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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nicht sonderlich. Sie warfen mir vor, ein Nörgler und Pessimist zu sein und immer nur die schwarze Seite zu sehen. Aber ich sah keinen Grund zu Optimismus mitten in der Schlacht – noch dazu stand ich auf der Verliererseite.«
    Lucy betrachtete sein schmunzelndes Gesicht skeptisch, ohne seine Heiterkeit zu teilen. Der Widerschein des Feuers ließ sein Haar und sein gebräuntes Gesicht golden schimmern. Er wirkte so unbeschwert und sorglos, als hätten die Schrecken des Krieges ihm nichts anhaben können. Zweifellos hatte er Grauen, Blutvergießen und Sterben an der Front erlebt und Lucy begriff nicht, wie er so beiläufig und heiter vom Krieg sprechen konnte. Hatte er gar keine Gefühle? Jeder andere Mann, der über den Krieg redete, geriet in Rage und Verbitterung oder erzählte mit stolzgeschwellter Brust von seinen Heldentaten. Lucy wollte dem Gespräch eine andere Wendung geben.
    »Der Register ist eine große Zeitung. Wurde viel von Ihnen veröffentlicht?«
    »Ziemlich viel.«
    »Haben Sie Ausschnitte Ihrer Artikel?«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Wie schade. Ich hätte gerne etwas von Ihnen gelesen. Haben Sie unter Ihrem Namen publiziert oder …«
    »Rebell. Das war mein Pseudonym. Unter meinem Namen konnte ich nicht schreiben, da ich gelegentlich eine missliebige Meinung vertrat. Meine … Kollegen … hätten kein Verständnis dafür gehabt, dass ich keine Engel mit goldenen Bannern über dem Schlachtfeld schweben sah. Ich habe nur aufgeschlitzte Bäuche, im Dreck sterbende Männer und menschenunwürdige Verhältnisse gesehen. Selbst wenn wir eine Schlacht gewannen, konnte ich keinen Triumph empfinden bei all dem Elend … vielleicht mangelt es mir nur an Fantasie.«
    Lucy starrte ihn betroffen und ungläubig an. »War Ihr Pseudonym wirklich Rebell?«
    »Gefällt es Ihnen nicht?«
    »Das meine ich nicht … ich meine … ich habe etwas von Ihnen gelesen. Manche Ihrer Artikel wurden in den hiesigen Zeitungen nachgedruckt. Sie schrieben über den Fall von Atlanta anschaulicher als jeder andere …«
    »Na, da kann ich aber stolz sein, dass mein Geschreibsel in einem Yankee-Blatt erschienen ist.«
    »Tun Sie nicht so herablassend. Ich habe die Artikel von Rebell immer wieder gelesen … über die Flüchtlingstrecks, die verwaisten Kinder in den Straßen, die Fahnenflüchtigen. Sie treiben doch keinen Scherz mit mir? Ich würde Ihnen nie verzeihen, wenn Sie mir nicht die Wahrheit sagen über diese …«
    »Ich treibe keinen Scherz mit Ihnen, Lucy.« Sein Gesicht war plötzlich ernst und hart geworden.
    »Sie haben ein Buch über den Krieg geschrieben … oder jemand, der den Namen Rebell benutzte …«
    »Ich habe es geschrieben.«
    »Alle Welt hat es gelesen … ich leider noch nicht … Aber ich werde es lesen.«
    »Tun Sie das. Der Absatz ist im Sinken begriffen.«
    Lucy blieb ernst. Sie starrte blicklos auf die Zeitung in ihrer Hand. Dieser Artikel über Atlanta war eine ihrer wenigen lebhaften Erinnerungen an den Krieg. Concord war so weit abgelegen vom Kampfgeschehen, dass ihr der Krieg beinahe unwirklich erschien, der ihr nur durch Daniels Abwesenheit und ihre Arbeit im Verein ›Frauen helfen Soldaten‹ bewusst war. Und dann hatte ein Reporter unter dem Namen Rebell über die Schlachten in Georgia geschrieben, über Menschen, die zu Tausenden aus den Städten flohen, über die verzweifelten und ausgehungerten Bewohner der belagerten Stadt Atlanta. Bei der Lektüre seiner düsteren und bedrückenden Berichte begriff Lucy ein wenig vom Grauen des Krieges und den Schrecken dieser Menschen, deren Welt aus den Fugen geraten und zusammengebrochen war. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass der Mann, der vor ihr saß, jener Reporter war.
    »Wir alle wollten weitere Artikel von Ihnen lesen«, sagte sie. »Wir waren sicher, dass alles, was Sie über die Kapitulation schrieben, bei uns gedruckt würde. Doch es kam nichts mehr.«
    »Über die Kapitulation habe ich nicht geschrieben. Ich wurde am Harpeth Creek verwundet. Wir wurden auf ein Himmelfahrtskommando geschickt. Ein heldenhafter letzter Versuch, das Blatt doch noch zu wenden. Uns war klar, dass wir auf verlorenem Posten kämpften. Die meisten Kameraden meines Regiments sind gefallen.«
    »Ich bin froh, dass Sie überlebt haben«, murmelte Lucy und ihre Augen schwammen in Tränen, die sie heftig zurückblinzelte. Das Beben in ihrer Stimme ließ Heath verwundert den Kopf heben.
    »Sie sind zu weichherzig, Mädchen.«
    »Ich weiß. Daniel sagt

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