komplette Lehrerkreis in Gelächter aus. Nur Mama drehte mit versteinertem Gesicht ihr Cocktailglas.
    Als sich alle wieder beruhigt hatten, meinte Kubasch: »Aber Sophie, es gibt doch keine Götter.«
    Margarete warf mir einen aufmunternden Blick zu. Sie konnte diesen Angeber wohl auch nicht leiden.
    »Natürlich gibt es Hekate«, sagte ich.
    Herr Kubasch war sich seiner Sache wohl ziemlich sicher. »Das sind doch alles nur alte Mythen, Mädchen. Da glaubt heute kein Mensch mehr dran.«
    Doch da hatte er nicht mit meinem messerscharfen Verstand gerechnet.
    »Sie wollen mir also erklären«, sagte ich, »dass Sie uns heute wegen ein paar Lügengeschichten bei vierzig Grad im Schatten übers Geröll gejagt haben?«
    Ich glaube, da dämmerte diesem Herren, dass er mich unterschätzt hatte. Das tun die Leute meistens.
    »Und dass Zeus die Prinzessin Europa raubte, ist das auch nur ausgedacht? Wollen Sie wirklich behaupten, die griechische Geschichte wäre reine Fantasie?«
    Margaretes Mann klatschte sich vergnügt auf die Schenkel. Endlich einmal ein wirklich interessantes Gespräch! Der Rest riss einfach nur die Augen auf und wusste nicht, ob er mich für frech oder genial halten sollte. Mama tendierte eindeutig zu frech.
    Kubasch stotterte: »So … so war das … doch nicht gemeint.«
    »Hekate gibt es auf jeden Fall«, schloss ich meinen Vortrag, »sonst wären Mama und ich schließlich nicht hier.«
    Verschwinde, verschwinde, blinkte eine Warntafel in meinem Kopf, ehe Kubasch das Bewusstsein wieder erlangt. Doch es gab einfach keine Lücke in dem engen Stuhlkreis. Hektisch schaute ich mich um. Es blieb nur die Flucht durch die Oleanderhecke. Rasch erhob ich mich, wünschte allen noch einen schönen Abend und verschwand mit einem Satz durchs Gebüsch. Hinter mir erscholl ein Lachkonzert, das mich bis ans Meer hinunter verfolgte. Wobei ich mir nicht sicher war, ob die Lehrer jetzt über mich oder über diesen Kubasch lachten.

Nein, so hatte ich mir das ganz und gar nicht vorgestellt. Ich warf mich auf eine Strandliege und schaute aufs Meer hinaus. War das jetzt eben klug?, überlegte ich. Na, wenigstens lag ich nun endlich mal auf einer Sonnenliege, auch wenn die Sonne nicht mehr schien.
    Nur Mama tat mir leid. Konnte sie die Reise nicht einfach genießen, ohne dabei ständig an meine Zukunft zu denken? Machte ich doch auch nicht. Ich war schon froh, wenn ich den Tag überlebte, ohne mich in irgendwelche Schwierigkeiten zu bringen.
    Auf der Terrasse ging es jetzt ausgelassen zu. Geht doch, dachte ich und genoss meine Mondscheinliege. Ohne

Weitere Kostenlose Bücher