Feuer der Leidenschaft
entnehmen konnte. Da schwang sie, sich nur zu sehr ihres leichtgeschürzten Kleides und ihres teuren Schmucks bewußt, auf den Absätzen herum und ging nun in der Richtung weiter, aus der sie soeben gekommen war.
Einer der Männer hinter ihr rief mit lallender Zunge: »He, mein Püppchen! Wir sind zu dritt! Da brauchst du nicht den ganzen Weg bis Covent Garden zurückzulaufen, um Kundschaft zu suchen!«
Bei den Worten des Mannes begann ihr Herz wie wild zu klopfen, und sie beschleunigte ihre Schritte. Hielt sich denn um diese Zeit nur noch das Gesindel auf den Straßen auf? Sie barg sich nun tiefer im Schatten der Häu-serfassaden zu ihrer Linken in der Hoffnung, daß die Männer nun an ihr vorbeigingen.
Die Schritte hinter ihr wurden lauter. Plötzlich wurde sie von einer schweren Hand am Arm gepackt und herumgeschwungen. Der Mann, der ihren Arm festhielt, war ein grobschlächtiger Typ in schmuddeligen Kleidern,
‘ der nach Gin stank. »Du bist ja ein niedliches kleines Ding«, sagte er mit lallender Stimme und schielte dabei lüstern in den Ausschnitt ihres Kleides. »Wir geben dir alle drei eine Guinee, ja? Ich denke, daß das ein recht ordentlicher Preis für die Sache wäre.«
»Nur irrt Ihr Euch gewaltig, was meine Person betrifft«, erwiderte sie in ihrem kühlsten Ton und mit ihrer damenhaftesten Stimme. »Ich gehöre nicht zu jener Sorte von Frauen, nach der es Euch dreien verlangt.«
Der Mann, der sie am Arm gepackt hielt, sah sie nun einen Moment lang verdutzt an. Da sagte einer seiner beiden Begleiter mit einem rohen Lachen: »Ach, jetzt will das Püppchen plötzlich eine kleine Lady sein, wie? Aber wie mein alter Herr immer zu sagen pflegte: >Geht sie so wie eine Hure und zieht sie sich so an wie eine Hure, dann ist sie auch eine Hure!<«
Ermutigt von diesem Kommentar einer seiner Kumpanen, zog der Betrunkene, der Rebecca am Arm gepackt hielt, sie nun ganz dicht an sich heran und gab ihr einen ekelerregenden, nach Gin schmeckenden Schmatz auf den Mund, während er ihr mit der anderen Hand an der Brust herumfummelte. Von den Gindämpfen einem Brechreiz nahe, bot sie nun ihre ganze Kraft auf, um diesen zudringlichen Burschen von sich wegzuschieben. Doch alle ihre Bemühungen, sich aus seinem Griff zu befreien, waren vergeblich. Einer Panik nahe, hob sie beide Hände und zog ihm ihre Fingernägel wie Krallen durch das Gesicht, wobei sie ihm um ein Haar ein Auge ausgekratzt hätte.
Der Mann warf heulend den Kopf in den Nacken, um sein Gesicht vor ihren Krallen in Sicherheit zu bringen und schrie dann wütend:
»Verdammte kleine Schlampe! Ich werde dir Manieren beibringen!«
Er drückte sie nun mit aller Macht gegen die Hauswand und hielt sie dort mit seinem Körper gefangen, während er an ihrem Kleid zerrte. Sie versuchte zu schreien, aber er beugte sich vor und erstickte ihren Schrei mit seinem Rock. So eine Angst, wie sie in diesem Moment empfand, hatte sie bisher in ihrem Leben noch nicht gekannt. Sie, Sir Anthony Seatons Tochter, konnte von solchen Bestien offenbar ungestört und in aller Gemächlichkeit auf offener Straße vergewaltigt
werden, und sie war ihnen hilflos ausgeliefert und konnte sie nicht daran hindern.
Und dann w’ar dieser übelriechende und sie fast ver- .
schlingende Mund plötzlich weg, und der Mann, der über sie hergefallen war, segelte plötzlich durch die Luft. Als er mit einem lauten Plumps wieder auf dem Pflaster landete, rutschte er an der Hauswand nach Luft japsend hinunter auf den Boden. Über ihr ragte die mächtige, unverwechselbare Gestalt von Kenneth dunkel vor dem Nachthimmel auf.
»Haltet Euch da raus«, rief er ihr zu und wirbelte dann herum, um sich der beiden Männer zu erwehren, die nun auf ihn einstürmten, um ihren Freund zu rächen.
Es sah so lachhaft einfach aus, wie Kenneth den einen von ihnen mit einem Faustschlag gegen das Kinn und den anderen mit einem Tritt gegen den Bauch zu Boden schickte. Doch unbeeindruckt davon sprang nun der erste Mann, den er durch die Luft geschleudert hatte, mit einem wütenden Schrei wieder auf die Beine und griff Kenneth erneut an. Kenneth gab dem betrunkenen Mann einen Fasthieb mitten in das Gesicht, der diesem das Nasenbein brach, so dalß der Mann abermals zu Boden stürzte und ihm das Blut aus der Nase über das Hemd floß.
Kenneth drehte sich nun abermals zu ihr um. »Kommt.
Wir müssen uns rasch entfernen, bevor einer von den dreien auf die Idee kommt, ein Messer oder eine Pistole aus der Tasche zu
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