Festungsklause Saghon
plötzlich Toterlays grinsendes Gesicht auf den Bildschirmen sehen?«
»Reizvoll«, gab Framus zu. Seine Augen verengten sich; er dachte nach. »Sehr reizvoll!«
»Na also«, regte sich der Zwerg auf. »Dann sehen Sie zu, daß Sie Ihren verfetteten Herzmuskel unter Kontrolle bringen. Daran liegt das nämlich. Wenn einer vier Riesensteaks verschlingt und gleichzeitig an einen Bärenschinken zum Nachtisch denkt, kann das ja nicht besser sein.«
Allison erhob sich. Seine nackten Füße berührten den Boden.
»Eh, zertrampeln Sie mir nicht die Sonden«, rief einer der Me diziner, die bisher schweigend zugehört hatten. Allison achte te nicht darauf.
»Wie war das?« grollte er. »Wie war das mit dem Bärenschinken? Wenn Sie noch einmal in meinem Bewußtsein herumschnüffeln, Sie Kobold, dann …«
»Also doch«, sagte Samy erschüttert. »Er hat wirklich daran gedacht. Beim vierten Steak, sagten Sie? Allison, sofort hinlegen. Ich setze Sie auf Diät. Das ist mein Ernst.«
Hannibal verließ fluchtartig den Sondenraum der parapsychischen Abteilung. Allison fluchte schauerlich, gab dann aber dem Drängen der Mediziner nach und legte sich wieder hin.
Ich erhaschte einen Gedankenfetzen. Na also – selbstverständlich würde er mit von der Partie sein. Dieser Mensch hatte eben nur eine besondere Art, anderen Leuten auf die Nerven zu gehen.
»Volumenprogramm eins. Fertig«, forderte Professor Gargun sa, der Paradiagnostiker. »Volle Konzentration, Allison. Ehe Ihre graue Rinde absterben kann, holen wir Sie zurück.«
»Gemütsmensch. He, Konnat, wohin wollen Sie?«
Ich wandte den Kopf.
»Meditieren. Ich möchte nämlich wissen, wie die Kontrollro boter auf meine Toterlay-Maske reagieren.«
Allison wurde jäh sachlich.
»Wie gehabt. Äußerlichkeiten sind uninteressant. Sie haben doch wohl Ihre Individualströme behalten, oder? Die Zellkernstrahlung der Biosynthfolie ist bedeutungslos. Auf Ihr Gehirn kommt es an. Oder weshalb, glauben Sie, hat der Riesenroboter ZONTA zu Ihren Gunsten eingegriffen?«
»War das denn so?« fragte ich gedehnt.
»Reden Sie nicht. Auf die Idee sind Sie doch schon selbst gekommen. ZONTA weiß, daß der GWA-Schatten HC-9, Brigadegeneral Thor Konnat, noch lebt, oder der Mondzirkus wäre niemals zustande gekommen. Bemerkenswert ist allerdings, daß der Robotkommandeur sein Wissen für sich behielt.«
»Hoffentlich behält er es auch weiterhin für sich. Sonst können wir nämlich einpacken. Konzentrieren Sie sich, Framus. Ich kann nicht mehr lange warten. Smaragd ist eine Riesenstation. Die Anzahl der Mitwisser wächst, je länger wir hier sind. Konzentrieren Sie sich also. Sie ebenfalls, Kenji! Der Anlaufimpuls nach der Viersekundenpause war zu schwach. Damit kommen Sie nicht durch.«
Der Japaner hob lediglich die Hand. Er würde es schneller schaffen als Allison, dessen überaus reger Geist nur unwillig auf eine totale Konzentrationsphase reagierte.
2.
Es war 14:09 Uhr am 15. Juli 2011.
Einige hundert Meter entfernt kämpften Allison, Kulot und Nishimura noch immer mit ihrer Herzmuskulatur. Die Beherrschung machte Fortschritte, aber sie war noch ungenau. Das würden marsianische Kontrollgeräte nicht akzeptieren.
»ZONTA könnte das mit seiner Kodestation in fünf Minuten bereinigen«, hatte Hannibal dazu gemeint. Sein unsicherer Blick zeugte aber davon, daß es nur ein Ausspruch und nicht mehr gewesen war. Er wußte ebenfalls, daß wir nicht nochmals zum Mond fliegen konnten, um den Kode erneut stabilisieren zu lassen.
Während des Zeiteinsatzes waren wir im Jahr 1190 nach Christi angekommen. Damals hatte es auf dem Mond noch keine Neuzeitmenschen gegeben. Jetzt wimmelte es dort von Stationen und Niederlassungen aller Art.
Wie wichtig es war, dem unbekannten Gegner die Stirn zu bieten, war uns vor einer Minute erneut klargeworden.
Die von der GWA finanzierte und gebaute Raumstation TALTO war unter geheimnisvollen Umständen explodiert. Menschen waren nicht zu Schaden gekommen, denn TALTO gehörte zu jenen vollautomatischen Satelliten, die wir unter Verwendung zahlreicher Marsgeräte in eine Erdumlaufbahn geschickt hatten.
Wir hatten alles eingebaut, was wir aus dem reichhaltigen Er be des Mars entnommen und verstanden hatten. Der Satellit war speziell zur Feinortung hyperdimensionaler Schockwellen ausgelegt gewesen. Sie entstanden zwangsläufig beim Betrieb marsianischer Materietransmitter.
Unser Verdacht, daß jemand die GWA ruinieren wollte, ehe er sein
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