Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
Vom Netzwerk:
Tür bewegte sich in die Wand hinein, und Mox der Eiserne stand vor ihnen und schob die eisernen Segmente seiner Arme ineinander, bis nur noch seine Hände von den Schultern herabhingen. Es war seine Begrüßung. Er glotzte mit seinen Augen aus Glühbirnen und ließ seinen Begrüßungscode aufblitzen.
    »Was hättest du gemacht«, sagte ihr Vater, »wenn ich nicht mit dir gegangen wäre? Du hast keine Pfeife für die Tür mitgebracht.« Plötzlich hörte er, wie drei hohe Töne aus den natürlichen Löchern ihres Kopfes erklangen, und die schwere Tür glitt sanft aus der Wand heraus, bis sie sie in dem bunt eingerichteten Raum, der von einem roten Teppich geschmückt war und in dem ein Weihnachtsbaum stand, einschloß – den Vater, das nackte kleine Mädchen und den eisernen Mox. Und sie hielt spitzbübisch die Pfeife zwischen ihren Zähnen und grinste zu ihm auf. »Ich hatte sie die ganze Zeit dabei«, sagte sie und ließ die Pfeife in das hohe rote Gras ihres Teppichs fallen.
    Sie entfernte die immer kleiner werdenden Schneebälle von ihren Füßen und schwenkte ihr eisigkaltes Hinterteil dorthin, wo die Schlitze angebracht waren, aus denen die Wärme durch die Wand drang, sanft und wohlriechend wie ein Sommer auf einer Insel. Ihre Knie wurden wieder kniefarben, und ihr Popo zeigte nicht mehr die vielen Farben der Kälte. Er wurde der hübscheste aller babyrosa Klein-Mädchen-Popos, und sie stand da wie eine kleine Dame, die die Meisterin aller Klassen der Gesundheit war, ganz aus Fleisch und Knochen und Blut – im Moment noch – und die in einem bestimmten Winkel gegen die Decke deutete. »Der Stern!« sagte sie. »Der Stern ist ’runtergefallen.« Und er bemerkte, daß sie auf den Baum deutete.
    Er setzte gerade an »Welcher Stern?« durch den Nebel hindurch zu sagen, der in diesen letzten Jahren immer wie Metall in seinem Geist roch, und dann dachte er: Oh, zum Teufel, sie meint den Weihnachtsstern. »Du bist über das ganze Grundstück gekommen«, fragte er ungläubig, »um mich mit so etwas zu belästigen, wenn Mox –?«
    »Mox macht es nicht«, warf sie ein. »Ich hab’ ihn gebeten und gebeten, aber er macht’s nicht. Er ist seit dem Fünfzehnten unten. Du weißt doch noch, als diese blöden Studenten in ihren Jets früh und schnell nach Hause flogen und die Vorschriften brachen und die Häuser zum Zittern brachten. WUMM! und der Stern fiel ’runter. Einfach so. Nun, er stellte sich einfach blöd, wenn ich ihn fragte, wie du ihn gerade gesehen hast, schüttelte einfach seine Arme in seine Schultern hinein und glotzte. Ganz schön doof, wenn du mich fragst.«
    »Aber was ist mit deiner Mutter?«
    »Ich fragte sie, als ich drüben in ihrer Wohnung war, vor über einer Woche. Aber sie war zu beschäftigt und müde. Du weißt, wie Mama ist. Immer reibt der Plastikkerl Teile von ihr, die ihr wehtun, wie sie sagt. Und sie springt bei der kleinsten Kleinigkeit aufs Bett. Manchmal glaub ich, daß der Kerl Mama liebt. Was ist Liebe?«
    » Was?! Was ist Liebe? Sollte ich es dir sagen, wenn ich es wüßte? Liebe ist – ist nicht eine eiserne Decke auf einer Plastik … Aber – oh, kümmere dich nicht darum! Teufel! – Was ist mit ihrem Stern?«
    »Funkel, funkel kleiner Stern, ich wüßt’ was über dich so gern, du bist so weit von dieser Welt, wie eine Mutter am Himmelszelt.
    Hab’ das aus einem der Programme, die für Diamanten werben.« »Beantworte einfach meine Frage. Was ist mit ihrem Stern?« »Hing da und glänzte toll, als ich ihn ’s letzte Mal sah. Aber verflucht, Mama schaut den Stern wahrscheinlich niemals auch nur an, weil dieser Plastikkerl –«
    »Und der Stern von Kleiner Bruder?« »Hm, Kleiner Bruder! Hämmerte seinen Stern ungefähr eine Woche später auf, nachdem wir ihn ’raufgetan hatten. Sagte, daß es genau das richtige für das Heck seiner Weltraumröhre wäre. Du weißt doch, wie viel Kleiner Bruder vom Weltraum hält.«
    »Und so ist dein Stern der einzige, der heruntergefallen ist. Der von Mutter hängt immer noch, obwohl sie keine Zeit hat, um ihn sich anzusehen, wie du glaubst. Kleiner Bruder nahm seinen im Interesse des Weltraums herunter. Deiner fiel einfach herunter.«
    »Papi, wo ist Dein Stern, Papi?«
    Er schaute sie an, und er dachte. Verdammte kleine Mädchen. Immer so viel Gefühl. Und dazu immer so voller Pläne. Er sagte: »Ich ließ Tandal meinen Stern wegpacken. Er ist irgendwo mit dem Baum in einer Schachtel. Er beeinträchtigte mein scharfsinniges Denken.

Weitere Kostenlose Bücher