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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Wirkung erzielten, hat sie einen Rückzieher gemacht und anderen das Feld überlassen." Die Kommissarin sah Frau Niemand fragend an.
    „Aletta. Sie hat ein paarmal Mitschülern mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Einer musste sogar ärztlich behandelt werden. Zweimal haben wir wegen solcher Zwischenfälle ihre Eltern in die Schule kommen lassen."
    „Was war der Grund für diese Schläge?"
    „Ich kann es Ihnen wörtlich zitieren: Die Typen haben meine Freundinnen blöd von der Seite angemacht!"
    „Haben Sie auch Iris Stoever unterrichtet?"
    Die Lehrerin schüttelte den Kopf. „Nein, sie hat diese Schule nie besucht. Soweit mir bekannt ist, kam sie vom Gymnasium direkt in irgendein Internat. Das war, glaube ich, noch bevor ihre Schwester und Carmen zu uns wechselten."
    Es klingelte zur nächsten Unterrichtsstunde. Frau Niemand sprang auf und griff nach ihrer Tasche. „Ich muss zum Geschichtsunterricht: ,Widerstand im Dritten Reich'. Auf Wiedersehen." Und schon rauschte sie hinaus. Die Tür schlug hinter ihr zu.
     
    Aletta verließ das Haus ihrer Mutter und machte sich auf den Weg zur Panzerstraße. Sie würde Maike dort treffen und dann mit ihr zu Carmen fahren. Sie mussten sich dringend besprechen. Carmen hatte wieder eine ihrer Depressionsphasen, und auf Maike war noch nie Verlass gewesen.
    Aletta seufzte leise. Sie hatte das Gefühl, alles würde ihr entgleiten. Wieder einmal gab sie sich dem verlockenden Gedanken hin, wegzugehen und ein neues Leben anzufangen.
    Aletta bog vom Mühlenberg in die Panzerstraße ein und folgte dem von Treppenstufen unterbrochenen Weg, bis das Haus von Frau Jacobson in Sicht kam. Vor dem Gartentor hob sich bereits unverkennbar Maikes Silhouette ab. Sie hatte den Kopf vorgebeugt und die Hände erhoben. Ein Flämmchen flackerte auf, als sie sich die Zigarette anzündete. Sie würde doch nicht wieder ein Theater machen, dass die Freundin zu spät sei? Aletta wollte ihren Schritt gerade beschleunigen, als sich hinter Maike ein Schatten aus den Büschen löste. Mit ein paar schnellen Schritten war er bei der jungen Frau und legte seine Hände um ihren Hals.
    Aletta wollte schreien, sie wollte loslaufen und sich auf den Kerl stürzen, doch sie blieb wie angewurzelt stehen, den Mund geöffnet, die Hände wie zur Abwehr erhoben. Das konnte nicht wahr sein. Ihre Sinne spielten ihr einen grausamen Scherz. Sie war überreizt und müde, sie hatte zu viele wirre Gedanken in ihrem Kopf. Sie blinzelte, aber als sie die Augen wieder öffnete, waren die beiden Gestalten immer noch da. Der Fremde hatte sich vorgebeugt, die Hände noch immer um Maikes Hals, und sprach auf sie ein.
    Warum wehrte sie sich nicht? Warum trat sie nicht um sich? Sie war groß und kräftig! Sie wog bestimmt mehr als der Mann, der sie festhielt. Sicher wäre es ein Leichtes für sie gewesen, sich loszureißen. Maike musste doch nur schreien. Hier wohnten überall Menschen. Sie würden aus ihren Häusern herauskommen und den Kerl niederschlagen.
    Tief in ihrem Innern wusste Aletta, dass Maike sich nicht wehren konnte, nicht schreien und nicht um sich schlagen. Es war diese Angst, die sie lähmte, die sie in Stein verwandelte und sie von ihrem Körper trennte. Sie war nicht einmal mehr in der Lage, klar zu denken.
    Aber Aletta, ihre Freundin Aletta, die geschworen hatte, immer für sie da zu sein, sie konnte denken, und sie konnte handeln. Der Schrei, der die ganze Zeit in ihrer Kehle gelauert hatte, bahnte sich seinen Weg, und das Gefühl kehrte in ihre Beine zurück. Während sie losrannte, brüllte sie, dass es den Mühlberg bis zur Elbe hinunterschallte. In den Häusern rundherum flammten Lichter auf. Fenster und Türen wurden aufgerissen.
    Der Mann reagierte sofort. Er ließ Maike los und rannte die Panzerstraße in Richtung Baurs Park davon. Maike fiel auf die Knie. Kaum einen Augenblick später war Aletta bei ihr und sank neben ihr auf den Boden. Maike starrte sie aus glasigen Augen an. Ihr Mund war aufgerissen, ihre Brust zitterte. Aletta sah, wie die Lippen bläulich schimmerten.
    Verdammt, verdammt! „Du musst atmen! Los, atme! Du kannst es!" Sie schüttelte Maike, so kräftig sie konnte. Keine Reaktion. Es war wie bei einem Kind, das gefallen war und dessen stumme Atemlosigkeit sich beängstigend in die Länge zog, bis es den ersten, erlösenden Atemzug tat und seinen Schmerz herausschrie.
    „Schrei!", bat sie unter Tränen. „Weine, schimpfe, aber tue irgendetwas!"
    Maikes Brust zog sich krampfhaft zusammen,

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