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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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Geste eine Hand auf den Arm legte. Offensichtlich reagierte er noch immer etwas allergisch auf Leute, die sich über ihn lustig machten. Obwohl die Situation, zugegeben, schon reichlich verkorkst war und ich Wienert bis zu einem gewissen Grad verstehen konnte.
    Schwerfällig setzte sich Wienert in Bewegung und schob sich an Rick und mir vorbei in die Wohnung. Just in diesem Moment sprang Rusty auf und wuselte dem Fremden um die Beine herum, um ihn von allen Seiten zu beschnuppern. Mir fiel auf, dass Rick ihn nicht so zuvorkommend fragte, ob er Angst vor Hunden hatte. Und er rief Rusty auch nicht zurück, als er seine Schnauze zwischen Wienerts Beine steckte, obwohl dieser noch ein bisschen ängstlicher reagierte als ich.
    »Braves Hundchen«, murmelte er, tätschelte dem Mischling vorsichtig den Schädel und schaute Hilfe suchend zu Rick hinüber, der das jedoch schlicht ignorierte und mit mir im Schlepptau zur Wohnküche marschierte.
    »Ähm, Rick?«, wagte ich anzumerken.
    »Kommen Sie?«, rief er allerdings nur über die Schulter und ließ sich in der Wohnküche auf einen Stuhl am Esstisch fallen.
    »Findest du das nicht ein bisschen gemein?«
    »Nein.«
    »Ich schon.«
    Genervt sah Rick mich an. »Himmel Arsch«, grollte er dann unzufrieden, ehe er wieder das Kussgeräusch machte. Keine Sekunde später flitzte Rusty um die Ecke und blieb mit aufrechtem Schwanz und gespitzten Ohren in der Tür stehen, bis Rick ihn mit einem weiteren Befehl und einer harschen Handbewegung auf eine alte, blaue Decke schickte, die dicht an der Wand auf dem Boden lag. Aus einer Schublade fischte er einen kleinen Hundesnack heraus und warf ihn Rusty auf seiner Decke zu, der sofort begeistert darauf herumkaute und damit auch offensichtlich die nächsten zehn, fünfzehn Minuten beschäftigt sein würde.
    »Zufrieden?«, wollte Rick an mich gewandt wissen.
    »Ja. Erstaunlicherweise.« Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er auf mich hören würde. Etwas verwirrt setzte ich mich auf den Stuhl neben ihm.
    »So«, bemerkte der Mann vom Schlüsseldienst geschäftig, als er die Wohnküche betrat und seinen Arbeitskoffer auf den Küchentisch wuchtete. »Nettes Hundchen haben Sie da. Und nettes … Problem.« Er grinste schon wieder, dieses Mal jedoch mit einer gutmütigen Note darin, und schüttelte dann den Kopf. Offensichtlich kapitulierte seine Phantasie dabei, wie wir in so eine Situation gekommen sein könnten. »Wie ist Ihnen das denn passiert? Ich hoffe, ich begehe keine Straftat dabei, Sie aus dem Schlamassel da zu befreien.«
    »Wir sind nicht auf der Flucht, falls Sie das meinen«, entgegnete Rick genervt.
    »Na, dann ist ja gut«, gluckste Wienert vergnügt und öffnete seinen Werkzeugkasten. »Sie glauben ja nicht, was mir alles schon untergekommen ist. Ich hatte sogar schon mal ein Malheur mit Handschellen, fällt mir ein, jetzt, wo ich Sie so sehe.« Blind kramte er in seinem Arbeitskoffer herum, hatte offensichtlich aber nicht die größte Eile, irgendein spezielles Gerät zu fassen zu bekommen. Dass er so lange für den Weg hierher gebraucht hatte, war also nicht nur Ricks Unfreundlichkeit am Telefon zuzuschreiben. Allem Anschein nach war Wienert einfach ein gemütlicher Mensch.
    »Allerdings hatten sich die Kunden im Eifer des Gefechts zusammen ans Bett gekettet – ohne vorher zu gucken, wo der Schlüssel abgeblieben war.« Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Es ist mir bis heute ein Rätsel, wie die zwei überhaupt das Telefon erreichen konnten. Glauben Sie mir, da haben Sie’s schon viel bequemer getroffen.« Vertrauensvoll zwinkerte er uns zu. »Wo ist denn im Übrigen Ihr Schlüssel hin verschwunden?«
    »Der Hund –«, wollte ich ansetzen, als Rick mir über den Mund fuhr: »Weg. Würde es Ihnen etwas ausmachen, zur Sache zu kommen?« Zur Unterstreichung seiner Worte klimperte er mit den Handschellen herum, aber Wienert hatte mich offensichtlich sehr gut verstanden, denn er musste ein weiteres Mal auflachen.
    »Der Hund hat ihn gefressen? Nicht zu fassen, dass es so was tatsächlich gibt!«
    »Ja. Unglaublich. Könnten Sie jetzt …?« Rick hob erneut seinen Arm.
    Sein unfreundliches Verhalten war mir fast ein wenig unangenehm. Wenn er sich einmal ganz unvoreingenommen in Wienert hineinversetzte, musste er doch zugeben, dass die Situation sehr seltsam und beinahe absurd war.
    »Was? Oh ja, natürlich.« Er hörte zu kramen auf. »Ich kann ja verstehen, wenn Sie mich so schnell wie möglich wieder loswerden wollen.«

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