Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
Vom Netzwerk:
Händen auf die Füße zog. »Als du mir geholfen hast, aus Loth zu fliehen, in dieser schrecklichen Nacht des Massakers, hast du mir das Leben gerettet. Doch, wie du siehst, ist das Massaker bis zu uns gekommen ... Dieses Leben gebe ich dir zurück. Es wäre wenig ruhmreich, hier zu sterben.«
    »Sire ...«
    »Nein, nein ... So ist es.«
    Baldwin blickte sich nach dem anderen Ritter um und deutete mit dem Kinn zu ihm hinüber.
    »Siehst du, er hat schließlich doch Recht behalten.«
    Ulfin folgte seinem Blick. Der Mensch, dessen Kopf, Schultern und Brustkorb aus der traurigen Versammlung der Zwerge herausragten, hatte, abgesehen von seiner Statur und seinem langen Schwert, das er an der Seite trug, kaum Ähnlichkeit mit einem Ritter. Das braune Haar zu mehreren Zöpfen geflochten, das Gesicht im Gegensatz zu Ulfin und dem Großteil der übrigen Ritter bartlos, war er gleich einem Elf mit einem grünen Waffenrock und einem einfachen Panzerhemd aus Rohleder bekleidet, das ihm bis zu den Knöcheln reichte und ihm das Aussehen eines Schmiedes verlieh. Der Mann war noch jung, aber seine Augen wirkten, als seien sie tausend Jahre alt. Und sein Gesicht war von einer langen, noch roten Narbe gezeichnet, die sich vom Ohr bis zum Kinn hinunterzog. Baldwin zögerte, dann hob er die Hand, um ihm zu bedeuten, dass er sich zu ihnen gesellen solle.
    Er kam bis zu ihnen heran, erklomm die drei Stufen, die zum Thron hinaufführten, und starrte den alten König fragend an, bis ihn ein Rippenstoß Ulfins daran erinnerte, was sich geziemte.  
     »Lasst es sein«, sagte Baldwin, als der junge Mann eilig ein Knie auf die Erde setzte. »Das hat wirklich keine Bedeutung mehr ...«
    Er schenkte ihm ein Lächeln (was bei ihm nie sicher auszumachen war unter seinem üppig wuchernden Bart] und reichte ihm brüderlich die Hände.
    »Uther ...«
    Der alte Zwerg nickte, ungerührt von dem missbilligenden Murren, das durch die Reihen der Zwergenkrieger lief.
    »Wie hätten wir dir glauben sollen?«
    Uther erwiderte nichts. Neun Monate ... Er war neun Monate in den Kerkern unter dem Roten Berg eingesperrt gewesen. Neun Monate, ohne das Tageslicht zu erblicken, anfangs in Ketten, dabei Schlägen und der täglichen Drohung ausgesetzt, dass er dem Hass des Prinzen Rogor ausgeliefert würde; dann, nach und nach, waren Fragen gekommen, und man hatte ihm zugehört, als offenbar wurde, dass sein unglaublicher Bericht möglicherweise ein Körnchen Wahrheit enthielt. Uther verdankte sein Leben einzig der Gegenwart Ulfins, seines Waffenbruders, und der Schuld, in der der alte Baldwin bei Letzterem stand. Doch als man ihm endlich Gehör geschenkt hatte, war es zu spät gewesen. Die menschliche Armee hatte bereits den Großteil der zwergischen Königreiche erobert. Neun Monate, ohne Lliane wiedergesehen zu haben ...
    »Ihr müsst fort von hier, alle beide«, begann der alte Herrscher erneut. »Die Berge ...« Er zauderte einen Moment. »Die Berge werden sich wieder schließen.«
    Baldwin hob die Hand und ballte sie zur Faust, wie um die Auslöschung seiner eigenen Stadt anzudeuten. Ein Beben lief durch die Reihen der Zwergenkrieger, doch der König achtete gar nicht darauf.
    »Wisst Ihr, warum wir diese Schlacht verloren haben, Ritter?«
    »Die Bogenschützen«, entgegnete Ulfin.
    »Ja ... Was für eine Gemeinheit, nicht wahr? Wir hatten nicht einmal die Zeit, uns zu schlagen ... Aber das allein ist es noch nicht. Wir sind von unserem eigenen Talisman besiegt worden. Dem Schwert des Gottes Nudd. Der Legende nach verlor er bei einer großen Schlacht einen Arm, und der Zwerg Credne schmiedete ihm einen Arm aus Metall. Seither nennt er sich Nuada Airgetläm, Nuada oder auch Nudd mit dem silbernen Arm ... Als Zeichen seiner Dankbarkeit haben die Zwerge das göttliche Schwert erhalten. Caledfwch ... Wie nennt ihr es gleich noch? Excalibur?«
    Ulfin nickte bestätigend.
    »... Und, hat das Wort für Euch eine bestimmte Bedeutung?«
    Der Ritter antwortete nicht.
    »Nein, natürlich nicht... Ihr seid wie wir, ihr habt es vergessen. Und dann habt ihr ja eure neue Religion und dieses Kreuz, das euch jetzt als Talisman dient. Glaubst du persönlich daran, Uther?«
    »Natürlich nicht!«, rief der Ritter aus. »Das ist eine Religion für Feiglinge, die andere Wange hinzuhalten, wenn man geschlagen wird, Gott um Gnade zu bitten ... gerade recht fürs Volk.«
    »Und Pellehun, glaubt er daran?«
    »Ganz bestimmt nicht«, erwiderte Uther mit einem verächtlichen Lächeln.

Weitere Kostenlose Bücher