Feuer der Leidenschaft
Rebecca.«
Die Augen des Butlers weiteten sich, als er sah, in welchem Aufzug die beiden von dem Ball bei Lord Strath-more zurückkehrten. Aber er stellte keine Fragen.
Sie drehte sich von ihm weg und stieg mit einem Rükken, der so steif und gerade war wie ein Ladestock, die Treppe in die oberen Stockwerke hinauf. Kenneth folgte ihr. Als sie außer Hörweite des Butlers waren, sagte er zu ihr: »Ich denke, Euer Studio wäre der beste Platz für unser Gespräch.«
»Nein!«
Sie nahm seinen Rock von den Schultern und warf ihm diesen an den Kopf. Als er instinktiv den Arm hob, um diesen noch vor seinem Gesicht abzufangen, zog sie ihren linken Handschuh aus, streifte sich den Diamantring der Wildings vom Finger und warf ihm diesen ebenfalls an den Kopf. Doch diesmal war es nicht seiner Geschicklichkeit, sondern eher einem glücklichen Zufall zu verdanken, daß dieser ihn nur an der Brust traf und ihm von dort in die Hand hinuntersprang.
Gegen seinen Schmerz ankämpfend, sagte er: »Es kommen dafür nur Euer Studio, meines oder eines unserer Schlafzimmer in Frage. Aber wir werden jetzt ganz bestimmt miteinander reden.«
Als sie erkannte, daß ihn nichts von diesem Entschluß abbringen konnte, schwang sie auf den Absätzen herum und marschierte die Treppe zum Speicher hinauf, wobei sie im Vorbeigehen eine brennende Kerze aus einem Wandhalter nahm. Als sie ihr Studio erreicht hatten, machte er dort Feuer im Kamin, während sie die Lampen anzündete. Er vergeudete keine Zeit damit, sich erst zu überlegen, was er ihr sagen wollte. Er hatte schon auf der Treppe beschlossen, daß ihn in diesem Fall nur die reine Wahrheit weiterbringen konnte.
Als Kenneth mit dem Anschüren des Feuers fertig war, stand er auf und sah, daß sie- inzwischen einen schon etwas abgewetzten Schal gefunden und sich diesen um die Schultern gelegt hatte. Sie sah nun aus wie ein kleines, aber sehr gefährliches Kind.
»Glaubt Ihr, daß etwas Euren Verrat mildern oder gar entschuldigen könnte?« sagte sie mit leiser, wütender Stimme.
»Vermutlich nicht, doch ich muß es wenigstens versuchen.«
Im stillen darum betend, daß er sie zur Einsicht bringen konnte, fuhr er fort:
»Ich möchte, daß Ihr mir glaubt, wenn ich Euch sage, daß es mir gar nicht gefallen hat, mir unter Vortäuschung falscher Tatsachen eine Anstellung in diesem Haus zu besorgen, aber mir blieb kaum eine andere Wahl.
Entweder übernahm ich diesen Ermittlungsauf-trag, oder ich war ruiniert. Und ich habe diesen Betrug mit jedem Tag, den ich in diesem Haus verbrachte, mehr gehaßt.«
»Weshalb Ihr mich dann auch verführt habt - weil Ihr so ungern den Betrüger spielen wolltet«, erklärte sie im bitteren Ton.
Er hielt ihren Blick fest. »Ich und Euch verführt? Wenn Ihr daran zurückdenkt, wie es passiert ist, werdet Ihr das nicht mit reinem Gewissen behaupten können.«
Ihr Gesicht überzog sich nun mit einer tiefen, von ihr als demütigend empfundenen Röte. »Nun gut«, sagte sie,
»ich habe Euch verführt. Aber kein Mann von Ehre würde mit mir geschlafen haben, wenn er mit der Absicht ins Haus gekommen ist, das Leben meines Vaters zu zerstören.«
»Das habe ich mir selbst immer wieder gesagt«, erwiderte er leise. »Die schlichte Wahrheit ist, Rebecca, daß ich nicht anders konnte.«
Ihre Lippen ironisch aufstülpend, sagte sie: »Was für eine bequeme Ausrede von einem Mann, der ein so guter Schauspieler war, daß er monatelang Tag und Nacht gut mit einer Lüge leben konnte, aber dann nicht genügend Selbstbeherrschung zu besitzen meint, um den Avancen einer ältlichen Jungfer widerstehen zu können?«
»Es ist Bowden gewesen, der diese dumme Bemerkung machte, daß Ihr eine in die Jahre gekommene Erbin seid, der man leicht den Kopf verdrehen könne. Glaubt mir«, fuhr er fort, »daß Ihr keineswegs eine so leicht zu er-obernde Beute für einen Mann seid. Ganz im Gegenteil.
Ich bin in meinem Leben noch keiner Frau begegnet, die einem Mann so das Fürchten lehren kann wie Ihr. Und auch noch keiner begehrenswerteren Frau als Euch.«
Wieder schaute sie ihn so an, als würde ihr jetzt jeden Moment die Hand ausrutschen. »Versucht ja nicht, Euch mit irgendwelchen Schmeicheleien aus dieser Klemme herauszuwinden! Der Verstand, der die Kontrolle über Euren Körper besitzt, sagte Euch, daß ich eine reiche Erbin und verfügbar bin.«
Da spürte er, wie ein Zorn in ihm aufflammte, der ihrem durchaus ebenbürtig war. Mit einem Schritt war er bei ihr, packte sie bei den
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