Fessle mich!
Darüber hinaus sollte man die Finger von Seilen und Schnüren unter sechs Millimetern Durchmesser lassen, von Wäscheleinen und Draht, aber auch von Nylonstrümpfen und Strumpfhosen. Diese Kleidungsstücke schnüren sich sehr dünn zusammen und die Knoten gehen danach oft nicht auf. Hier besteht eine große Gefahr, sich die Nerven einzuschnüren. Je dünner ein Material, desto leichter schneidet es ein. Ein Plastikseil oder eine mit Kunststoff überzogene Leine entwickelt zudem eine hohe Reibungshitze. Hier sind auch Verbrennungen denkbar, wenn man die Fessel beim Befreien zu schnell über die Haut zieht. Ein Naturmaterial wie Baumwolle hat diese Eigenschaft nicht. Daher ist Baumwolle das bevorzugte Material für Seile, die man zum Fesseln verwenden sollte.
Grundsätzlich sollten Sie sicherstellen, dass Ihrem Partner weder der Kreislauf noch Nerven abgequetscht werden. Dazu und auch um eine schnelle Befreiung zu ermöglichen, sollten Sie zwischen der Fessel und dem Körper Ihres Partners einen Fingerbreit Spiel lassen. Noch besser wäre es, wenn Sie sich über die verschiedenen Arten von Knoten schlaumachen und nur solche knüpfen, die sich beim gespielten Widerstand Ihres Partners nicht automatisch fest zuziehen.
Hängen Sie niemanden an Hand- oder Fußgelenken auf, und natürlich erst recht nicht am Hals oder an den Brüsten. Dass Sie ihm keine Fessel um den Hals legen, sollte ohnehin selbstverständlich sein.
Möglicherweise möchten Sie Ihrem Lover die Fußgelenke so aneinanderfesseln, dass er nur noch zu ganz kleinen Schritten in der Lage ist, was ein besonderes Gefühl von Hilflosigkeit auslösen kann. Sie können ihn zu diesem Zweck auch hochhackige Schuhe oder einen besonders engen Rock tragen lassen. Was immer Sie tun, lassen Sie Ihren Partner mit dieser Fesselung keine Treppen steigen, weil das Risiko eines schmerzhaften Sturzes sonst zu groß ist. Wenn ein Gefesselter mit zusammengebundenen Füßen stehen oder knien muss, sollte man ihn dagegen sichern umzukippen, beispielsweise durch ein Seil nach oben (zu einem Haken).
Ein Hinweis, den ich für die allgemeine Absprache genannt habe, gilt für Fesselspiele ganz besonders: Teilen Sie Ihrem Partner alles mit, was er vielleicht über Ihre gesundheitliche oder psychologische Verfassung wissen sollte – beispielsweise ob Sie unter Diabetes, Arthritis, Asthma, stärkeren Verdauungsstörungen oder anderen Dingen leiden, die möglicherweise ein schnelles Handeln nötig machen. Wenn sich eine akute Notsituation ergibt, fehlt Ihnen vielleicht die Zeit oder die Gelegenheit zu solchen Erklärungen. Auch über Ängste und Phobien, die bei Fesselspielen eine Rolle spielen könnten, sollte Ihr Lover Bescheid wissen.
Wenn Sie derjenige sind, der die Fesselung durchführt, und Ihr Partner sich plötzlich in beängstigender oder alarmierender Weise verhält (etwa auf einmal zu schreien oder zu hyperventilieren beginnt), bleiben Sie ruhig und befreien Sie ihn zwar zügig, aber möglichst ohne Aufregung und nervöse Hektik. Wenn Sie sich von dem emotionalen Stress Ihres Partners zu sehr mitreißen lassen, könnten Sie den Überblick verlieren und Fehler begehen. Mitgefühl können Sie immer noch zeigen, wenn wieder alles in trockenen Tüchern ist. Dann allerdings können Sie Halt geben und bei Bedarf auch trösten.
Kapitel 4
Augenbinden & Co. – Erotischer Kick durch Sinnesentzug
Bei einem seiner Liebesakte mit Anastasia verwendet Christian Grey Methoden, die Fachleute als »sensorische Deprivation« bezeichnen, zu Deutsch: als Sinnesentzug. Eine Augenbinde verhindert, dass Anastasia etwas sehen kann, Ohrenstöpsel, die zu einem eingeschalteten iPod führen, machen es ihr unmöglich zu hören, was um sie herum vorgeht. So ist sie allein ihrem Fühlen (und möglicherweise ihrem Geruchssinn) ausgesetzt, was dieses Erlebnis für sie besonders intensiv macht.
Seinen Partner besonders hilflos zu machen, indem man seine Wahrnehmung stark beeinträchtigt, ist eine beim SM durchaus beliebte Technik. Sich die Augen verbinden zu lassen, stellt einen Vertrauensbeweis gegenüber seinem Partner dar und lässt erotische Erfahrungen intensiver werden. Nicht ohne Grund schließen viele ja schon beim Küssen und beim Orgasmus automatisch die Augen.
Um ihrem Partner vorübergehend den Gesichtssinn zu rauben, verwenden SM-Freunde auch blickdichte Masken, geschwärzte Brillen und Kopfbandagen. Sogar der Tastsinn lässt sich ausschalten, indem man den Betreffenden etwa durch
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