Fette Vögel gehen öfter fremd
Videospieleprofi. Auch wieder so ein Traumjob, den die Wissenschaft zu bieten hat. Beurteilt wurden Dialoge, Hintergrundmusik und schriftliche Texte jedes Spiels. Die Forscher erfassten dabei die Häufigkeit der sieben Hauptschmutzwörter der US -amerikanischen Sprache (hier aus wissenschaftlichen Gründen zensiert) und deren Varianten. Es wurden auch weitere Kraftausdrücke dokumentiert, etwa Begriffe der Fäkalsprache, sexistische Wörter und andere Begriffe, die starke Emotionen hervorrufen. Aber auch die Häufigkeit eher milder Flüche und blasphemischer Ausdrücke (»Hölle«, »verdammt noch mal«) wurde gemessen.
Es handelt sich um die bisher umfassendste Analyse verbaler Gewalt in Videospielen. Dabei gab es eine Überraschung: Die Mehrzahl der bewerteten Spiele (fast achtzig Prozent) enthielten überhaupt keine verbale Aggression! Nur in einem von fünf Videospielen taucht verbale Gewalt auf, vor allem in Spielen mit jugendlicher Zielgruppe. Es gab dabei verbale Gewalt fast ausschließlich in den Dialogen. Nur etwa fünf Prozent der Spiele enthielten verbale Entgleisungen in der Hintergrundmusik, wahrscheinlich Punk- oder Rap-Texte, nur drei Prozent wiesen schriftliche Texte mit Obszönitäten auf. Lediglich eineinhalb Prozent der Spiele verfügten über Kraftausdrücke in allen drei Bereichen gleichzeitig.
Durchschnittlich enthielten die Spiele knapp drei Fundstellen mit verbaler Gewalt je Kategorie. Unter den neunundzwanzig Spielen, die Obszönitäten enthalten, fand man durchschnittlich knapp vierzehnmal derartige verbale Aggressionen.
Diese Studie zeigt, dass verbale Gewalt in den meisten Videospielen nicht vorkommt; sie konnte auch keinen besonderen Zusammenhang zwischen vulgären Ausdrücken und der zugrunde liegenden Spieleplattform feststellen. Die Studie kann jedoch keine Aussagen zur Verbreitung verbaler Gewalt in Online-Spielen mit Chat-Funktion, wie sie momentan im Trend liegen, machen.
Die Videospielindustrie leidet also nicht unter der krankhaften Neigung, unanständige Wörter aussprechen zu müssen. Spieledesignern ist keine Neigung zu Ausdrücken aus dem Bereich der Verdauungsvorgänge vorzuwerfen. Verdammte Sch…!
Quelle: Ivory, James D./Williams, Dmitri/Martins, Nicole/Consalvo, Mia (2009): Good clean fun? A content analysis of profanity in video games and its prevalence across game systems and ratings, in: Cyberpsychology & Behavior , Nr. 12, S. 457–460.
Die Studie, die zeigt, dass auch Pilze Jetlag haben
Pilze mit gestörter innerer Uhr und Schlafstörungen durch Jetlag? Kein Scherz, darunter leidet tatsächlich auch der gemeine Schimmelpilz. Zwar gehören Edelschimmel an Schimmelkäse – oder auch an Salamisorten – schon lange zum gastrosophischen Jetset, den Gourmets rund um den Erdball und durch alle Zeitzonen schicken, damit ihnen auch ja kein Geschmack entgeht. Dass diese Pilze allerdings eine sensible innere Uhr haben, wusste man bisher freilich nicht. Auch gemeiner Schimmel gerät aus dem Takt, wenn man an der Uhr dreht. Das ist neu, unter Zeitzonenkater leidende Schimmelpilze waren bisher unbekannt. Selbst simpelste Organismen wie Schimmelpilze haben demnach so etwas wie eine innere Uhr, die durcheinandergeraten kann. Dazu haben Wissenschaftler mit rotem Brotschimmel experimentiert.
Um herauszufinden, ob Schimmelpilze ihren Biorhythmus an ihre Umwelt anpassen, haben die Forscher im Labor die Phasen von Helligkeit und Dunkelheit so manipuliert, dass der Zellrhythmus der Schimmelpilze nicht mehr synchron zum gewohnten Rhythmus abläuft. Normalerweise produziert Brotschimmel im Vierundzwanzig-Stunden-Rhythmus eine neue Sporengeneration. Dieser Tagesrhythmus wurde im Experiment vom Pilz längere Zeit auch in absoluter Dunkelheit fortgesetzt. Irgendwann allerdings fehlte ihm das Licht als Zeitgeber, woraufhin er seine Periodenlänge auf etwa zweiundzwanzig Stunden umstellte. Dieses Anpassungsmuster ist den Forschern zufolge ein handfester Jetlag und bedeutet dann auch für einen Pilz Stress und Anstrengung.
Die Erforschung des Jetlags beim roten Brotschimmel ist reinste wissenschaftliche Grundlagenforschung, vonder man zukünftig neue Erkenntnisse und theoretisches Wissen ableiten kann. Selbst Schimmel dürfte also unter Schichtarbeit leiden, weil sie den Biorhythmus seiner Zellen stören würde. Ob und wie sich dies eventuell auf den Geschmack von importiertem Edelschimmel auswirkt, ist leider noch nicht bekannt. Vielleicht ist ja bald einmal »gejetlagter« Fungi
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