Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
nach oben schossen. „Dein Schwager, ein Earl, hat dir die Baupläne gegeben?“
Sie nickte. „Meine Familie unterstützt diesen Plan.“
„Deine Familie muss verrückt sein“, bemerkte er trocken. Das war unglaublich. Der Earl of Trent und Viscount Swansborough hatten Grace erlaubt, sich einem derartigen Risiko auszusetzen?
Unmöglich.
Annie schubste ihn von hinten an. „Beweg dich, Dev, du Trottel. Sonst werden wir erwischt.“
„Wie bist du die vorigen Male entkommen?“, erkundigte sich Sally. Die Frauen behielten den Gang im Auge. Warum waren wegen all des Krawalls noch keine Wachen aufgetaucht?
„Ich kletterte aus meinem Fenster und stieg aufs Dach, von dort lief ich bis zum Ende der Newgate Street und sprang dort hinunter. Und nein – ich habe nicht vor, euch alle mit aufs Dach zu nehmen.“
„Aber was sollen wir tun?“ Die klagende Stimme gehörte einer Frau mit langen, kastanienbraunen Haaren, die sich beide Hände vor den Mund hielt.
Er musste zweimal blinzeln, bevor er in ihr Lucy erkannte. Grace hatte Lucy hierher mitgebracht – eine verdammt großmütige Handlung. Bewunderung stieg in ihm auf, während er die Frau ansah, die er liebte – Grace Hamilton.
„Es muss noch einen anderen Weg nach draußen geben“, vermutete Sally.
„Ja“, stimmte Grace ihr zu. „Den Haupteingang.“
„Mit der Wache davor?“
„Wir haben den Knüppel, und es ist nicht schwer für uns, ihn abzulenken. Außerdem hat er wahrscheinlich inzwischen die ganze Flasche Cognac getrunken.“
„Ich weiß nicht, ob es uns gelingt, ihn so sehr abzulenken, dass wir mit einem Gefangenen aus der Tür spazieren können“, zweifelte Annie.
„Wir dürfen uns nicht selbst unterschätzen“, wies Grace sie an. In ihren Augen funkelte helle Aufregung, sodass sie im schwachen Licht zu leuchten schienen.
Devlin lachte. „Das ist wohl wahr“, stimmte er zu, während er den Arm um ihre Taille legte. Er zog sie an sich und saugte ihre Wärme mit seinem müden und wunden Körper auf, was ihm das Gefühl gab, als hätte eine Flamme seine Seele entzündet. Dennoch war es verrückt, das Risiko einzugehen. Es gab noch andere Wachen. Doch das Feuer breitete sich in ihm aus und brannte ebenso ungezügelt wie zu der Zeit, als er noch Pirat gewesen war.
Grace übte diese Wirkung auf ihn aus – in ihrer Nähe spürte er dieselbe wilde Erregung, die er einst gefühlt hatte, wenn er sein Leben riskierte, um das zu bekommen, was er haben wollte.
Lächelnd hob Grace ihm ihr Gesicht entgegen. „Ich kenne die Gänge, die wir nehmen müssen, um nicht zu dicht an den Zellen vorbeizukommen.“
Er grinste. „Dann los. Auf zum Haupteingang.“
Es war zu einfach gewesen, doch Devlin war entschlossen, Grace nicht den Spaß zu verderben.
Als sie ihm gegenüber auf den mit blauem Samt bezogenen Sitz sank, endlich in der schlichten schwarzen Kutsche, seufzte sie glücklich auf. „Wir sind in Sicherheit. Wir sind frei!“
Sie hob die Hände und ließ sie mit gekreuzten Handgelenken über ihrem Kopf an dem weichen, glatten Samt ruhen. Als er sie in dieser Haltung sah, kamen ihm so viele unanständige Gedanken, dass er auf der Stelle hart wurde. Er musste lächeln, als er sah, wie zufrieden sie mit sich und der Welt war. Nie hatte er dieses Gefühl kennengelernt – ein Herz, das vor lauter Liebe überlaufen wollte –, bei keiner anderen Frau als bei Grace. Himmel, wie sehr er diese Frau anbetete.
„Und wo bringst du mich hin, Captain Hamilton?“
Grace lachte, und ihre grünen Augen funkelten wie die einer Fee. Sie hatte die Beine gespreizt, und die engen Hosen brachten ihre herrlichen Schenkel wunderbar zur Geltung. An ihrem verschmitzten Lächeln erkannte er, dass sie ganz genau wusste, wie verführerisch sie aussah. „Zum Dock. Zu meinem Schiff.“
„Dein Schiff?“
„Ja. Ich habe von meiner Mitgift ein Schiff gekauft, damit wir England verlassen und dorthin segeln können, wo du in Sicherheit bist. Meine Familie hat dafür gesorgt, dass wir nicht verfolgt werden. Deine Männer sind schon an Bord des Schiffes, und wir werden heute Abend in See stechen.“
Erstaunt schüttelte Devlin den Kopf. Wo war die anständige junge Dame, die den Wunsch gehabt hatte, zur strengen und korrekten Welt des Adels zu gehören? Wo war die Frau, deren großer Wunsch es gewesen war, einen Gentleman zu heiraten? „Du hast es genossen, meine Flucht zu planen, nicht wahr?“
In den Sitz gekuschelt, auf dem ihr goldenes Haar vor dem
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