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Fern wie Sommerwind

Fern wie Sommerwind

Titel: Fern wie Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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werden uns treffen müssen, unbedingt. Irgendwo in der Mitte vielleicht. Alle Jahre wieder wie bei einem Klassentreffen. Für einen Radausflug und eine Pizza in einem kleinen Lokal.
    »Mach nicht so ein trauriges Gesicht.« Martin schiebt seinen Stuhl ganz nah an meinen und streicht über meinen Arm. »Ich werde heute wieder bei dir schlafen.«
    »Boah! Ist doch echt nicht auszuhalten, ihr zwei!«, fährt Ruth uns beide an, zwinkert aber gleich hinterher.
    Die Bäuche sind voll und der Gesprächsstoff ausgegangen. Der erste offizielle Abschied findet auf Max’ Veranda statt. Wir reichen ihm die Hand. Britta umarmt uns alle und verteilt Wangenküsschen. Jeder darf sich noch ein Bier auf den Weg mitnehmen und Max überreicht Umschläge mit einem kleinen Trinkgeld drin. Wow! Und gleich packt mich das schlechte Gewissen, weil ich ihn vor Kurzem noch mit üblen Schimpfwörtern bedacht habe.
    Wir rennen Richtung Strand. Das letzte Mal. Das Wellenrauschen empfängt uns und hüllt uns ganz ein. Wie soll ich es ohne dieses Rauschen aushalten? In den wenigen Wochen habe ich mich so sehr dran gewöhnt.
    »Na, das war ja mal was!«, resümiert Rocco.
    Wir setzen uns in den Sand, machen noch ein paar Witze, doch das Gespräch verebbt bald. Vielleicht wegen dem vielen Essen, aber vor allem, weil jetzt alles vorbei ist. Wir sind eben erst angekommen und morgen geht’s schon wieder zurück.
    »Ach, wisst ihr was? Was soll eigentlich der Scheiß?!« James springt auf, wirft einen letzten Blick auf sein geliebtes iPhone, holt aus und schleudert es im hohen Bogen weit ins Meer hinaus.
    Eiernd fliegt es durch die Luft, wir schauen wie hypnotisiert hinterher und hören gebannt auf das leisen Platschen, mit dem es in den dunklen Wellen versinkt.
    »Bist du verrückt geworden?« Rocco rauft sich das Haar.
    »Lenkt eh nur ab«, meint James trocken und setzt sich wieder.
    Vielleicht ist da kurz ein leichter Anflug von Reue in seinem Gesicht, der aber schnell abgelöst wird von einem breiten Grinsen.
    Er hat recht.
    Er hat ja so recht.
    Ich greife nach meiner Umhängetasche und taste nach der großen Vorratspackung Paracetamol. Ich ziehe sie raus, drehe sie ein paar Mal in meiner Hand und atme dann tief aus.
    »Du weißt aber schon, dass du damit paar Hundert Fische auf dem Gewissen hast?«, wirft Martin ein.
    »Hau weg den Scheiß!« James hat wohl »Scheiß« als sein neues Lieblingswort entdeckt.
    Ich zögere noch kurz, nur vom Tabletten-Entsorgen werden die Kopfschmerzen nicht verschwinden, das weiß ich. Aber womöglich gibt es andere Wege. Und seit ich mit Martin zusammen bin, sind sie sowieso weniger geworden.
    Ich hole aus und schleudere die Packung ins Wasser. Im Flug fallen die einzelnen Plättchen aus dem Karton heraus und verteilen sich in alle Richtungen.
    »Eine mittelschwere Umweltkatastrophe!«, lacht Ruth.
    »Noch jemand was zu entsorgen?«, fragt James und sieht den Rest erwartungsvoll an.
    Martin holt aus seinem Rucksack eine Flaschenpost. Er fischt das zusammengerollte Papier heraus und zeigt uns seine Zeichnung. Da sind wir alle drauf. Oben auf dem Bademeisterturm. Ich mit angezogenen Beinen, das Kinn auf die Knie gestützt, Ruth, wie sie Rocco in die Seite kneift, James, wie er auf sein nun nicht mehr vorhandenes Handy starrt, und Martin unten an der Leiter, wie er zu uns hinaufzeigt.
    »Wow!« Ruth ist hin und weg.
    »Bist du ein Künstler oder was?« Rocco schnappt sich das Blatt und ist aufrichtig begeistert.
    Ich lächle und James nickt anerkennend.
    »Los, gib her.« Martin reißt Rocco das Blatt aus der Hand und rollt es wieder zusammen, er schiebt die Zeichnung durch den Flaschenhals, stopft einen Korken hinein und wirft die Flasche mit Schwung in die Wellen.
    Das ist das Ende, symbolischer kann es nicht mehr werden.
    Rocco und Ruth haben nichts zu entsorgen, sie scheinen im Reinen mit sich zu sein. Und auch miteinander. Das ist cool.
    Aber dann passiert noch etwas Eigenartiges.
    James deutet mit dem Kopf nach rechts und wir folgen seinem erschrockenen Blick. Da kommen sie, die Bockwurstjungs in voller Montur: karierte Shorts, ärmellose Shirts und Sonnenbrille auf dem Kopf. Beach-Cowboys. Auch sie haben uns eben erst erblickt. Sie zögern. Der eine sagt etwas, der andere nickt, der nächste wendet das Gesicht ab.
    »Ich bin zu betrunken zum Prügeln«, bringt Rocco zwischen den Zähnen hervor.
    »Mann, das hat echt noch gefehlt.« Ruth wirkt nervös.
    Jetzt sind sie fast da. Martin fasst mich an der Hand. Ich

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