Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien mit Patricia

Ferien mit Patricia

Titel: Ferien mit Patricia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
Vom Netzwerk:
ist’s richtig! Dürfen wir mitmachen?« Und dann jauchzten sie alle zusammen.
    An Bord war auch ein Dudelsackpfeifer und spielte Hochlandmusik. Jerry fand diese Musik merkwürdig erregend, und auch in Pats Augen trat ein neuer Glanz, und ihr schmaler Rücken straffte sich. Dann aßen sie kalten Schinken mit heißen Kartoffeln und dazu etwas Käse und tranken zwei Flaschen von dem warmen Bitterbier, mit dessen Geschmack für Jerry stets irgendwie der Begriff »England« verbunden war.
    In Inversnaid wurde die Landschaft wild und waldig, und die merkwürdigen Flecken, die man vom Dampfer aus an den Hügelabhängen gesehen hatte, entpuppten sich als Schafe mit langhaarigem, silberweißem Fell und kohlschwarzen Köpfen. Kurz bevor das Schiff anlegte, fuhren sie an einem Wasserfall vorüber, der über schwarze Felsen hinwegschäumte. Pat faßte Jerry am Arm und sagte:
    »O Jerry, wollen wir morgen dorthin gehen und uns ganz nahe zusammensetzen und zuhören?«
    Nachdem sich Jerry im Hotel als »Leutnant Gerald Wright und Frau« eingetragen hatte, erhielten sie ein Zimmer mit Aussicht auf den Loch Lomond. Während Jerry sich einschrieb, trat Pat zur Seite und betrachtete die ausgestopften Hirschköpfe an den Wänden, nur um ihm beim Schreiben nicht zuschauen zu müssen. Sie wollte auch nicht den leisesten Schatten eines Wehs aufkommen lassen, der das selige Gefühl, mit Jerry beisammen zu sein, getrübt hätte.
    Am nächsten Tag sprachen sie beide kaum ein Wort, aber das Schweigen bedeutete nicht, daß etwas zwischen ihnen stand. Sie hielten sich an den Händen oder rückten eng zusammen, als sie auf den Felsen saßen und das niederstürzende Wasser betrachteten und der Musik des Wasserfalls lauschten, bis jeder einzelne Strahl des glitzernden schwarzen Wassers eine eigene Melodie spielte, die sich mit der Musik ihrer Herzen vermischte.
    Später wanderten sie nordwärts zwischen blühenden Rhododendronbüschen hindurch zur Höhle des Rob Roy, einer Felsspalte mit einem kaum wahrnehmbaren Eingang, wo sich der sagenhafte verfolgte Held vor den Engländern verborgen haben soll.
    Der Eingang war von Moos und kleinen Felsenblumen überwachsen. In der Luft schwirrten die Bienen. Jerry fragte:
    »Glaubst du wirklich, daß er sich hier versteckt hat?«
    Pat kniete nieder und neigte den Kopf vor, um hineinzusehen. »Natürlich hat er sich hier versteckt. Warum auch nicht? Weißt du übrigens, daß ich mit ihm sehr weit entfernt verwandt bin? Vor langer Zeit hieß unsere Familie MacGraeme, und die MacGraemes waren mit den MacGregors verwandt. Man sagt, ich habe die Augen der MacGraemes.«
    »Laß mich sehen«, antwortete Jerry, kniete ebenfalls nieder und sah ihr in die Augen. Es war kühl und dunkel in der Bergschlucht, und in ihren Augen spiegelten sich Tiefen, die ihn rührten, und er erblickte Schönheiten, die er nie zuvor gesehen hatte. Sie waren zusammen in einem Lande, dessen Geheimnis und Romantik sie erregten. Es war, als ob ein Mantel der Phantasie sich auf die schmächtigen Schultern Pats gesenkt hätte, als ob sie mit der mystischen Vergangenheit eines längst dahingegangenen Helden verbunden sei, mit dem sie weit entfernt verwandt war und der auch einmal hier gekniet haben mochte, auf demselben wilden, grünen Teppich...
    »Pat, deine Augen sind wundervoll«, sagte Jerry, beugte sich vor und küßte sie.

    Am nächsten Tag stiegen sie, ihre Fahrräder schiebend, zur ehemaligen Poststraße hinauf und fuhren dann an verfallenen Schlössern und am türkisblauen Loch Arklet vorbei. Ihre Habseligkeiten hatten sie auf dem Gepäckträger festgebunden. So radelten sie nach Stronachlachar am Loch Katrine, und von da fuhren sie südwärts, am Ufer des wilden Sees entlang und an der Ellen’s Isle genannten und mit Föhren bewachsenen Insel vorbei, die geheimnisvoll aus dem See aufsteigt und auf der einst die »Herrin des Sees« gewohnt haben soll. Und von da fuhren sie zu den paradiesischen Trossachs.
    Ihr Weg führte sie von kahlen, rauhen Höhen, die mit purpurnem Heidekraut und Disteln bedeckt waren, in Täler hinunter, wo auf steile Basaltfelsen helle grüne Birken- und Eichenwälder folgten. Auf einer solchen Höhe machten sie halt und erblickten zum ersten Male das ungebärdige Hochlandvieh, große und edle Rinder mit hohen auseinanderragenden Hörnern, mit stolz blickenden Augen, deren Grimmigkeit nur durch komische Haarsträhnen, die ihnen über die Stirne fielen, gemildert wurde, so daß sie aussahen wie

Weitere Kostenlose Bücher