Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
nicht zusammenpassen wollten, kein roter Faden … Er fuhr sich mit der Hand über die Augen und presste mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand die Nasenwurzel fest zusammen.
»Kopfschmerzen?«
»Nicht so schlimm«, Lundquist schlug die Akte auf und meinte: »Diese Familie Pattersson aus Stenungssund ist ja schon seit einiger Zeit wieder aus dem Urlaub zurück. Wenn wir nach dem Abstecher zu Dr. Mohl losfahren, könnten wir bis Mittag bei ihnen sein.«
»Gut. Ich sage nur den anderen Bescheid.« Knyst sprang auf.
»Fangen wir also mit der Rechtsmedizin an. Der Bericht aus der Pathologie ist vielleicht auch bis heute Nachmittag fertig – dann haben wir wenigstens einige Informationen, mit denen wir arbeiten können.« Sven Lundquist streckte sich. Knyst beobachtete ihn, als er langsam an das große Fenster ihres Büros trat und nachdenklich, fast melancholisch auf die Straße hinaus blickte.
Sie waren erst vor einigen Wochen in diese renovierten Büros umgezogen und genossen den Blick auf andere Häuser und Menschen, weil es ihnen das Gefühl gab, von Leben umgeben zu sein; selbst ein Bestandteil dieses Lebens zu sein.
In den Räumen, in die sie während der Renovierungsaktion wegen eines Wasserschadens ausweichen mussten, hatte es nur winzig kleine Fenster gegeben, durch die man auf einen finsteren Innenhof sehen konnte, dessen andere Begrenzungsmauern fensterlos waren. Schon im Sommer lagen die Räume sicher in permanentem Dämmerlicht. Besonders schlimm wurde es im Winter, als sie die Zimmer benutzten. Ständig waren sie von einer Art Polarnacht umgeben. Ohne künstliches Licht konnte man dort an keinem Tag des Jahres arbeiten.
In diese frisch gestrichenen Büros flutete das Tageslicht, und sie waren in den ersten Tagen so geblendet wie Ratten, die aus finsteren Kellerlöchern ans Tageslichtkommen. Endlich hatten sie wieder genug Platz, um ihre Schreibtische aneinander zu stellen und sich beim Arbeiten ansehen zu können. Auf jedem ihrer Tische stand ein moderner Computer, der ihnen die Möglichkeit bot, durch Vernetzung Zugang zu anderen Dateien zu bekommen und sich gegenseitig Informationen auf den Schirm zu schicken. Britta hatte zusammen mit Bernt ein eigenes Büro, das dem ihren direkt gegenüberlag.
Doch Dank der modernen Technik war es jetzt gar nicht mehr unbedingt notwendig, wegen jeder Kleinigkeit aufzustehen und hinüber zu gehen, Informationsübermittlung erledigte jetzt der Computer für sie. Lundquist hatte seinen Mitarbeitern scherzhaft zu bedenken gegeben, dass diese neue Art der Kommunikation auch unübersehbar große Risiken berge. Es sei unbedingt notwendig, sich regelmäßig zu bewegen da sonst die Nutzung des Computers nur die beginnende Fettleibigkeit bei einigen Mitarbeitern unterstützen würde und bei anderen zu speziellen Formen der ›Vereinsamung am Arbeitsplatz‹ führen könne.
Sven Lundquist sah müde aus, dachte Knyst. Dunkle Schatten lagen unter seinen stahlblauen Augen. Sein markantes Gesicht mit der prägnanten Nase war blass und seine sonnengebleichten, sonst so ordentlich frisierten Haare waren heute fast struppig. Vielleicht hatte Lisa ihn in der letzten Nacht nicht richtig schlafen lassen. Seine kleine Tochter war zwar schon vier Jahre alt, flüchtete sich aber bei schlechten Träumen noch immer gerne in Papas sicheres Bett.
»Lisa hat wohl wieder mal eine schlechte Nacht gehabt und dich als Tröster gebraucht. Mann – so ein Kind kann einen glatt zehn Jahre älter aussehen lassen!«
»Na ja, in dem Alter träumen sie allerhand beängstigendesZeug – da braucht sie ihren Papa noch. In ein paar Jahren komme ich für diesen Job ohnehin nicht mehr infrage, da muss ich es jetzt genießen. Warum fragst du?«, wollte Lundquist wissen und fuhr sich wieder mit der Hand über die Augen.
Das war typisch Lars, registrierte er dabei amüsiert. Er verbrachte einen großen Teil seiner Freizeit im Fitness-Studio und achtete eitel auf sein Äußeres. Bei einer Größe von fast zwei Metern war er eine auffallende Erscheinung und sein gestählter Körper wirkte mit dem lausbubenhaften Gesicht und den kinnlangen dunklen Haaren auf Frauen beinahe unwiderstehlich.
Knysts Freundin wünschte sich Kinder, das hatte Lars kürzlich erzählt – da war es nur natürlich, dass der junge Mann die möglichen negativen Auswirkungen einer Vaterschaft auf seinen trainierten Körper und seine energiegeladene Erscheinung bedachte.
»Du siehst nicht gerade wie das blühende Leben aus.
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