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Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Titel: Feuchtgebiete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Roche
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das nicht?«
    »Nicht so genau.«
    Eigentlich überhaupt nicht.
    »Ich bin Ingenieur.«
    »Aha, und fändest du es gut, wenn ich Ingenieurin werden würde?«
    »Ja, aber du bist zu schlecht in Mathe.«
    Papa tut mir oft sehr weh. Merkt es aber nie.
    Ingenieurin. Ich schreibe es mir im Kopf auf und lese noch mal: Eigenurin.
    Das Gleiche mache ich bei meiner Mutter. Nicht nach dem Beruf fragen. Bei ihr weiß ich den ja: Scheinheilige. Ich spreche ihr auf den Anrufbeantworter, dass ich heute Abend noch entlassen werde und sie mich abholen soll, am besten mit Toni zusammen. Könnte aber auch sein, dass die mich nicht mehr sehen will, nachdem ich dem Toni das erzählt habe. Mal gucken.
    Helen, jetzt musst du das auch machen, was du dir ausgedacht hast.
    Ich steige aus dem Bett. Endgültig. Da leg ich mich nicht mehr rein. Ich hebe meine Tasche auf, die ich vorhin in den Mülleimer gesteckt hatte.
    Da stopfe ich alle Klamotten aus dem Wandschrank rein. Aus dem Badezimmer räume ich alle nicht benutzten Hygieneartikel dazu. Die Tasche riecht etwas nach altem Frauenblut. Das merke aber wohl nur ich.
    Ich stelle die Tasche ab und lehne mich über das Bett. Ich schnappe mir die Bibel und reiße ein paar Seiten raus.
    Ich  gehe mehrmals, um die ganzen Avocadokerngläser im Waschbecken auszuschütten. Das Wasser bin ich los.
    Die Gläser stecke ich alle ineinander, lege sie in die Tasche und wickele einen Beinel von meiner Schlafanzughose drum.
    Die Zahnstocher lasse ich in meinen Babys stecken und wickele jedes in eine Bibelseite ein. So verpackt kommen alle Kerne in meine Tasche.
    Die Schublade noch ausräumen. Das Kreuz kann hierbleiben. Dann gucke ich mich im Zimmer um. Ich sitze auf dem Bett und lasse wie früher, als ich noch jung war, die Beine runterbaumeln.
    Im Zimmer sieht es so aus, als hätte ich nie hier gewohnt. Als wäre ich nie hier gewesen. Nur noch unsichtbare Bakterienspuren von mir verstecken sich hier und da. Nichts Sichtbares.
    Ich drücke die Bimmel. Hoffentlich ist er noch da.
    Mir kommt wieder in den Sinn, dass sich auch jemand um mich Sorgen gemacht haben könnte. Deren Theorie ist bestimmt, dass ich aus Angst vor den Schmerzen so lange einhalte. Kommt bestimmt auch oft vor in dieser Abteilung. Aber so lange?
    Hätte gerne gewusst, ob sie dann irgendwann zu härteren Mitteln greifen. Einlauf verpassen zum Beispiel. Wäre auch kein Problem für mich. Die sollen nur kommen mit ihren Rohren und Flüssigkeiten. Mich machen die nicht fertig mit so was.
    Das dauert aber, bis jemand kommt. Obwohl, es soll nicht jemand kommen, sondern Robin.
    Ich hebe meine Beine hoch aufs Bett und drehe mich um. Ich würde gerne aus dem Fenster gucken. Kann aber nichts sehen. Es gibt kein Draußen. Nur mein Zimmer und mich gespiegelt in der Scheibe. Ich schaue mich lange an und merke, wie müde ich bin. Erstaunlich, wie Schmerz und Schmerzmittel einen rädern. Die könnten ruhig ein bisschen Happyhappyaufputschmittel dazumischen.
    Ich sehe nicht gut aus. Finde ich auch sonst nicht. Aber jetzt ganz besonders. Meine Haare sind fettig und stehen überall rum. So sehe ich in meiner Vorstellung aus, wenn ich später meinen ersten Nervenzusammenbruch habe. Alle Frauen bei uns in der Familie hatten schon Nervenzusammenbrüche. Nicht dass die je viel machen mussten. Vielleicht ist das ja das Problem. Ich bin mir sicher, dass es mich auch bald trifft, wie der Blitz. Mitten im Nichtstun verrückt werden und zusammenbrechen.
    Vielleicht kann ich mir vor der ganzen Chose hier noch die Haare waschen.
    Es klopft. Bitte, bitte, lieber nicht vorhandener Gott, mach, dass es Robin ist.
    Die Tür geht auf. Irgendeine Frau steht da. Wenigstens zieht sie sich genauso an wie Robin.
    »Ist Robin schon weg?«
    »Dienstschluss ja, weg noch nicht.«
    »Könnten Sie mir einen großen Gefallen tun und ihn noch abpassen und sagen, er soll noch mal kurz hier vorbeikommen, bevor er geht?«
    »Klar.«
    »Gut. Danke.«
    Danke. Danke. Danke. Lauf. Schnell. Schwesterlein.
    Es braut sich was zusammen über den Memels.
    Wenn Robin schon weg ist, war es das mit meinem Plan.
    Was ist denn jetzt mit Haarewaschen, Helen? In solchen Momenten ist es dir egal, wie du aussiehst, oder nicht? Robin fand dich auch mit raushängender Wundblase hübsch. Und die ist mittlerweile weg. Ganz klar eine ästhetische Verbesserung.
    Mit den fettigen Haaren kann ich wie mit der Mit-dem-Gesicht-gestopft-Stellung testen, ob mich jemand wirklich liebt.
    Die Haare bleiben fettig. Ich

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