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Feuer auf See

Feuer auf See

Titel: Feuer auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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können wir die ‘Pyrenees’ nicht hinbringen, sie würde völlig zum Wrack werden.«
    »Was Sie nicht sagen!« Kapitän Davenport war wütend. »Keine Bevölkerung! Keine Einfahrt! Wozu sind denn diese Inseln da, zum Teufel?«
    »Also schön«, bellte er plötzlich wie ein aufgeregter Hund. »Nach Nordwesten zu zeigt die Karte ein ganzes Gewirr von Inseln. Wie steht es damit? Welche von ihnen hat eine Einfahrt für mein Schiff?«
    McCoy überlegte ruhig. Er sah nicht auf die Karte. Alle diese Inseln, Riffe, Untiefen, Lagunen, Einfahrten und Entfernungen waren in seinem Gedächtnis verzeichnet. Er kannte sie, wie der Städter seine Gebäude, Straßen, Alleen.
    »Papakena und Vanavana liegen etwa hundert Meilen, vielleicht etwas weniger, West oder Westnordwest«, sagte er. »Die eine ist unbewohnt, und wie ich gehört habe, ist die Bevölkerung der andern nach den Cadmusinseln ausgewandert. jedenfalls hat die Lagune auf keiner von den beiden Inseln eine Einfahrt. Ahunui liegt noch hundert Meilen weiter nach Nordwesten. Keine Einfahrt, keine Bevölkerung.«
    »Aber vierzig Meilen dahinter liegen doch noch zwei Inseln?« fragte Kapitän Davenport, den Kopf von der Karte erhebend.
    McCoy schüttelte den Kopf.
    »Paros und Manuhungi – keine Einfahrt, keine Bevölkerung. Nengo-Nengo liegt wieder vierzig Meilen hinter ihnen und hat auch weder Bevölkerung noch Einfahrt. Aber die Haoinsel. Das ist der richtige Platz. Die Lagune ist dreißig Meilen lang und fünf breit. Eine Menge Menschen, gutes Trinkwasser. Und durch die Einfahrt kann jedes Schiff der Welt kommen.«
    Er schwieg und sah besorgt auf Kapitän Davenport, der, den Zirkel in der Hand, über die Karte gebeugt, gerade einen leisen Seufzer ausgestoßen hatte.
    »Näher als die Haoinsel gibt es keine Lagune mit Einfahrt?« fragte er.
    »Nein, Kapitän, das ist die nächste.«
    »Schön. Es sind dreihundertundfünfzig Meilen bis dahin.« Kapitän Davenport sprach sehr langsam und entschieden. »Ich will nicht die Verantwortung für all diese Menschenleben auf mich nehmen. Ich lasse das Schiff auf den Acteoninseln stranden. Und sie ist ein so gutes Schiff«, fügte er bedauernd hinzu, nachdem er den Kurs geändert hatte, wobei er diesmal mehr Rücksicht auf die westliche Strömung nahm.
    Eine Stunde darauf war der Himmel überzogen. Der Südostpassat wehte noch, aber der Ozean war -ein Schachbrett von Sturmwolken.
    »Um ein Uhr sind wir da« , verkündete Kapitän Davenport zuversichtlich. »Spätestens um zwei. McCoy, wir wollen sie irgendwo aufsetzen, wo Menschen wohnen.«
    Die Sonne kam nicht wieder zum Vorschein, und um ein Uhr war kein Land zu sehen. Der Kapitän ging nach achtern und betrachtete das trügerische Kielwasser der ‘Pyrenees’.
    »Großer Gott!« rief er. »Eine östliche Strömung! Sehen Sie!«
    Mr. König war ungläubig. McCoy war zurückhaltend, obgleich er sagte, daß es keinen Grund gäbe, warum es in den Paumotus keine östliche Strömung geben sollte. Wenige Minuten später nahm eine Bö der ‘Pyrenees’ allen Wind, und sie lag nun schwer rollend auf den Wogen.
    »Wo ist das Tieflot? Über Bord damit!« Kapitän Davenport hielt die Logleine und beobachtete, wie sie nach Nordosten abtrieb. »Da! Sehen Sie sich das an. Halten Sie sie mal selber.«
    McCoy und der Steuermann versuchten es und fühlten, wie die Leine unter dem Griff des Tidenstroms wild schnurrte und zitterte.
    »Eine Strömung von vier Knoten«, sagte Mr. König.
    »Eine östliche Strömung statt der westlichen«, sagte Kapitän Davenport und blickte McCoy vorwurfsvoll an, als wollte er ihn dafür verantwortlich machen.
    »Das ist einer der Gründe dafür, Kapitän, daß die Versicherungsprämie in diesen Gewässern achtzehn Prozent beträgt«, antwortete McCoy fröhlich. »So was läßt sich nie voraussagen. Auf der Jacht ‘Casco’ war ein Mann, der Bücher schrieb – ich hab’ seinen Namen vergessen. Er verfehlte Takaroa um dreißig Meilen und kam nach Tikei, nur wegen der wechselnden Strömungen. Sie sind jetzt allzu hoch in Luv und würden gut tun, einige Striche abzufallen.«
    »Aber um wieviel hat diese Strömung mich denn versetzt?« fragte der Kapitän zornig. »Woher soll ich wissen, wieviel ich abfallen muß?«
    »Ich weiß es nicht, Kapitän«, sagte McCoy mit großer Verbindlichkeit.
    Der Wind setzte wieder ein, und die ‘Pyrenees’ lief mit ihrem rauchenden, in dem klaren grauen Lichte schimmernden Deck direkt nach Lee. Dann kreuzte sie vor Backbord-und

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