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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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und wanderte aufgeregt im Studio auf und ab. Dann, als habe sie sich zu einer Entscheidung durchgerungen, hielt sie plötzlich mitten im Schritt an und schwang zu ihm herum.
    »Also gut, wenn Ihr es unbedingt wissen müßt«, sagte sie heftig. »Was uns umtreibt und worüber wir nicht sprechen möchten, ist nicht die geheime Angst, daß sie umgebracht wurde, sondern sich selbst umgebracht hat. Wenn es nicht ein unglücklicher Zufall war, daß meine Mutter von dieser Bergwand herunterstürzte, dann muß sie sich selbst getötet haben. Und wenn das bekannt geworden wäre, hätte die Kirche sie verdammt und ihr ein christliches Begräbnis und ein Grab in geweihter Erde verweigert.«
    Sie schloß die Augen und sagte im rauhen Flüsterton:
    »Macht Ihr uns jetzt immer noch zum Vorwurf, daß wir nicht über ihren Tod reden wollten?«
Kapitel 28
    Selbstmord!« Kenneth starrte sie schockiert an. »Man erzählte mir zwar, daß Heien eine gefühlsbetonte Frau gewesen sei. Doch daß sie dazu geneigt haben soll, sich selbst zu zerstören, höre ich jetzt zum erstenmal.«
    Eine grimmige Genugtuung darin findend, daß es ihr zum erstenmal gelungen war, ihn zu überraschen, setzte Rebecca ihre Wanderung durch das Studio fort.
    »Mutter war immer so lebhaft und munter, daß die meisten Leute so etwas nie von ihr angenommen hätten.
    Nur eng mit ihr verbundene Personen wußten, daß sie zuweilen unter schlimmen Depressionen litt. Besonders in den dunkelsten Monaten des Winters pflegte sie manchmal tagelang im Bett zu liegen und zu weinen.
    Papa und ich wußten uns dann nie zu helfen. Wir fürchteten, daß sie sich lieber umbringen als diese Anfälle von Melancholie noch länger ertragen würde, wenn sie zu schlimm wurden. Nur die Zeit schien sie davon wieder befreien zu können. Wenn die Tage wieder länger wurden, besserte sich auch ihre Stimmung. Der Sommer war da immer eine Wohltat für uns alle.«
    »Aber sie ist doch im Hochsommer gestorben.« Er runzelte die Stirn. »Hatte sie denn schon einmal versucht, sich selbst zu töten?«
    »Ich … ich bin mir dessen nicht sicher. Es gab da mal einen Vorfall, der mich und Papa sehr nachdenklich stimmte.« Sie holte erschaudernd Luft.
    »Und einmal in Ravensbeck, als wir drei eine Grat-wanderung machten, bekam sie plötzlich einen seltsamen Gesichtsausdruck, schaute in das Tal hinunter und sagte, es wäre so leicht - man brauchte nur einen Schritt über den Rand der Felswand hinauszutreten.«
    Er dachte über ihre Worte nach. »Ihr könntet da ein bißchen zu viel in eine beiläufige Bemerkung hineinge-lesen haben. Auch ich hatte schon solche Gedanken, wenn ich am Rand einer Schlucht oder auf dem Dach eines hohen Gebäudes stand, und ich habe nicht die geringste Veranlagung zum Selbstmord.«
    »Ich würde dieser Bemerkung auch keine größere Bedeutung beigemessen haben, wenn sie nicht auf eben diese Weise ums Leben gekommen wäre«, erwiderte Rebecca im schroffen Ton.
    »Aber nicht notwendigerweise durch einen Selbstmord.
    Litt sie denn zu der Zeit, als sie starb, unter Depressionen?«
    »Sie machte mir an jenem Tag einen recht munteren Eindruck. Aber das besagt nichts. Ihre Launen konnten sehr rasch wechseln.« Rebecca fror es plötzlich wieder, so daß sie ihre Wanderung unterbrach und sich vor das Kaminfeuer stellte. »In einem jähen Anfall von Melancholie konnte sie einem Impuls gefolgt sein, dem … allen ein Ende zu machen.«

    »Möglich«, stimmte er ihr bei. »Aber das ist reine Spekulation. Ihr habt doch eben gesagt, daß es zu der Zeit, wo sie von der Bergwand herunterstürzte, keinerlei Hinweise daraufgab, daß sie sich mit Selbstmordgedanken getragen hätte.«
    Rebecca zögerte. Über den Tod ihrer Mutter zu reden, war zwar für sie eine fast unerträglich schmerzvolle Prozedur, aber sie mußte Kenneth davon überzeugen, daß er sich irrte, wenn er ihren Vater für den Tod seiner Frau verantwortlich machte. Dann würde er endlich fortgehen und ihren Vater und sie in Ruhe lassen.
    »Es gibt dafür einen Beweis, von dem ich jedoch noch keinem - nicht einmal Papa - etwas erzählt habe.«
    Sie ging zu ihrem Arbeitstisch und holte dort den goldenen Ring aus der Schublade, wo sie ihn seit dem Tod ihrer Mutter aufbewahrt hatte.
    »Seid Ihr vertraut mit diesen sogenannten Freund-schaftsringen? Sie werden auch Steckringe genannt, weil sie eigentlich aus zwei oder sogar noch mehr genau auf-einanderpassenden Teilen bestehen, die dann zu einem einzigen Ring zusammengesteckt oder

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