Fessel mein Herz (German Edition)
umgeben war, fühlte sie sich so einsam, wie nie zuvor in ihrem Leben.
Endlich wurde die Tafel aufgehoben und Montana erhob sich mit wackeligen Beinen.
„ Montana, meine Liebe“, rief Lady Gwen, als Montana schon im Begriff war, den Raum zu verlassen.
Mit klopfendem Herzen blieb Montana stehen.
„ Ich würde gern im Salon ein paar Worte mit Euch wechseln“, erklärte Lady Gwen.
Montana drehte sich zu der alten Dame um, konnte ihr jedoch nicht in die Augen schauen.
„ Ich … mir ist nicht gut“, wich sie aus.
„ Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen“, sagte Bhreacs Mutter und trat näher.
Lady Gwen fasst Montana am Ellenbogen.
„ Kommt meine Liebe.“
Mit einem mulmigen Gefühl ließ sich Montana von der älteren Frau in den Salon führen, wo schon ein Tablett mit Tee und Scones bereitstanden. Offensichtlich hatte die alte Dame alles gründlich geplant.
„ Setzt Euch bitte.“
Unsicher nahm Montana auf dem Stuhl Platz, den Lady Gwen ihr anbot. Nachdem auch die alte Dame sich gesetzt hatte, schenkte Morna den Tee ein und verschwand. Nun war Montana mit Lady Gwen allein und sie fühlte sich äußerst unbehaglich.
Die alte Dame pustete auf ihren Tee, nahm einen kleinen Schluck und seufzte zufrieden.
„ Das tut gut.“
Nach einigen vorsichtigen Schlucken stellte Lady Gwen die Tasse beiseite und blickte Montana direkt an.
„ Liebt Ihr meinen Sohn?“, fragte sie gerade heraus.
Montana verschluckte sich an dem Schluck Tee, den sie gerade genommen hatte und fing an zu husten. Die alte Dame schlug ihr hilfreich auf den Rücken, bis Montana sich einigermaßen gefasst hatte.
„ Nun meine Liebe? Ich warte.“
„ Warum fragt Ihr mich das?“, wollte Montana wissen.
„ Bhreac denkt, dass wir hier nicht sicher sind und das wir von hier fortgehen sollten, um woanders neu anzufangen. Genau gesagt, sprach er davon, nach Amerika zu reisen. Er will, dass Ihr mit ihm geht.“
„ Niemals!“, rief Montana aus. „Ich werde nirgendwo hinfahren und schon gar nicht mit einem Schiff den Atlantik überqueren.“
„ Mein Sohn ist fest entschlossen. Ich möchte nun von Euch wissen, ob ihr ihn liebt.“
Montana schwieg. Was sollte sie der alten Dame antworten? Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie die Antwort auf diese Frage kannte.
„ Ihr habt mit ihm geschlafen. Wenn Ihr ihn nicht liebt, wie ist es dann dazu gekommen? Hat er Euch Gewalt angetan?“
„ Nein!“, wehrte Montana ab. „Nein, ich ...“
Sie rang die Hände. Verzweifelt versuchte sie, ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren. Wo war nur ihre Selbstsicherheit und ihre Coolness geblieben, für die sie im Gerichtssaal berüchtigt gewesen war? Jetzt fühlte sie sich selbst wie eine Angeklagte im Kreuzverhör.
„ Bedenkt, dass Ihr in anderen Umständen sein könntet. Würde das nicht Eure Entscheidung beeinflussen? Ich denke, dass eine Heirat das einzig Vernünftige in dieser Lage ist.“
Montana rang die Hände. Sie wusste nicht, wie sie aus diesem Schlamassel herauskommen sollte. Noch vor einer Woche war sie eine toughe Karrierefrau, die souverän mit Richtern, Staatsanwälten und Schwerkriminellen umging und die niemals um eine Antwort verlegen war. Jetzt saß sie hier, ihr Leben ein Trümmerhaufen und sie fühlte sich wie ein Kind, dass etwas ausgefressen hatte. Dabei war das alles doch nicht ihre Schuld!
„ Montana? Sagt doch etwas?“
Montana sprang plötzlich auf und rannte aus dem Raum.
7
Blindlings rannte Montana nach draußen und floh über Stock und Stein. Sie achtete nicht auf ihren Weg. Sie wollte nur weg von hier. Weit weg! Tränen behinderten ihre Sicht, doch sie verlangsamte ihr Tempo nicht. Mehrmals stolperte sie und wäre fast gestürzt, ihre Lungen brannten und ihr Herz pumpte heftig in ihrer Brust. Sie lief so lange, bis starke Seitenstiche sie zwangen, ihr Tempo zu drosseln. Erschöpft kam sie schließlich zum Stehen. Schwer atmend lehnte sie sich gegen einen Baum und hielt sich die stechende Seite.
Langsam sackte Montana in sich zusammen und sie saß eine ganze Weile unter dem Baum, bis ihre galoppierenden Nerven sich wieder einigermaßen beruhigt hatten und sie wieder halbwegs klar zu denken anfing.
Wo war sie?
Sie schaute sich sorgfältig um, doch alles, was sie erblickte, waren Wiesen, Berge und ein Waldstück in der Ferne. Von dem Herrenhaus, indem sie die letzte Nacht zugebracht hatte, war weit und breit nichts zu sehen. Auch sonst gab es nichts, was ihr irgendwie weiterhelfen konnte, um sich zu
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