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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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-geschoben werden. Ich habe gelesen, daß im Mittelalter ein Mann und eine Frau, die einander versprochen waren, jeweils einen Teil von so einem Steckring am Finger trugen, welche sie dann am Tag ihrer Hochzeit zu einem Ehering vereinigten.«
    Sie gab Kenneth nun den Ring.
    »Dieser Freundschaftsring ist so ein antiker Steckring, den Papa irgendwo entdeckt hat und als Kuriosität kaufte. Er schenkte ihn meiner Mutter, als er mit ihr durchbrannte.
    Später hat er ihr dann einen richtigen Ehering besorgt.
    Meine Mutter hat diesen Ring auch weiterhin aus sentimentalen Gründen getragen. Er hat mich schon als Kind fasziniert.«
    Er untersuchte nun den Ring, der aus zwei Teilen bestand und zwei Hände — eine größere und eine kleinere, feminin aussehende Hand - zeigte, die miteinander verschlungen waren. Sie sah ihm dabei zu und fragte sich, ob er wohl erkennen würde, was damit nicht stimmte.
    Er blickte hoch.
    »Die beiden Ringe passen nicht so recht zueinander. Sie scheinen mir zu locker aufeinander zu sitzen.«
    Er war ein sehr guter Beobachter. Vermutlich war das eine der wichtigsten Eigenschaften für einen Spion, überlegte sie.
    »Dieser Freundschaftsring bestand tatsächlich aus drei Teilen«, erklärte sie. »Wenn diese miteinander ver-schlungenen Hände voneinander getrennt wurden, kam darunter ein Herz zum Vorschein.« Sie trennte nun die beiden ineinandergeschobenen Ringe voneinander und gab sie ihm dann zurück. »Als man die Leiche meiner Mutter am Fuß der Felswand fand, trug sie diesen Ring nicht am Finger, sondern in der zur Faust geballten Hand. Man mußte
    … mußte Gewalt anwenden, um ihn
    daraus zu befreien. Seither ist dieser Ring in meinem Besitz; aber es ist mir erst später bewußt geworden, daß der Teil mit dem eingravierten Herzen darauf fehlte.«
    Er blickte nun auf die beiden voneinander getrennten Goldreifen hinunter. »Und Ihr habt dann daraus den Schluß gezogen, daß das eine Botschaft Eurer Mutter gewesen ist -
    daß sie den Mut zum Weiterleben verloren habe.«
    Abermals mußte sie, wenn auch widerstrebend, seine rasche Kombinationsgabe bewundern.
    »Richtig. Sie hat diesen Ring nämlich immer getragen. Sie konnte demnach diesen Ring mit dem eingravierten Herzen nicht zufällig verlegt oder verloren, sondern ihn nur absichtlich selbst entfernt haben.«
    Er rollte nun die beiden Ringe mit geistesabwesendem Gesichtsausdruck auf dem Handteller hin und her. »Es war meine Aufgabe als Nachrichtenoffizier im Krieg, Informationen zu sammeln und dann zu versuchen, das ihnen zugrundeliegende Muster zu finden. Was Ihr mir da gerade erzählt habt, ergibt kein Selbstmordmuster.«
    Ihr Mund verzerrte sich. »Vielleicht nicht, aber es fiel mir noch schwerer, zu glauben, daß ihr Tod nur ein un-glücklicher Zufall gewesen sein könnte.«
    »Wie ich hörte, hat man keinen Abschiedsbrief von Eurer Mutter gefunden. Das würde zwar einen Sinn machen, wenn sie es unterlassen hat, so einen Brief zu schreiben. Weil sie den Menschen, die sie liebten, damit nicht noch mehr Kummer bereiten wollte. Aber warum sie ihnen dann doch einen Hinweis darauf geben sollte, daß sie sich selbst getötet hat, wäre dann wiederum eine sich mit dieser Absicht nicht vertragende Verhaltensweise. Hat man denn später noch dieses fehlende Teil mit dem eingravierten Herzen gefunden?«
    »Nein, obwohl ich überall danach suchte.«
    Rebecca versuchte nicht daran zu denken, wie nahe sie einem Nervenzusammenbruch gewesen war, als sie in der Schmuckkassette ihrer Mutter und an allen dafür in Frage kommenden Plätzen nach dem fehlenden Teil gesucht hatte.
    »Ich wollte, daß der Ring intakt war, falls mein Va- l ter mich einmal darum bitten sollte, ihm diesen zu zei- J gen oder zu überlassen. Wenn er gesehen hätte, daß das Teil mit dem Herz fehlte, hätte er das gleiche gedacht wie ich.
    Ich wollte ihn vor diesem zusätzlichen Kummer bewahren. Aber er hat mich nie nach dem Ring gefragt.«
    Kenneth steckte die beiden Goldreifen wieder zusammen.
    »Nehmen wir einmal an, daß sie sich nicht selbst getötet hat und ihr Tod auch kein Unfall gewesen ist. Das würde bedeuten, daß noch jemand in die Sache verwickelt ist.«
    Rebeccas Augen wurden schmal. »Nicht mein Vater!«
    »Ich bin geneigt, Euch da zuzustimmen.« Seine Fin- | ger spannten sich um den Freundschaftsring. »Es gehört schon eine große Portion menschenverachtender *
    Gefühlskälte dazu, eine so ironische und perverse Botschaft zu hinterlassen. Ich kann mir zwar

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