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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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mit einer Kraft, derer ihn die beiden Menschen nicht für fähig gehalten hätten, auf die Erde sausen »Ha 1 .«, wie ein Holzfäller so dass große Steinsplitter aus dem Pflaster herausflogen. Ohne sich um seine Kameraden zu kümmern, so, als vollzöge er einen geheimen Ritus, kniete er neben der Kerbe nieder und hob einen handtellergroßen Brocken heraus, den er sorgfältig in seiner Schultertasche verstaute. Er verharrte eine ganze Weile so auf den Knien, während er obskure Beschwörungsformeln murmelte, dann stand er abrupt auf und bedachte die Ritter mit einem geringschätzigen Blick.
    »Los, gehen wir!«
    Ohne auf sie zu warten, stürzte er die wenigen Stufen, die sie vom Paradeplatz trennten, hinunter und tauchte in einer kleinen Straße in die Menge ein. Anfangs kamen die beiden Menschen und der Zwerg rasch voran und überholten bei jedem Schritt ganze Familien, welche gebeugt waren unter dem Gewicht ihrer Habseligkeiten, die sie zu retten versuchten; doch bald schon erhob sich vor ihnen eine lebende Mauer, die die engen unterirdischen Gänge verstopfte und sie dazu zwang, sich mit den Ellbogen einen Weg zu bahnen, und, im weiteren Verlauf, blindlings drauflos zu schlagen. Sie wurden gerempelt und unsanft gestoßen, zerrissen sich ihre Kleider an den rauen Wänden der Tunnel, schürften sich Hände und Gesicht auf, da sie bald wie ein Spielball von einer Seite auf die andere geworfen wurden und sich an jedem kleinsten Vorsprung festklammerten, mitgerissen von der tosenden Flut der Flüchtlinge, die unkontrolliert wie ein Wildbach vorwärts brauste, ihre Schreie und ihr Stöhnen gleich Gischt an die Felswände schleuderte und auf Grund der darin herrschenden Panik immer gewaltiger wurde.
    Endlich waren sie draußen, waren, beinahe ohne es zu wollen, aus diesem Gedränge herausgeschleudert worden und gerieten, ohne es zu merken, von dem Halbdämmer in Dal Wid in die nächtliche Finsternis. Wie alle Flüchtlinge verharrten sie einen Moment lang sprachlos an den Stadttoren, als ihnen die kühle Nachtluft in das schweißnasse Gesicht schlug, bis weitere Menschen sie vorwärts schoben.
    Uther, der nichts mehr sehen konnte im Dunkel, fand sich plötzlich alleine wieder und bewegte sich tastend zwischen all den Zwergen vorwärts, die genügend sahen in der schwarzen Nacht, um geradewegs drauflos zu laufen. Jeder Schritt war eine Qual, so sehr waren seine Füße in dem Tumult von dem Getrampel in Mitleidenschaft gezogen worden. Er fühlte sich, als habe man ihn gerädert. Jeder einzelne Muskel schmerzte, und der Knauf seines Schwertes hatte derart gegen eine seiner Rippen gedrückt, dass es ihm schien, als versetze ihm jemand bei jedem Atemzug einen Fausthieb. Plötzlich packte ihn eine starke Hand und zog ihn beiseite. Es war Bran.
    »Du solltest ihnen nicht folgen«, bemerkte der Zwerg. »Sie gehen in den Tod.«
    Uther kniff die Augen zusammen, in dem Bemühen, in der düsteren Masse, die sich außerhalb von Dal Wid verlief, etwas zu erkennen. Er sah lediglich weit hinten auf der Ebene Fackeln, geschwenkt von Menschenrittern, die in kleinen Gruppen quer durch die Finsternis galoppierten.
    »Man könnte meinen, sie seien auf der Jagd«, murmelte Ulfin.
    »Und«, brüllte Bran. »Warum reitest du nicht zu ihnen hinüber?«
    »Und du, Dickwanst, warum kehrst du nicht zu deinem König zurück? Hast du etwa Angst zu sterben, oder was?«  
     Die Nacht war zu dunkel, als dass er etwas anderes als die vagen Umrisse einer unförmigen, zerzausten Gestalt wahrgenommen hätte, doch Ulfin wusste, dass der Zwerg ihn ganz genau sehen konnte und dass er beinahe platzte vor Empörung. Daher setzte er ein breites Lächeln auf, um der Erniedrigung noch Verachtung hinzuzufügen.
    »Du Bastard eines Bärenfurzes!«, stieß Bran plötzlich aus. »Das wirst du bereuen!«
    Und er verschwand mit einem Schlag, scheinbar von den Abgründen verschlungen, die überall rund um den Roten Berg als Burggraben dienten. Der Ritter hegte bereits den Gedanken, dass er sich ins Leere gestürzt hatte, um seine Ehre reinzuwaschen, bis er eine winzige, in die Felswand gehauene Treppe entdeckte, die der plumpe Bran mit der Behändigkeit eines Zickleins hinuntersauste. Die beiden Männer nahmen Hals über Kopf seine Verfolgung auf, aber Ulfin wäre beinahe schon beim ersten Schritt ins Taumeln gekommen und in die Tiefe gestürzt, so schmal waren die Stufen und so stark das Gefälle. Er presste sich eng an die Steilwand, mit klopfendem Herzen, dann stieg

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