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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Luft, als er mit voller Wucht auf den Boden prallte, das Bein unter seinem mit einem Pferdeharnisch bedeckten Streitross zerquetscht. Um ihn herum zu allen Seiten bärtige Fratzen. Zwerge, die wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Er kam nicht einmal mehr dazu zu brüllen, als ein eisernes Beil seinen Harnisch und sein ledernes Gambeson zerteilte, so dass seine Rippen zerbrachen und das Blut herausspritzte. Die Gardisten waren sofort zum Angriff übergegangen, und zwischen den Bäumen herrschte Tumult, aber Pellehun nahm nichts mehr wahr. Über ihm war dieses Gesicht. Lange Haare unter dem Helm, ein dichter roter Bart, schwarze, hassfunkelnde Augen ...  
     »Schau mich an!«, donnerte der Zwerg. »Ich möchte, dass du weißt, wer dich tötet!«
    Pellehun war nicht im Stande zu antworten, aber er kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen.
    »Ich bin Rogor, Prinz von Ghäzar-Run, Thronerbe unter dem Schwarzen Berg!«
    Neben ihnen brach ein von einer Lanze durchbohrter Zwergenkrieger zusammen, doch Rogor würdigte ihn keines Blickes. Pellehun nickte, auf den Lippen die Andeutung eines Lächelns, und raffte seine letzten Kräfte zusammen, um zu sprechen.
    »Das ist... Gerechtigkeit.«
    »Was?«
    Der alte König hustete, wodurch er sein Kinn mit Blut besudelte, und sein Kopf fiel zurück ins Gras. Rogor betrachtete ihn mit unbändigem Hass, dann richtete er sich langsam auf, schwang sein Beil hoch in die Luft und hieb mit aller ihm zu Gebote stehenden Kraft zu, um den Hals so sauber zu durchtrennen, dass der Kopf des Königs einige Fuß weit rollte, wie eine Eisenkugel, die von ihrer Kette losgemacht worden ist. Der Zwerg hob ihn an den Zöpfen hoch, ließ ihn wie eine Schleuder herumwirbeln und warf ihn mit Schwung auf die Ritter der königlichen Leibwache.
    »Troin ist gerächt!«, brüllte er wie von Sinnen.
    Dann entschwand er in Richtung der Berge.
     
     

III
 Im Wald von Eliande
      
    Im Herzen des Waldes erstreckte sich zwischen Himmel und Erde die Stadt Eliande. Es war eine Stadt wie ein Spinngewebe, ein unentwirrbares Geflecht aus Lianen und Zwei-
    gen, Blättern und Dickicht, mit gelblich-grünen Farnpflanzen, so hoch wie Elfen, die ein leuchtendes Blätterdach über dem Boden bildeten. Einige Bewohner hatten ihre Hütten direkt auf der Erde errichtet, unter jener lichtdurchlässigen Kuppel, andere hatten sich sogar in die Erde vergraben, zwischen den glatten Wurzeln der Buchen. Doch der Großteil der Elfen lebte in den Baumwipfeln, direkt unter dem Himmel, in Verschlägen, die nichts mit irgendetwas von dem gemein hatten, was ein Mensch als Behausung angesehen hätte.
    Diese Stadt war so sehr mit dem Wald verschmolzen, dass man sie hätte durchqueren können, ohne es überhaupt zu merken, denn man fand dort weder den für menschliche Städte charakteristischen Lärm noch ihre fortwährende Betriebsamkeit und auch keinerlei Essensdünste. Die Elfen spürten weder Kälte noch Nässe, und ihr Begriff von Komfort erfüllte die anderen Völker mit tiefer Bestürzung. Das war der Grund dafür, dass sie keine wirklichen Gebäude errichteten und dass ihre Städte, selbst wenn sie noch so groß waren und diese hier war die größte von allen -, in den Augen der Menschen nur ein unbedeutender Wust aus Pflanzen waren. Und doch war Eliande eine unendlich weitläufige und sehr alte Stadt, die entstanden war, lange bevor die ersten befestigten Burgen der Menschen auf der Ebene aufgetaucht waren. Man hätte dort vergeblich nach einem Palast gesucht oder nach Geschäften, ja selbst nach Stadtmauern. Es gab dort weder Straßen noch Plätze noch einen allgemeinen Treffpunkt und kaum eine Lichtung. Aber sämtliche Bäume waren mit Runen versehen, und in sämtliche Felsen waren, teils seit urdenklichen Zeiten, naive, von Blättern eingerahmte Gesichter oder seltsame Spiralen gehauen, deren Sinn den Elfen selbst nicht mehr geläufig war.
    Zu einer Zeit, als die Welt noch jung war, hatte der Überlieferung zufolge die Göttin Dana den ersten Wald geschaffen, um die drei Bewusstseinsebenen miteinander zu verbinden, die himmlische Sphäre, welche die oberen Äste der Bäume streiften, die der Oberfläche und des äußeren Scheins, auf der diese wuchsen, und die unterirdische Welt, in die ihre Wurzeln eindrangen. Die Göttin hatte die sieben heiligen Bäume gepflanzt: Eiche, Birke, Weide, Haselstrauch, Erle, Stechpalme und Apfelbaum, und aus diesem kleinen Hain war die gesamte Vegetation im und um das Königreich von

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