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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mit einem zusammengelebt. Frank hatte sich mit diesem bestimmten Rätsel auch nicht abfinden können. Aber lösen wollte er es auch nicht. Doch Frank war nun schon seit zwei Jahren tot. Jetzt war es an mir - an mir und Brianna.
    »Haben Sie Neuigkeiten von Dr. Linklater?« fragte ich, als wir die Brücken hinabstiegen. Zwar war der Nachmittag schon weit fortgeschritten, doch hier im Norden stand die Sonne noch hoch am Himmel. Sie warf ihr rötliches Licht auf das steinerne Denkmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs am Fuß der Brücke.
    »Nein, ich habe erst vergangene Woche an ihn geschrieben. Wenn ich bis Montag nichts von ihm gehört habe, rufe ich ihn an. Keine Sorge…« - er lächelte mich von der Seite an -, »ich war sehr vorsichtig. Ich habe ihm geschrieben, ich bräuchte die Liste der jakobitischen Offiziere, die nach der Schlacht von Culloden in der Kate waren, für eine Studie, an der ich arbeite. Und wenn er irgendwelche Informationen über den überlebenden Soldaten hätte, möchte er mir die Quellen nennen.«
    »Kennen Sie Linklater persönlich?« fragte ich und verlagerte den Bücherstapel auf die Hüfte.
    »Nein, aber ich habe meine Anfrage auf dem Briefpapier des Balliol-College geschrieben und andeutungsweise durchblicken lassen, daß Mr. Cheesewright mein Tutor war. Und der kennt Linklater persönlich.« Als Roger mir zuversichtlich zublinzelte, mußte ich lachen.
    Er hatte leuchtendgrüne Augen, die sich hell von seiner olivfarbenen Haut abhoben. Sicher bewog ihn hauptsächlich Neugier, Jamies Geschichte zu erforschen, doch ich wußte, daß sein Interesse an der Vergangenheit unserer Familie ein ganzes Stück tiefer ging - und zwar wegen Brianna. Außerdem wußte ich, daß dieses Interesse erwidert wurde.
    Im Pfarrhaus des verstorbenen Reverends Wakefield ließ ich die Bücher erleichtert auf einen Tisch fallen und sank in den Ohrensessel am Kamin. Roger ging in die Küche, um mir ein Glas Limonade zu holen.
    Mein Atem beruhigte sich, als ich die süße Erfrischung trank, doch nach wie vor schlug mein Herz schneller, sobald mein Blick auf den Berg Bücher fiel, den wir mitgebracht hatten. Würden sie
von Jamie berichten? Und wenn…? Rasch verscheuchte ich die Gedanken. Denk nicht zu weit voraus, warnte ich mich. Warte lieber ab, was herauskommt.
    Roger ließ seinen Blick prüfend über die Regale gleiten. Reverend Wakefield, Rogers verstorbener Adoptivvater, war nicht nur ein begeisterter Amateurhistoriker gewesen, sondern auch ein passionierter Sammler. Briefe, Zeitschriften, Bekanntmachungen, alte und zeitgenössische Werke - das alles war unsortiert in die Regale gestopft worden.
    Roger zögerte. Dann legte er die Hand auf den Stapel, der auf einem Tischchen neben ihm lag. Franks Bücher - ein beeindruckendes Lebenswerk, den begeisterten Kommentaren auf den Schutzumschlägen nach zu urteilen.
    »Haben Sie sie je gelesen?« fragte er, während er den Band mit dem Titel Die Jakobiten zur Hand nahm.
    »Nein«, erwiderte ich. »Nein. Das habe ich nicht fertiggebracht.« Nach meiner Rückkehr hatte ich mich hartnäckig geweigert, irgend etwas anzusehen, was sich mit der Geschichte Schottlands befaßte, obwohl das achtzehnte Jahrhundert Franks Spezialgebiet gewesen war. Da ich zu wissen meinte, daß Jamie tot war, und ich ohne ihn leben mußte, ging ich allem aus dem Weg, was mich an ihn erinnern konnte. Ein nutzloses Unterfangen, da ich Tag für Tag durch Brianna an ihn erinnert wurde. Trotzdem, die Bücher über Bonnie Prince Charlie konnte ich nicht lesen.
    »Das verstehe ich. Ich habe nur überlegt, ob wir möglicherweise etwas Nützliches darin finden.« Roger hielt inne, während rote Flecken auf seine Wangen traten. »Hat… äh, Ihr Mann… Frank meine ich«, fügte er hastig hinzu, »haben Sie ihm erzählt, was… äh… was…« Er verstummte und räusperte sich verlegen.
    »Natürlich!« entgegnete ich ein wenig scharf. »Was denken Sie denn? Glauben Sie, ich bin nach den drei Jahren in sein Büro marschiert und habe gesagt: ›Hallo, Liebling, da bin ich! Was möchtest du heute zum Abendessen?‹«
    »Nein, natürlich nicht«, murmelte Roger. Er wandte sich ab und starrte an die Wand. Sogar sein Nacken war rot vor Verlegenheit.
    »Tut mir leid!« Ich holte tief Luft. »Eine berechtigte Frage. Nur rühren Sie damit an alte Wunden.« Und nicht nur das. Mich wunderte ja selbst, wie sehr die Wunde noch immer schmerzte.

    »Ja«, bestätigte ich, »ich habe ihm alles erzählt. Von

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