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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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Hauptes höhnisch anfunkelte. »Jemanden, dem du hoffnungslos hinterher sabberst. Du hättest eben die Chance nutzen sollen, mit mir zu vögeln, denn jetzt wirst du ganz sicher keine mehr kriegen.«
    WAS?!
    Entgeistert blinzelte ich ihn an.
    Darum ging es nicht. Darum ging es so absolut überhaupt nicht, dass es mich maßlos ärgerte, wie sehr mich diese absichtlich unter die Gürtellinie gezielten Worte trafen. Und noch mehr ärgerte es mich, dass ich mir meine Gefühle für ihn doch so sehr hatte anmerken lassen, dass er sie als Waffe gegen mich verwenden konnte.
    Mist. Und was für eine Waffe. Ziemlich vernichtend.
    »Du hast ein Arschloch aus dir gemacht«, entgegnete ich böse und hätte ihn gleich darauf am liebsten schlagen mögen, als er dieses unverschämte Lächeln einsetzte, bei dem meine Lippen sehnsüchtig prickelten. Schlimmer noch, weil ich jetzt wusste, wie er küsste.
    »Ein von allen begehrtes Arschloch mit gut bezahltem Nebenjob als heißer Gogo und glorreicher Zukunft als Schönheitschirurg.«
    »Schönheits…«
    Über diese Eröffnung war ich dermaßen baff, dass ich ihn wieder ungläubig anstarrte. Ich konnte gar nicht sagen, worüber ich mich am meisten wunderte. Über die Berufswahl, die auf den ersten Blick gar nicht zu ihm zu passen schien, oder über die Tatsache, dass er sich freiwillig auf dem Weg in die ihm so verhasste Gesellschaftsschicht machte – wenn er erfolgreich wäre, hieß das.
    Andererseits, vielleicht war es auch logisch. Er kämpfte sich dorthin, von wo aus ihn andere immer verächtlich betrachtet und behandelt hatten, um sich selbst und allen anderen zu beweisen, dass er nun – wie er es so schön ausgedrückt hatte – jemand war. Um den Leuten, stellvertretend für seine damaligen Mitschüler, wahlweise eine lange Nase zu drehen oder einen heftigen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen.
    Allerdings interessierten mich in diesem Zusammenhang seine Beweggründe herzlich wenig, weil ich immer noch dieses äußerst schmerzhafte Ziehen in der Brust verspürte. Und mir war danach, ihm etwas davon abzugeben.
    »Schade nur, dass das mit der glorreichen Zukunft nichts wird. Medizin ist ein mörderischer Studiengang, den du ganz bestimmt nicht mit Bravur absolvieren wirst. Erst recht nicht, wenn du dir die Nächte im ‚Palace‘ um die Ohren schlägst.«
    Ricks Mundwinkel verzogen sich zu einem minutiösen Lächeln, bei dem mein Puls gefährlich flatterte. »Ich bin der Viertbeste in meinem Jahrgang.«
    Der Viertbeste?! Ach du Schreck! Er hatte wohl nichts Besseres zu tun gehabt, als während seiner Zeit als Loser ständig zu lernen, und hatte dieses strebsame Verhalten auch noch beibehalten. Wenn ich mir ins Gedächtnis rief, wie meine Eltern immer über meine durchschnittlichen Leistungen mäkelten, die einem Klippstein nicht mal ansatzweise gerecht wurden…
    »Tja«, meinte Rick selbstgefällig, nachdem er meinen Gesichtsausdruck zweifellos richtig gedeutet hatte, »wenn du mich damit verletzen wolltest, kannst du das vergessen. Außerdem habe ich keine Angriffspunkte.«
    »Nein«, gab ich gereizt zurück, »nur Anstoßpunkte. Und deine Anmaßung ist einer davon.«
    »Vielleicht.« Im nächsten Augenblick legte er seine Hände auf meine Oberschenkel und drückte sich soweit hoch, bis sein Gesicht Zentimeter vor meinem schwebte. »Aber gerade die ist es doch«, säuselte er in einer Stimmlage, die allein es schaffte, mein Blut in Wallung zu bringen, »die dich so anmacht.« Die goldbraunen Augen blitzten mich an – allerdings weder verführerisch noch neckisch, sondern voller Schadenfreude. Weil er ganz genau wusste, dass er Recht hatte. Und die Tatsache, dass er seine Wirkung auf mich kannte, mir jedoch schon im Voraus eine unmissverständliche Absage erteilt hatte, brachte ihn in den Besitz einer ungerechten Macht über mich.
    Grob stieß ich ihn von mir und ignorierte geflissentlich mein Herzklopfen. »Lass den Blödsinn, okay? Du hast mir gerade gesagt, dass ich keine Chance habe. Kein Grund, mich damit zu quälen.«
    »Nein? Ich dachte, du stehst aufs Quälen?«
    Fassungslos schaute ich ihn an. Das meinte er doch wohl nicht ernst?
    »Verdammt, Rick! Ich hab’ dir schon gesagt, was ich davon gehalten habe. Und zu deiner Info: Ich hab’ immer wieder versucht, ihnen dich als Opfer auszureden, wofür ich jedes Mal mit Drohungen und Beleidigungen belohnt wurde!«
    Er schnaubte. »Das muss so furchtbar für dich gewesen sein.«
    »Glaub’ doch, was du willst.«

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