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Fessle mich!

Fessle mich!

Titel: Fessle mich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Hoffmann
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Aufhängungen oder ähnliche Vorrichtungen »schweben« lässt und jeglichen Kontakt mit anderen Objekten verhindert. Im Extremfall wird der Betreffende aus einer Welt der Reizüberflutung in einen Kos­ mos geworfen, in dem nur er existiert, und er muss so seine ganze Aufmerksamkeit nach innen richten. Da hierbei Grenzen zwischen dem Realen und dem nur Vorgestellten verschwimmen und das Zeitempfinden sowie ein Gefühl für die materielle Welt verloren gehen, kann es dabei durchaus zu Bewusstseinsveränderungen kommen.
    Es ist auch möglich, durch betäubende Lotionen oder Um­wicklungen den Sinnesentzug auf einen bestimmten Körperteil zu begrenzen. Menschen, die mit ihren Schmerz- und Wahrnehmungsgrenzen gerne experimentieren, empfinden die ­gesteigerte Sensibilität des Körpers nach einer solchen Phase – auch für ­sexuelle Berührungen – als besonders reizvoll.
    Ganz so weit wird man aber bei einfachen Spielen mit Augenbinden nicht gehen. Hier reicht es schon aus, wenn ermöglicht wird, die tatsächliche Welt innerlich durch eine Fantasiewelt zu ersetzen. So kann sich jemand mit verbundenen Augen zum Beispiel vorstellen, statt in einer spartanisch eingerichteten Studentenbude in einem luxuriösen Sklavenpalast zu knien. Aber nicht jeder richtet seine Aufmerksamkeit auf solche inneren Fantasiewelten, sondern stattdessen umso stärker nach außen. Da man sich mit verbundenen Augen seinem Partner oft besonders ausgeliefert fühlt, versucht man umso mehr, mit gespitzten Ohren wahrzunehmen, was um einen herum vorgeht. Und doch erfolgt jede Berührung überraschend, was den Puls schnell in die Höhe jagt. Die durch leichte Angst erzeugte Erregung wird auf eine sexuelle Stufe übertragen. Wenn der Devote das Mienenspiel seines Partners nicht mehr zu sehen vermag, kann ihn das verunsichern; zugleich kann die Binde ihren Träger von Hemmungen befreien. Und wenn man sich statt für eine Augenbinde für eine Maske entscheidet, die das gesamte Gesicht bedeckt, wird der Träger dadurch anonymisiert und entindividualisiert, was zum psychologischen Machtgefälle zwischen ihm und seinem Partner beitragen kann: Der Maskierte wird von der Person zum reinen »Sklaven«. Falls Sie in der dominanten Rolle sind, muss Ihnen klar sein, dass darin auch eine gewisse Gefahr liegt: Es fällt Ihnen leichter, gemein und rücksichtslos zu jemandem zu sein, dessen Gesicht Sie nicht sehen können. Achten Sie darauf, diesem Verlust an Hemmungen nicht freien Lauf zu lassen, sondern tun Sie weiterhin nur das, was Sie gut verantworten können. Sie und Ihr Lover sollten bereits einen wirklich guten Draht zueinander haben.
    »Die Augenbinde bedeutet für mich meistens den richtigen Anfang einer Session«, berichtete mir Martina in einem meiner Interviews. »Ich bekomme oft den Befehl, erst Handschellen oder Fesseln anzulegen und mir dann die Augenbinde umzulegen und so auf meinen Dom zu warten. Wenn ich da so stehe, steigt in mir die Spannung. Ich lausche, höre Geräusche deutlicher und es kribbelt in mir. Es macht mich hilflos und verletzlich, ohne einen meiner Sinne dazustehen. Mein Körper ist angreifbarer, den Blicken anderer schutzlos ausgesetzt. Mein Dom und andere, die vielleicht zugegen sind, können mich betrachten, ohne meine Blicke zu fürchten. Derjenige, der mit verbundenen Augen daliegt, sitzt oder steht, kann mit Gerüchen, Geräuschen und Gefühlen in Fantasiewelten geführt werden. (...) Was höre ich? Was tut er? Was holt er? Wo geht er hin? Lässt er mich jetzt allein?! Was fühle ich da plötzlich, was könnte das sein? Es ist prickelnd, nicht zu wissen, was er vorhat, dadurch empfinde ich noch mehr, ihm ausgeliefert zu sein.«
    Auch dem Dominanten kann es größere Lust bereiten, wenn er seinem devoten Partner eine Augenbinde umlegt. Er kann erst recht seine Hemmungen verlieren und gleichzeitig seinen Lover ein wenig quälen. Man denke etwa an eine dominante Frau, die von ihrem Verehrer bedrängt wird, sich vor ihm endlich einmal nackt zu zeigen, die aber Scheu davor hat oder ihm diese Gunst (noch) nicht zukommen lassen möchte. Sie könnte ihren Partner fesseln, ihm die Augen verbinden und sich dann entkleiden. Mit kleinen Berührungen könnte sie ihm verdeutlichen, dass sie nur wenige Zentimeter von ihm entfernt und tatsächlich splitternackt ist, ohne dass er aber diesen Anblick genießen kann. Viele Männer dürfte das ausgesprochen erregen.
    Wenn Sie Ihrem Partner die Augen verbunden haben, gibt Ihnen das auch

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