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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nach oben begab. Als sie in den Flur zum ehelichen Schlafzimmer einbog, nahm sie Raines schlanke Silhouette im Halbdunkel wahr, die zu Heath’ Schlafzimmer huschte. Ohne ihre verdutzte Gastgeberin zu bemerken, öffnete Raine lautlos die Tür.
    Rasende Wut packte Lucy. Was erlaubte Raine sich? Wie konnte sie es wagen? Das war zu viel! Nie zuvor in ihrem Leben hatte Lucy den Wunsch gehabt, einen Menschen tätlich anzugreifen. Doch nun hatte sie den unbändigen Wunsch, Raine an den Haaren zu ziehen und ihr jedes ihrer hübschen Löckchen einzeln auszureißen.
    »Raine!« Bei Lucys schneidender Stimme erstarrte sie mitten in der Bewegung. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Oh …«, hauchte Raine tief errötend und blickte verwirrt um sich. »Gütiger Himmel, ich … muss mich wohl verlaufen haben. Das Haus hat so viele Zimmer und … ich muss in den falschen Flur eingebogen sein. Tut mir unendlich Leid …«
    Die Tür schwang auf und Heath stand da mit bloßen Füßen, nur mit Hose und offenem Hemd bekleidet, das seine breite Brust freigab. Bei Raines Anblick zog er erstaunt die Brauen hoch, dann wanderte sein Blick zu Lucy. »Was ist los?«
    »Raine vergaß, dass ihr Zimmer auf der anderen Seite des Flurs liegt«, erklärte Lucy ruhig. »Nun, es ist ja auch verwirrend, bei all den vielen Türen.« Sie sah die Rivalin an. »Ihr Zimmer liegt in der entgegengesetzten Richtung, Raine. Das nächste Mal denken Sie einfach daran, oben an der Treppe nach rechts abzubiegen.«
    Raine errötete noch tiefer, murmelte eine Entschuldigung und entfernte sich mit raschelnden Röcken, umweht von einem feinen Blumenduft. Lucy wartete, bis die anmutige Gestalt verschwunden war, ehe sie Heath mit einem vorwurfsvollen Blick bedachte.
    »Bitte mach mir keine Szene«, seufzte Heath.
    Lucy rauschte hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei ins Schlafzimmer, setzte sich an den Frisiertisch, nahm die Bürste zur Hand und fuhr sich damit so heftig durchs Haar, dass die Borsten auf ihrer Kopfhaut kratzten. Heath setzte sich aufs Bett und sah ihr schweigend zu.
    »Ich nehme an, du erklärst mir jetzt, Raine habe einen schlechten Orientierungssinn«, presste Lucy zähneknirschend hervor. Sie knallte die Bürste auf den Tisch und begann ihr Haar zu teilen und es für die Nacht zu Zöpfen zu flechten. »Diese Situation ist absurd. Wie komme ich eigentlich dazu, mir das bieten zu lassen? Heath murmelte etwas in sich hinein und Lucy starrte ihn an. »Was hast du gesagt?«
    Er erwiderte ihren Blick. »In ein paar Tagen sind sie weg«, sagte er eisig. »Ich habe heute bereits einige Internate angeschrieben. In einigen Tagen weiß ich Näheres.«
    »Es geht hier nicht um deine Schwester. Amy will ich nicht aus dem Haus haben.«
    »Raine wird abreisen, sobald Amy in ihrer Schule untergebracht ist.«
    »Und warum nicht gleich morgen?«
    »Weil Raine erst beruhigt ist, wenn sie weiß, dass Amy gut untergebracht ist …«
    »Ich wäre dir dankbar«, fiel Lucy ihm hitzig ins Wort, »wenn du um meine Ruhe ebenso besorgt wärst wie um ihre.«
    »Mir war nicht klar, dass deine Ruhe so leicht zu er schüttern ist.«
    »Ich will nur wissen, was zwischen dir und ihr vor geht und warum du darauf bestehst, sie hier zu haben, obwohl du weißt, wie mir dabei zumute ist!«
    »Zwischen uns ist nichts!«, explodierte Heath. »Herrgott noch mal, du scheinst es ja geradezu darauf anzulegen …«
    »Worauf lege ich es an?«
    »Lucy!« Heath atmete tief durch, um seine Fassung wieder zurückzuerlangen. »Ich weiß nicht, was los ist. Du bist unglücklich und machst uns beiden das Leben zur Hölle. Ich kenne dich gut genug und weiß, dass du völlig durcheinander bist. Du bist eine der wenigen vernünftigen Frauen, die ich kenne. Und plötzlich machst du mir grundlos hysterische Szenen.«
    »Grundlos!«, schrie sie verbittert. »Wie kannst du so etwas behaupten?«
    »Also gut«, versuchte er versöhnlich einzulenken. »Hilf mir, es zu begreifen.«
    »Du würdest mich besser verstehen, wenn du das Gespräch angehört hättest, das ich heute Morgen mit ihr führte.«
    Seine Augen verengten sich. »Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Über dich natürlich.« Lucy lachte verächtlich. »Ausschließlich von dir. Und darüber, wohin du gehörst und zu wem.«
    »Was hat sie gesagt?«
    Plötzlich wurde Lucy von einer namenlosen Angst gepackt, Raine könnte am Frühstückstisch die Wahrheit gesagt haben. Wenn sie Recht hatte? Wenn Heath feststellte, dass er nicht von seinen

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