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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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angenehme Schülerin -in jeder Hinsicht", antwortete die Schulsekretärin und schob Sabine ein aufgeschlagenes Buch hin. „Schwänzen, aufsässiges Verhalten, essen während des Unterrichts. Sie ist ja dann in der Neunten noch einmal sitzen geblieben. Herr Sobeck nimmt so was persönlich." Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und eine sportliche Frau mit kurzem Haarschnitt stürmte herein.
    „Frau Dreebes, haben Sie mir die Kopien gemacht?"
    „Aber ja, Frau Niemand. Das ist übrigens Kommissarin Berner vom LKA. Sie möchte mit Ihnen sprechen."
    Die Lehrerin wirkte nicht überrascht. Es war selten, dass sich Menschen so im Griff hatten, wenn die Kripo auftauchte. Oder hatten ihre Schützlinge öfter mit der Polizei zu tun? Frau Niemand sah auf ihre Taucheruhr.
    „In fünfzig Minuten", sagte sie. „Kommen Sie ins Lehrerzimmer. Dann ist eine halbe Stunde Mittagspause. Jetzt habe ich noch eine Siebte in Englisch." Sie klemmte sich den Stapel Kopien unter den Arm, den die Sekretärin ihr gegeben hatte, und rauschte hinaus. Mit weit ausholenden Schritten lief sie in ihren orangefarbenen Sneakers den Gang hinunter.
    „Die hat ihre Kids im Griff, was man nicht von allen Mitgliedern des Kollegiums sagen kann", kommentierte die Sekretärin mit Bewunderung in der Stimme. „Selbst die Acht-und Neuntklässler, und glauben Sie mir, die sind die Schlimmsten!"
    Kurz nach zwölf Uhr saß Frau Niemand mit der Kommissarin in einer Ecke im Lehrerzimmer und hörte sich aufmerksam Sabines Fragen an. Sie überlegte eine Weile, ehe sie antwortete.
    „Es gibt Kinder, die können nicht, und es gibt Kinder, die wollen nicht", sagte sie. „Das eine muss man akzeptieren und das Beste, was möglich ist, herausholen, bei den anderen braucht man Geduld, dann kommt es irgendwann von selbst. Meist weiß ich bereits nach ein paar Stunden, welche Sorte ich vor mir habe. Aletta gehörte eindeutig zur Gruppe zwei. Sie saß stets mit verschränkten Armen und einem überlegenen Lächeln in der letzten Reihe und gab einem zu verstehen, man solle sie gefälligst in Ruhe lassen. Ich dachte immer, bald fängt sie sich, aber seltsamerweise hat sie dieses Verhalten bis zum Schluss beibehalten. Ich hatte manchmal das Gefühl, sie würde absichtlich schlechte Klausuren schreiben -als könne sie damit uns Lehrer strafen." Frau Niemand schüttelte den Kopf.
    „Carmen war eine Schülerin, die mir die ganze Zeit über ein Rätsei geblieben ist. Ich bin noch heute überzeugt, dass sie sehr intelligent ist und hier auf der Schule einfach fehl am Platz war. Vielleicht ist sie sogar hochbegabt, wurde aber nie richtig gefördert", fügte sie nachdenklich hinzu. „Sie war sehr ruhig. Manches Mal hatte ich den Eindruck, sie folgt dem Unterricht aufmerksam und kann jede Frage beantworten, aber wenn man sie aufrief, kam nichts. Entweder starrte sie aus dem Fenster, als habe sie nichts gehört, oder sie wurde blass und stotterte herum, bis man sie erlöste. Und doch hat sie in manchen Arbeiten Dinge geschrieben, die mir sagten, dass sie den anderen weit voraus war. Dann aber gab es wieder Tage, an denen sie gar nicht ansprechbar war. Ich kann nicht sagen, in was für eine Traumwelt sie sich geflüchtet hatte. Ich habe ein paarmal mit ihr gesprochen und versucht, sie aus der Reserve zu locken -vergeblich. Vielleicht waren es familiäre Probleme. Ihre Mutter hat sie allein aufgezogen -sie hat so eine Art Haushälterinnenjob in einer der Villen an der Eibchaussee. Man hätte mal mit ihr zu einem Therapeuten gehen sollen, aber bei diesem Thema hat Frau Gerstner sofort geblockt." Sie hob die Schultern. „Wir können die Eltern nicht zwingen."
    „Und Maike?"
    Die Lehrerin seufzte. „Ein schwerer Fall. Sie war die Erste des Trios, die vom Gymnasium Blankenese zu uns kam, aber eine Zeit lang wussten wir nicht, ob wir sie behalten können. Sie war nicht bereit, sich irgendwelchen Regeln zu unterwerfen. Wir haben Sozialberater der Stadt eingeschaltet, dann wurde es etwas besser. Sie hat sich nicht nur den Lehrern gegenüber unmöglich aufgeführt, auch die anderen Schüler machten lieber einen Bogen um sie. Außer natürlich Carmen und Aletta."
    „War Maike gewalttätig?" Vor Sabines innerem Auge tauchte das Bild der bulligen jungen Frau auf. Es würde passen.
    Die Lehrerin schüttelte den Kopf. „Nein, nicht gegen Mitschüler. Sie hat zwar gedroht, aber, soviel ich weiß, nie zugeschlagen. Wenn ihre Drohgebärden keine

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