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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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wichtig für die Fallanalytiker, die in dem Raum nebenan waren und das Gespräch auf einem großen Bildschirm mitverfolgten. Es waren auch Mediale dabei, eigentlich unüblich bei einem kriminellen Menschen, aber Bonners geistige Strukturen waren so anormal, dass ihr Interesse geweckt worden war.
    Doch nicht die Reaktion der erfahrenen medialen Analytiker interessierten Sophia, sondern die Schlüsse, die Max Shannon zog. Der Polizist hatte keine medialen Fähigkeiten, und im Gegensatz zu dem Schlächter vor ihr war er gertenschlank. Wie ein Puma, dachte sie. Doch wenn es darauf ankam, würde der Puma siegen – sowohl über das Muskelpaket in dem Gefängnisoverall als auch über die schlauen Köpfe der Medialen, die hinzugezogen worden waren, nachdem Bonners perverse Taten auch wirtschaftliche Konsequenzen gehabt hatten.
    „Sie waren alle zarte Blumen.“ Bonner seufzte. „So hübsch, so süß. Leicht zu verletzen. Genau wie Sie.“ Er starrte auf eine Narbe, die sich über ihr Jochbein zog.
    Sophia ignorierte die offene Provokation. „Was haben Sie mit ihnen gemacht?“ Bonner war durch die Spuren überführt worden, die er an der Leiche seines ersten Opfers hinterlassen hatte. Bei den anderen Fällen hatte es nichts dergleichen gegeben, und man hatte ihn nur mit den Verbrechen in Verbindung bringen können, weil die Umstände ganz ähnlich gewesen waren und weil Max Shannon so hartnäckig ihre Aufklärung betrieben hatte.
    „So zart und so zerstört“, murmelte Bonner und sah auf ihre Lippen. „Verletzte Frauen haben mich schon immer angezogen.“
    „Sie lügen, Mr Bonner.“ Wie konnten ihn die Leute bloß attraktiv finden – sie konnte die Fäulnis beinahe riechen. „Ihre Opfer waren alle außergewöhnlich schön.“
    „Vermutliche Opfer“, sagte er, und die klaren blauen Augen leuchteten auf. „Man hat mich nur des Mordes an der armen Carissa überführt. Obwohl ich natürlich vollkommen unschuldig bin.“
    „Sie haben sich bereit erklärt zu kooperieren“, erinnerte sie ihn. Ohne seine Kooperationsbereitschaft konnte sie nicht arbeiten. Denn – „Offensichtlich können Sie Ihre Gedanken bis zu einem gewissen Grad steuern.“ Auf diese Eigenschaft waren die Telepathen des J-Dienstes schon öfter bei psychopathischen Menschen gestoßen – anscheinend entwickelten solche Individuen eine beinahe mediale Fähigkeit, die eigenen Erinnerungen zu verändern. Bonner war ein Meister darin. Bei einer oberflächlichen Suche hatte sie absolut nichts gefunden – tiefer nachzuforschen konnte sein Gehirn für immer schädigen und gerade diejenigen Informationen auslöschen, die sie brauchte.
    Aber, meldete sich das Andere in ihr, er musste auch nur lange genug am Leben bleiben, damit die Opfer gefunden werden konnten. Danach …
    „Ich bin ein Mensch.“ Er tat übertrieben überrascht. „Das haben sie Ihnen doch bestimmt gesagt – mein Gedächtnis ist nicht mehr das, was es einmal war. Darum brauche ich ja eine J-Mediale, die in meinen Kopf eindringt und die zarten Blumen ausgräbt.“
    Er spielte mit ihr. Sophia war sicher, dass er bis auf den letzten Zentimeter die genaue Lage jeder einzelnen vergrabenen Leiche beschreiben konnte. Aber Bonner spielte den Unwissenden so gut, dass man sie hinzugezogen und damit Bonner die Chance gegeben hatte, sein krankes Bedürfnis noch einmal zu befriedigen. Sie sollte in seinen Kopf eindringen, damit er sie dort überwältigen konnte – nur so konnte er in seiner jetzigen Lage einer Frau noch wehtun.
    „Da ich offensichtlich nichts erreichen kann“, sagte sie und stand auf, „werde ich meinen Kollegen Bryan Ames bitten, die Untersuchung zu übernehmen. Er ist –“
    „Nein.“ Der erste Riss in der polierten Oberfläche, doch er verschwand genauso schnell, wie er entstanden war. „Sie bekommen, was Sie brauchen.“
    Sie zog das dünne schwarze Kunstleder des Handschuhs der linken Hand bis zur steifen Manschette ihrer weißen Bluse. „Meine Zeit ist teuer, ich möchte sie nicht verschwenden. Bei anderen Fällen könnte ich meine Fähigkeiten bestimmt nützlicher einbringen.“ Mit diesen Worten ging sie hinaus, ungeachtet seines Befehls – denn nichts anderes war es – zu bleiben.
    Im Beobachtungsraum wandte sie sich an Max Shannon. „Sie sollten nur noch Männer zu ihm schicken.“
    Er nickte knapp, seine Hand umklammerte die Stuhllehne. Seine Haut hatte einen warmen Goldton, der auf asiatische und europäische Wurzeln schließen ließ. Das asiatische Erbe

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