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Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kasch
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pädagogische Gruppenaufsicht. Inzwischen wurde es langsam dunkel. In den Hotelzimmern gingen die ersten Lichter an. Vielleicht kann ich es ja wagen, dachte ich. Wer weiß, wann die nächste Gelegenheit dazu kommt.
    Ich schaute über den dämmrigen Strand. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Rasch zog ich meine Sachen aus und stopfte sie unter die Liege, dann lief ich zum Wasser. War das warm! Kein Vergleich zu dem Freibad bei Oma Inge! Ich schwamm ein Stück hinaus. Über mir funkelten die ersten Sterne.
    Als ich mich zum Hotel umdrehte, sah ich Mama mit Kubasch auf der Terrasse tanzen. Die Lehrer hatten einen Kreis um sie gebildet und klatschten. Dann wechselte die Musik zu einem wilden Sirtaki, sodass auch die Lehrer mitmachen mussten. Mama tanzte mit ihren wehenden Haaren wie eine Göttin zwischen ihnen. Genau so hatte ich mir Kreta vorgestellt – Tanzen, Musik und Meer. Ich ließ mich auf den Wellen treiben, bis mich die Kraft verließ, dann schwamm ich langsam zurück.
    Der Mond tauchte alles in ein silbernes Licht. Die Liege mit meinen Sachen konnte ich gar nicht verfehlen. Ich schüttelte mir das Wasser aus den langen Haaren und hüpfte einbeinig über den Strand, weil es mir auch in die Ohren gelaufen war. Als ich wieder hochschaute, traf mich fast der Schlag.
    Auf einer der Liegen hockte der griechische Prinz und rauchte eine Zigarette. Ich wusste nicht, ob er mich schon entdeckt hatte. Wenn nicht, war es nur noch eine Frage von Sekunden. Sollte ich nun zu meinen Sachen rennen oder zurück ins Wasser? Bitte Hekate, hilf mir! Aber die Einheimischen hielten mal wieder zusammen. Er hätte sich ja wenigstens umdrehen können. Aber nein! Er wartete in aller Seelenruhe ab, was ich unternehmen würde. Peinlicher ging’s echt nicht. Nicht bloß, weil ich vollkommen nackt war. Nein. Ich bin noch platt wie ein Brett. Jetzt hielt er mich bestimmt für ein kleines Mädchen.
    »Sei froh«, tröstet Mama mich immer, »wenn du erst mal einen Busen hast, wirst du ihn für den Rest deines Lebens nicht mehr los.« Das half mir jetzt aber auch nicht weiter.
    Na schön, dachte ich, schlimmer kann’s ja nicht werden!, und stapfte entschlossen Richtung Liege los, direkt auf meinen himmlischen Untergang zu. Als ich auf seiner Höhe war, hob ich kurz die Hand und grüßte. Luise würde mich jetzt für komplett verrückt halten, denn ich wünschte ihm auch noch einen guten Abend. Er grinste mich kopfschüttelnd an. Und dann rannte ich zu meinen Sachen.
    Wer schon einmal versucht hat, mit nassen, sandigen Füßen blitzschnell in seine Unterhose zu kommen, der weiß, was mich erwartete. Von Anziehen konnte keine Rede sein. Das Ding räufelte sich einfach zu einer dünnen Stoffwurst zusammen. Meinem T-Shirt erging es kaum anders. Es klebte irgendwo zwischen meinem Bauch und dem kaum vorhandenen Busen fest. Wenigstens mein Rock ließ mich nicht im Stich und bedeckte gnädig den freien Rest.
    Wie der Blitz schnappte ich meine Sandalen und sauste hoch ins Hotel. Vor unserem Zimmer fiel mir ein, dass Mama ja noch mit Kubasch tanzte und ich überhaupt nicht hineinkonnte. In meinen völlig versandeten Sachen und nach dem glorreichen Auftritt vorhin traute ich mich aber nicht auf die Terrasse.
    Also hockte ich mich auf den dicken Teppich vor unserem Zimmer und wartete. Im Hotel war es stickig warm. Ich kam mir vor wie in einem Wäschetrockner. Nach einer Weile begann der Sand aus meinen Sachen zu rieseln und ließ eine klebrige, salzige Schicht zurück. Was würde ich jetzt für eine Dusche geben! Ich war müde, meine Haut brannte und ich kam mir vor wie ein ausgesetztes Kind. Aber Mama kam nicht.
    Nach gefühlten drei Stunden hörte ich endlich jemanden kichernd die Treppe heraufkommen. Ich erstarrte. Hoffentlich hatte Mama nicht diesen Kubasch dabei. Es war aber nicht Mama, es war Margarete mit ihrem Mann.
    »Hallo, Sophie«, sagte sie erstaunt. »Was machst du denn hier?«
    Wonach sieht es denn aus?, dachte ich.
    »Warum bist du denn vorhin weggelaufen?«
    Altgriechisch wackelte mit dem Kopf. »Gar unstet sind der Götter Wege …«
    Margarete stieß ihn in die Seite. »Soll ich deine Mutter holen?«
    »Nee«, nuschelte ich.
    »Warte mal«, sagte sie und verschwand die Treppe hinunter.
    Altgriechisch lehnte sich gegen die Wand. Irgendwie war ihm der Sirtaki wohl nicht bekommen, er war ziemlich rot im Gesicht. Zum Glück hatte er kein Interesse an Gesprächen und hielt ein kleines Nickerchen im Stehen.
    Margarete kam mit dem

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