Feuer der Leidenschaft
Schultern und küßte sie heftig auf den Mund. Sie preßte die Lippen zusammen und leistete ihm einen Moment lang heftigen Widerstand.
Dann gewann die Leidenschaft, der Zwillingsbruder des Zorns, die Oberhand über sie beide. Sie keuchte, und ihre Lippen öffneten sich seinem Mund und seiner Zunge. Als ihr Körper weich und willig wurde, spürte er ein fast übermächtiges Verlangen, mit der Sache fortzufahren - sie jetzt tatsächlich zu verführen und von der Leidenschaft die Kluft, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte, überbrücken zu lassen. Wenn er mit ihr geschla- ‘ fen hatte, würde sie für seine Argumente sicherlich empfänglicher sein.
Dann erkannte er den Wahnwitz seines Vorhabens.
Rebeccas Körper mochte vielleicht willig sein. Aber wenn er mit ihr schlief, obwohl sie ihn verachtete, wäre das eine emotionale Vergewaltigung. Das würde sie ihm niemals verzeihen und ihn dafür noch mehr verabscheuen als bisher.
Er gab sie frei und trat einen Schritt zurück. »Glaubt Ihr jetzt noch immer, daß der Verstand stets die Macht über den Körper besitzt?« fragte er sie mit heiserer Stimme.
Sie preßte den rechten Handrücken gegen ihren Mund und schaute ihn mit großen, dunklen Augen an. »Ihr habt mich überzeugt, Captain.«
Sie setzte sich auf den Stuhl beim Feuer und wickelte sich fest in ihren Schal ein.
»Was, zum Henker, solltet Ihr hier denn ermitteln? Mein Vater ist kein Verbrecher. Er hat es nicht nötig und auch kein Interesse daran, Geld zu stehlen!«
Demnach hatte sie nicht alles gehört, was Bowden mit ihm besprochen hatte.
»Bowden glaubt, daß Euer Vater Eure Mutter ermordet hat«, sagte er ihr jetzt ungeschminkt die Wahrheit.
Sie blickte ihn entsetzt an, als habe er ihr einen Schlag ins Gesicht gegeben. »Das ist Irrsinn. Entweder ist Bowden verrückt, oder Ihr seid ein Lügner. Vermutlich beides.«
»Bowden ist besessen, aber für verrückt halte ich ihn nicht.« Mit knappen, grimmigen Worten erzählte Kenneth ihr nun, was für ein finanzielles Angebot ihm Bowden gemacht und welche Bedingungen er daran geknüpft hatte.
Als er geendet hatte, sagte sie: »Aber Ihr habt nichts gefunden, weil es da nichts zu finden gab. Es ist unvor-stellbar, daß mein Vater jemandem etwas zuleide tun könnte.«
Kenneth zog die Brauen in die Höhe. »Habt Ihr seine Wutanfälle vergessen? Und seine Neigung, mit Gegenständen um sich zu werfen, wenn er wütend ist?«
Sie biß sich auf die Unterlippe. »Das hat nichts zu bedeuten. Er würde sich niemals an einer Frau vergreifen und an meiner Mutter schon gar nicht.«
»Wäret Ihr Euch da ganz sicher?« Er ließ sich auf das ihm so vertraute Sofa in der Mitte des Studios hin- l untersinken und verfluchte Bowden und sich dafür, I daß er mit ihr über solche Dinge reden mußte. »Ich J bin auch der Meinung, daß Sir Anthony nicht der l Mann ist, der kaltblütig einen Mord begehen würde. Aber deswegen hätte er trotzdem, wenn auch unbeab- , sichtigt, den Tod Eurer Mutter herbeiführen können. .•! Sie besaßen beide, wie mir alle befragten Personen i; bestätigten, ein hitziges Temperament. Ein Streit, ein kurzer, ärgerlicher Schubs, ein falscher Schritt, als £ sie versuchte, sich aus seiner Nähe zu entfernen - das würde vieles erklären.«
»Nein!« verteidigte sie ihren Vater leidenschaftlich, »so etwas würde und kann nicht passiert sein. Es stimmt zwar, daß sie sich manchmal gestritten haben, aber nie auf eine gewaltsame Weise. Warum wollt oder könnt Ihr nicht die Tatsache akzeptieren, daß der Tod meiner Mutter ein Unfall gewesen ist?«
»Ein Unfall ist nach wie vor die wahrscheinlichste Erklärung«, stimmte er ihr zu. »Aber niemand kann mir einen guten Grund dafür nennen, warum sie am hellen Tag und bei schönen%Wetter von einer Bergwand herunterstürzte, die sie gut kannte und seit vielen Jahren als Aussichtspunkt benützt hatte. Ich finde es auch ‘
überaus verdächtig, daß jeder, der Eurer Mutter nahestand, immer nur ausweichende Antworten gibt, wenn man auf ihren Tod zu sprechen kommt. Ihr, Lavinia, Frazier, Hampton, Tom Morley - jeder einzelne von Euch preßt auf eine Weise die Lippen zusammen, die mir nicht nur eine Bekundung von Trauer oder Kummer zu sein scheint. Das weckt in mir den Verdacht, daß es da etwas zu verbergen gibt. Fürchtet ihr denn alle, daß Sir Anthony etwas mit ihrem Tod zu tun haben könnte?«
»Nein!«
»Wenn nicht das, was ist es dann?« fragte er beharrlich.
Rebecca stand von ihrem Stuhl auf
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