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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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Familienzusammenkünfte hatte, und ihn damit wahrlich ans Messer liefern. Ich schwenkte den Kopf hin und her, weil Engel und Teufel gerade miteinander rangen. Dann sagte ich:
    »Claude ist nervenkrank. Er darf sich nicht aufregen, sonst ... fällt er aus dem Gleichgewicht.«
    »Ach, mein armer Junge!« Mama rannte um den Tisch und kniff ihren Jüngsten in die Wange. »Hajott, sag doch auch mal was, das ist doch furchtbar!«
    »Was«, sagte Hajott.
    Frédéric guckte, wenn irgend möglich, noch böser. Wenn er seine Kunden bei der Sparkasse auch so anstierte, konnte ich mir vorstellen, dass niemand es wagte, investiertes Geld von ihm zurückzuverlangen.
    »So ein Blödsinn! Da fällt ja sogar meinen Kindern eine bessere Ausrede ein, wenn sie einfach nur stinkend faul sind.«
    Apropos Kinder …
    Annika hatte sich unter dem Esstisch versteckt und zerbröselte das Brot, um damit eine Spur zu legen. »Das ist eine Acht!«, ließ sie uns wissen.
    »Ganz richtig, Liebes«, sagte Mutter. »Aber wir spielen nicht mit dem Essen.«
    »Wo ist Severin?«, fragte ich.
    Mein Blick irrte über die Tischdecke, meine Augen weiteten sich auf Untertassengröße.
    »Und wo ist Raphaels Zahn?«

Kapitel 6
     
    Claude fuhr uns zum Krankenhaus. Silke war so aufgeregt, dass sie nicht fähig war, auf den Straßenverkehr zu achten, und ich – nun, ich war nicht so ganz auf der Höhe aufgrund des Kirschwassers.
    Severin hing über dem Schoß seiner Mutter und plärrte. Er hatte sich den Zahn ins Ohr geschoben und wollte abwarten, ob er dann im Mund wieder herauswachsen würde. Vor ein paar Tagen hatte er nämlich auf Nickelodeon eine Reportage über Haie und ihr nachwachsendes Gebiss gesehen. Und weil irgendjemand ihm erzählt hatte (ich hoffte sehr, dass nicht ich das gewesen war), dass Mund, Nase und Ohr miteinander verbunden waren, schien ihm das eine gute Idee zu sein. Und bevor ich sie daran hatte hindern können, hatte Silke versucht, den Zahn mit einem Wattestäbchen herauszubohren und ihn damit nur noch tiefer in den Gehörgang geschoben.  
    »Sein Trommelfell ist bestimmt irreparabel verletzt!«, sagte Silke. »Mein kleiner Schatz wird für immer taub sein.«
    »Dann haben wir endlich den Musiker in der Familie«, murmelte Claude. »Beethoven war doch auch taub.«
    Silke stimmte mit Severin einen Klagegesang an.
    Als sie mit den Zwillingen schwanger war, hatte sie mit meiner Mutter einen harten Kampf ausfechten müssen, was die Namenswahl betraf. Mama hatte darauf bestanden, dass die beiden Robert und Clara heißen sollten. Sie hatte sich erst erweichen lassen, nachdem Silke einen Skandal offenbart hatte: Clara Schumann hätte ja wohl ganz klar eine Affäre mit Johannes Brahms gehabt, und ob sie so eine Frau als Namensgeberin für ihre Enkeltochter haben wollte? Mama war damals zutiefst beleidigt gewesen, das hatte ich noch lebhaft vor Augen.
    »Mach dir keine Sorgen, das wird bestimmt nicht so schlimm«, sagte ich, die Erinnerungen verdrängend.
    »Wieso musstest du auch Raphael Richter einen Zahn abbrechen?«, jaulte Silke vorwurfvoll.
    Ich sank tiefer in meinen Sitz.
    In der Ambulanz ließ man uns ziemlich lang warten. Erst, als ich erwähnte, dass ich ebenfalls im Hause arbeitete, rief man den diensthabenden HNO-Arzt an. Leider ließ sich Severin dann überhaupt nicht mehr beruhigen. Er wollte dem »doofen, weißen Mann« nicht erlauben, in sein Ohr zu gucken, und brüllte hemmungslos.
    In meiner Handtasche fand ich zwei nicht mehr ganz wohlgeformte Überraschungs-Eier. Ich hatte ganz vergessen, sie den Kindern zu geben, und konnte Severin damit wenigstens kurzfristig ablenken. Zumindest so weit, dass der HNO-Arzt einen Blick in sein Ohr werfen konnte. Dieser begann dann, einige Instrumente bereitzulegen. Beim Anblick der riesigen Pinzette bekam Severin es aber so mit der Angst, dass er sich auf den Fußboden erbrach. Dabei wurde mein Hosenbein besprenkelt.
    Silke schlug der Stress auf die Blase, und sie verschwand aufs Klo »für kleine Katzenmädchen«.
    Nachdem Severin sich wieder beruhigt hatte, gab ich ihm ein Zauberpflaster auf die Hand und bot ihm etwas zu trinken an.
    »Dir ist doch nicht mehr schlecht, oder?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    Severin schüttelte den Kopf.
    »Das ist nämlich ein Schnaps«, weihte ich ihn mit ernster Miene ein.
    Er wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. »Wirklich?«
    »Ganz ehrlich!«, schwor ich. »Aber davon darfst du Mami nichts erzählen, sonst muss ich doch ins

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