Fessel mein Herz (German Edition)
umrundeten einen Hügel, hinter dem drei Pferde an eine Baum festgebunden warteten. Ohne Umschweife wurde Montana auf eines der Tiere gehievt und Whites saß hinter ihr auf. Er trat dem Pferd in die Flanken und es preschte los. George und Johnny beeilten sich, aufzusitzen und hinterher zu eilen.
8
Bhreac zügelte sein Pferd. Hatte er da nicht eben einen Schrei gehört? – Da war es wieder. Eine Frau schrie aus Leibeskräften. Er wendete den Hengst und ritt in die Richtung, aus der die Schreie kamen. Plötzlich erstarb das Geschrei und sein Herz begann, unruhig zu schlagen. Hoffentlich hatte man der Frau nichts angetan.
Dann erblickte er sie und sein Herz krampfte sich zusammen. Es war unzweifelhaft Montana, die da von drei englischen Soldaten geschnappt worden war. Was zur Hölle machte das verfluchte Weib hier? Waren die Engländer etwa schon auf Broch Dubh gewesen? Bei dem Gedanken gefror ihm das Blut in den Adern. Er fluchte leise.
Die Männer schleppten Montana mit sich und Bhreac verfolgte sie vorsichtig. Er sah, wie die Soldaten mit Montana zu drei wartenden Pferden gelangten und sie auf eines der Tiere hievten.
Bhreac überlegte. Wenn sie wirklich Montana von Broch Dubh entführt hätten, wären sie doch nicht mit ihr eben soweit von ihren Pferden gewesen. Nein! Es deutete mehr darauf hin, dass sie Montana hier aufgegriffen hatten. Doch was hatte sie hier, so weit von Broch Dubh, zu suchen? Offenbar war sie davongelaufen. Aber warum?
Er hatte nicht lange Zeit, darüber nachzudenken, denn die Soldaten ritten mit Montana davon. Bhreac folgte ihnen bis zu ihrem Lager. Es waren zu viele Rotröcke und bis auf seinen Sgian Dubh, dem kleinen Dolch, den er im Strumpf trug, hatte er keine Waffen dabei. Er würde zurück nach Broch Dubh reiten, alles für die Abreise organisieren und die Frauen und Kinder unter dem Schutz des Stallmeisters und des Schmieds schon mal auf die Reise schicken. Dann konnte er versuchen, Montana zu befreien und seine Mutter und die anderen auf ihrem Weg einholen. Sie würden ohnehin mit den Wagen langsamer sein, als er und Montana auf seinem schnellen Hengst.
Schweren Herzens wandte er dem Lager der Soldaten den Rücken und ritt in Richtung Broch Dubh davon. Es fiel ihm schwer, Montana allein unter den Sassenachs zurückzulassen, doch er hatte keine andere Wahl. Er hoffte nur, sie würden sie nicht vergewaltigen. Es war wichtig, dass er jetzt keinen Fehler machte. Zu viel Menschenleben standen auf dem Spiel, denn es war möglich, dass die Sassenachs auch Broch Dubh schon bald einen Besuch abstatten würden. Sie waren verdammt nah und das machte ihm Sorgen.
Er trieb sein Pferd noch mehr an. Er musste sich beeilen.
9
Montana saß geknebelt und mit gefesselten Händen an ein Wagenrad gebunden und verfluchte im Stillen ihre Situation. Zum wiederholten Mal bedauerte sie ihr impulsives Verhalten, das ihr diese Gefangenschaft eingebracht hatte, doch sie konnte es nicht mehr rückgängig machen. Sie musste jetzt versuchen, Ruhe zu bewahren um einen Fluchtplan auszuarbeiten. Allerdings schienen ihre Chancen im Moment sehr dürftig zu sein. Die Fesseln saßen so fest, dass sie ihr ins Fleisch schnitten, sobald sie ihre Hände ein wenig bewegte und sie war fest an das Rad gebunden, konnte sich nicht einmal hinlegen. Diese Schufte waren wirklich nicht darauf bedacht, es ihrer Gefangenen ein wenig bequemer zu machen. Man hatte ihr auch nichts von dem Essen angeboten, das einer der Soldaten über dem Feuer gekocht hatte. Lediglich ein wenig Wasser hatte sie bekommen.
Das Feuer war zu weit von ihr entfernt, als das sie in den Genuss seiner Wärme kommen könnte. Noch immer waren die Nächte in den Highlands empfindlich kühl und Montana zitterte. Ihren Umhang hätte sie jetzt gut gebrauchen können. Sie war ja nur im Kleid aus dem Haus geflohen.
Schritte näherten sich ihr und sie hob den Blick. Es war Whites. Ihr Herz begann, unruhig in ihrer Brust auf und abzuhüpfen.
„ Na mein Vögelchen. Freust du dich, mich zu sehen? Es muss ja wirklich sehr unbequem sein, die ganze Zeit da so zu sitzen.“
Er blickte sie gespielt mitleidig an und schüttelte den Kopf.
„ Wir werden ein wenig spazieren gehen. – Nur du und ich“, sagte er leise und kniete sich neben sie. „Nur wir beide, mein Vögelchen. Wir wollen doch nicht, dass uns jemand stört, nicht wahr?“
Montana schrie gegen ihren Knebel, der seinen Zweck erfüllte und den Laut erstickte. Ohnehin würde es wohl kaum einen
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