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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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dann auf einmal stockend zu sprechen an und brachte meinen Herzschlag damit unvermittelt ins Stolpern. »Und ich hab’… den Satz nicht geschrieben, um es zu sein.«
    »Ich aber«, flüsterte ich getreu der Vorlage zurück.
    »Bedeutung durch Gekritzel auf der Klowand?«
    »Klar.« Es war so verrückt, diese Sätze in einer Art Dialog tatsächlich auszusprechen. Ich hatte sie so oft in Gedanken wiederholt, ihn mir so oft dabei vorgestellt, ohne dass er dabei jemals sein Aussehen geändert hatte. Wie auch? Nach Ende der neunten Klasse hatte er die Schule gewechselt. Da war zwar schon zu sehen gewesen, dass er dabei gewesen war, Gewicht zu verlieren, aber in meinem Kopf war er immer der moppelige Junge gewesen.
    Und ich war dabei gewesen, zu entdecken, dass ich auf Jungs stand. Auf diesen Jungen. »Die ganze Schule spricht schon über uns. Weißt du’s nicht?«
    »Wir sind berühmt.«
    »Stars.«
    »Spinner«, sagte er gedehnt. Er sah mich so durchdringend an, als müsste er in seinem Gedächtnis noch nach dem richtigen Gesicht suchen. Die Worte kamen fast automatisch.
    »Ohne kann man nicht berühmt sein.«
    »Ohne könnte…« Er presste die Lippen zusammen. Für ein paar Sekunden konnte ich die starken Gefühle in seinen Augen sehen, die wie bei einem Wirbelsturm in ihm wüten mussten und ihn beinahe überwältigten. Beinahe. Denn schon beim nächsten Lidschlag wurde sein Gesicht hart wie Fels und entsetzlich ausdruckslos. »Schön, dass du dich endlich zu erkennen gibst«, sagte er eisig.
    Ein unangenehmer Schauer lief mir über den Rücken. So hatte auch ich mir das Wiedersehen bei Weitem nicht vorgestellt. Eigentlich hatte ich mir gar nichts vorgestellt, höchstens ein bisschen von zufälligen Begegnungen geträumt, wenn mir Rick zu weit entfernt vorkam – und jetzt stellte sich heraus, dass sie ein und dieselbe Person waren!
    »Ich…« … wusste gar nicht so genau, was ich daraufhin erwidern sollte. »Ich wusste nicht, dass du… Du hast dich verändert.« Und wie. Ich hatte vorher nicht im Entferntesten daran gedacht, dass er Patrick sein könnte und umgekehrt schien es offensichtlich genauso zu sein, obwohl ich mich ihm gegenüber tatsächlich nie zu erkennen gegeben hatte. Allerhöchstens die Augen hätten mich vielleicht stutzig machen können.
    »Ja«, bestätigte Rick bestimmt, aber immer noch genauso kühl. »Von der fetten Schwabbelbacke, auf der ihr immer so gerne herumgehackt habt, ist nichts mehr übrig geblieben, nicht wahr?«
    Unwillkürlich zuckte ich bei dieser Bezeichnung zurück. Plötzlich schien es nur ein paar Tagen her zu sein, dass Viktor uns zu irgendwelchen Gemeinheiten angestachelt hatte – und er war immer sehr kreativ gewesen, wenn es darum ging, Patrick fertig zu machen.
    Rick schnaubte. »Was? Tut es dir jetzt auf einmal Leid, ja?« Ob nun bewusst oder unbewusst, Rick nahm leicht die Schultern zurück und richtete sich gerade auf, um mir mit schmalen Augen zuzuzischen: »Steck’ dir dein Mitleid sonst wohin.«
    »Rick…« Er schien sich noch mehr zu verschließen, als ich ihn ansprach, daher beeilte ich mich, zu sagen: »Ich habe nicht mitgemacht.«
    »Ach nein?« Beinahe wie erwartet, schien ihn das überhaupt nicht zu interessieren. Wahrscheinlich existierten für ihn nur die Leute, die offen auf ihn losgegangen waren und jene, die seelenruhig zugesehen hatten. Ohne ihm zu helfen. Ich hatte immer zur letzteren Gruppe gehört. Von daher war ich ein wenig erstaunt, als er nach kurzem Grübeln wissen wollte: »Du warst in der Parallelklasse, oder?«
    »Ja.« Ich beeilte mich, zu nicken.
    Inzwischen konnte er sich offensichtlich sehr genau an mein Gesicht erinnern. Und wahrscheinlich an das jedes anderen von damals. Vermutlich legte er sie nun ebenso übereinander, wie ich es eben getan hatte, und fragte sich, warum er es nicht eher erkannt hatte, wo er doch schon das Gefühl gehabt hatte, mich zu kennen. Ich hatte doch nicht ahnen können, dass wir uns noch aus der Schulzeit kannten!
    »Aber, Rick, ich habe nie –«
    »Wahrscheinlich hat… Viktor« – er spuckte den Namen beinahe aus – »dich deshalb auf die Klowandkritzeleien angesetzt, richtig? Weil ich dich nicht so gut kannte wie die anderen.«
    Erschrocken riss ich die Augen auf. »Nein«, widersprach ich heftig. Zumindest das musste ich klarstellen. »Niemand hat mich auf irgendwas angesetzt. Ich habe dir ganz von allein geantwortet und niemand hat gewusst, dass ich es war. Es war alles ehrlich gemeint, was ich da

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