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Ferien mit Patricia

Ferien mit Patricia

Titel: Ferien mit Patricia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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mit einer sanften Bewegung zu ihr hinüber und küßte sie zum ersten Male auf den Mund.
    Das Wirbeln der Trommeln und die ersten Takte der Nationalhymne brachten sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Es war Mitternacht und der Tanz damit zu Ende. Sie hatten beide Haltung angenommen und standen so dicht nebeneinander, daß man nicht sehen konnte, wie sich ihre Finger ineinanderschlangen und wie sie sich festhielten, während das Sternenbanner und God save the King gespielt wurden.
    Nachher erhob er sein Glas mit dem Rest Whisky, der noch übriggeblieben war, und auch sie griff nach dem ihren.
    »Auf Schottland... und auf uns beide«, sagte er. und sie trank ihm zu. Pat hatte das Gefühl, das Herz breche ihr dabei.

    Am Montagmorgen erwischte Jerry einen Jeep, der ihn bis Kenwoulton mitnahm, wo er Pat abholen sollte. Sie wollten mit dem Elfuhrzug nach London fahren. Da es noch zu früh war, wanderte er durch die Straßen voll häßlicher Stadthäuser aus roten Backsteinen und sah sich die Schaufenster der Läden an.
    Wie immer stellte er auch diesmal überrascht fest, wie sehr er sich schon an die englische Art und an das englische Straßenbild gewöhnt hatte, an die mächtigen Autobusse und die kleinen Autos, an die langen Reihen müder Frauen, die mit ihren Marktnetzen oder Papiersäcken vor den Metzger- und Fischläden standen, an den merkwürdigen Kohlengeruch in der Luft und an die heimeligen Wirtschaften, die alle auf Plakaten ihren Spezialschnaps oder ihr Spezialbier anpriesen, an die armselig gekleideten Leute, die auf ihren Fahrrädern vorbeifuhren, und an die auffallenden Lücken in den Straßen, wo mitten im Herzen des Geschäftsviertels Häuser fehlten und wo nun die runden, niedrigen Wasserbehälter standen zum Schutz gegen kommende Fliegerangriffe.
    Er dachte an seine eigene Heimatstadt Westbury, an ihre breite Geschäftsstraße mit den hohen Fenstern, an die großen und glänzenden Wagen, die am Straßenrand standen, an die ruhigen, baumbeschatteten Seitenstraßen, an die Knaben, die nachmittags aus der Schule strömten, an die friedlichen Fußballspiele, die an einem hellen Sommertag ausgetragen wurden, an einem Sommertag wie diesem hier in Kenwoulton, klar, warm und sonnig. Was für ein Tag, um diese merkwürdige Fahrt mit einem kleinen, außergewöhnlichen Mädchen, das er noch nicht einmal genau kannte, zu beginnen!
    Wie anders war alles hier als zu Flause, und er kam sich vor, als ob er träume. Aber dann stand er am Hadsley Circle, mit seinem Sack und seiner nach hinten geschobenen Mütze, und schaute einem Polizisten mit weißen Handschuhen zu, wie er den Strom der hupenden, einstöckigen roten Autobusse und der vorüberfahrenden Militärautos lenkte.
    Er blickte auf die Uhr. Nun war es Zeit. Er nahm sein Bündel auf und wanderte durch die drei Straßen bis zur Bishops Lane, einer engen, dämmerigen Gasse, die aus niedrigen, sonnenlosen Backsteinhäusern bestand und wo Pat mit ihrer Gruppe vom Frauenhilfsdienst einquartiert war.
    Jerrys Herz klopfte stark vor Aufregung. Er malte sich Pats kleine, formlose Gestalt in ihrer blaugrauen Uniform mit der Ausgangsmütze aus, wie sie die Treppe hinunterkommen würde, und er fragte sich, was er wohl zu ihr sagen sollte, wie sie sich benehmen und ob sie wohl merken würde, was für ein merkwürdiges und ungemütliches Gefühl er hatte.
    Er drückte auf den Knopf unter ihrem Namen — Wachtmeister P. Graeme, WAAF — und trat ein. Gleich darauf hörte er sie von oben rufen: »Bist du es, Jerry?«
    Und als er antwortete, rief sie hinunter:
    »Ich bin fertig.«
    Er hörte, wie eine Tür geschlossen wurde, und gleich darauf das Getrippel ihrer Füße auf der Treppe.
    Dann erschien sie im dunklen und schmutzigen Treppenhaus, mit einem kleinen, prallen Koffer, und Jerry mußte zweimal hinsehen, um sich zu überzeugen, daß sie es wirklich war. Sie trug einen Wollrock und eine dunkelblaue Seidenbluse, Schuhe mit hohen Absätzen und Seidenstrümpfe. Das Haar war in der Mitte gescheitelt und an den Ohren eingerollt. Hoch oben auf dem Kopf saß ein lächerlich kleines Strohhütchen mit künstlichen Kornblumen.
    »Pat, in Zivil?! Du schaust aber bezaubernd aus!« rief Jerry.
    »Gefällt’s dir? Ich habe es gehofft. Ach, Jerry, ist es nicht wundervoll, wieder einmal richtige Kleider zu tragen?«
    »Hm, ja! Aber ich habe nicht erwartet... das heißt, ich habe vergessen, daß du deine Uniform nicht zu tragen brauchst.«
    Nicht daß sich die Züge ihres sonderbaren

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