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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Schultern.
    »Ich möchte nicht, dass diese Situation sich ewig hinzieht, Heath. Ich dulde sie ein paar Tage unter meinem Dach, aber nicht länger. Sollte daraus ein Wettkampf entstehen, wer den längeren Atem hat so kann ich dir jetzt schon sagen, dass sie den Kampf gewinnt, da ich diese Farce nicht lange ertrage.«
    »Was ist nur aus dir geworden?«
    Eine Frau, die dich liebt. Eine Frau, die Angst hat, dich zu verlieren.
    »Ich versuche nur, ehrlich zu dir zu sein«, antwortete sie.
    »Zum Teufel mit deiner Ehrlichkeit. Wieso gibst du nicht einfach zu, dass du mir diese Szene aus purer Eifersucht machst? Wenn du wirklich so wenig Vertrauen zu mir hast, dann habe ich mich offenbar in dir getäuscht. Ich glaubte dich gut genug zu kennen, um zu wissen, dass wir eine harmonische Ehe führen können.«
    »Unsere Ehe war harmonisch, ehe du sie in dieses Haus gebracht hast. Hältst du es für angebracht, von mir zu verlangen, sie zu dulden? Findest du das richtig?«
    »Nein«, antwortete er schneidend. »Das finde ich nicht.«
    Sein Eingeständnis verblüffte sie. »Dann … dann begreife ich nicht, wieso du es von mir verlangst.« Heath schwieg lange, doch dann sprach er so besonnen, dass Lucy sich vorkam wie ein ungezogenes, eigensinniges Kind.
    »Ich werde dir nicht immer vernünftige Gründe nennen können für das, was ich tue, und ich verlange von dir nicht Rechenschaft für alles, was du tust. Glaubst du denn, alles könne zwischen uns stets harmonisch und gerecht sein?
    Eine Ehe ist nicht das Paradies auf Erden. Es gibt keine Verträge zwischen uns. Die einzigen Versprechen sind die, die ich dir gab, als ich dir den Ring an den Finger steckte.«

Kapitel 12
    Unter den gegebenen Umständen hielt Lucy es für ratsam, die höfliche Gastgeberin zu spielen, und bemühte sich nach Kräften, ihre Pflichten perfekt zu erfüllen. Keiner der vier Hausbewohner ließ auch nur das geringste Anzeichen von Disharmonie erkennen, man ging mit ausgesuchter Höflichkeit miteinander um, die mitunter freilich ein wenig gekünstelt wirkte. Es war eine Zeit in Lucys Leben, an die sie sich später mit Abscheu erinnern sollte, aber auch eine Zeit, die äußerst aufschlussreich für sie war. Unter anderem lernte sie bemerkenswerte Unterschiede zwischen Frauen aus dem Süden und denen aus dem Norden kennen.
    Raine und Amy besaßen ein außergewöhnliches Geschick, ihren Charme spielen zu lassen, worüber Lucy teils mit Geringschätzung, teils neiderfüllt staunte. Die beiden legten es darauf an, ihrer Umgebung ständig Schmeicheleien zu entlocken, eine Kunst, die Amy bereits im zarten Alter von fünfzehn beherrschte. Welches Thema auch angeschnitten wurde, stets verstanden sie es, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und sich in den Mittelpunkt zu spielen. Keine Frau aus dem Norden hätte je einen Mann mit großen Augen angesehen und verschämt gehaucht:
    »Mein Gott, was bin ich nur für ein Gänschen«, oder: »Ich habe eben von nichts eine Ahnung«, wie Raine es tat.
    Lucy verachtete diese gespielte weibliche Hilflosigkeit, musste aber gestehen, dass Raines Allüren auf Männer gewiss reizvoll wirkten.
    Lucy behauptete zwar nicht, mit männlichen Denkweisen vertraut zu sein, glaubte jedoch zu wissen, dass jeder Mann sich von Raines Charme verzaubern ließ.
    Bewunderte, auch Heath solche Frauen?, fragte Lucy sich beklommen. Wieso aber hatte er sie dann ermutigt, ihren Verstand zu schärften, wenn ihm eine Frau gefiel, die nicht die geringste Lust verspürte, sich über wichtige Themen zu unterhalten? Warum zog er Lucy in Streitgespräche, wenn ihm eine Frau gefiel, die lächelnd mit allem übereinstimmte, was er sagte? Sollte das nur eine Art Prüfung sein, in der sie versagt hatte?
    Heath erschien ihr rätselhafter als je zuvor. Alles, was sie so sehr an ihm schätzte – seine Ironie, seinen spöttischen Humor, seine Ideale – all das war in Gegenwart der beiden weiblichen Wesen aus dem Süden in den Hintergrund gerückt. In ihrer Gegenwart schien er ein anderer zu sein. Normalerweise langweilte ihn leeres Geschwätz. Wieso duldete er es bei Raine?
    Vorbei die anregenden Gespräche beim Dinner über Politik und den Examiner. Raine hatte keine Lust, über Zeitungsartikel und Tagespolitik zu sprechen, sie zog es vor, sich in Gesellschaftsklatsch zu ergehen, als drehe die Welt sich um ihr kleines County in Virginia. Heath schien sich nicht daran zu stören. Er hörte amüsiert zu, lachte heiter, wenn sie Leute nachahmte, die er von

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