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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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durchbrachen das Grün und Grau. Sand knirschte unter ihren Schuhen. Sie würde mit Peter einmal hierherkommen. Er hatte nicht nur ein unglaublich gutes Gedächtnis für alles, was er einmal gesehen oder gehört hatte, er konnte die Toten wahrnehmen. Nicht dass es ihm möglich war, richtig mit ihnen zu sprechen -es war eher eine Übertragung von starken Sinneseindrücken, die die Verstorbenen vor ihrem Tod erlebt hatten. Eine gruselige, aber auch faszinierende Eigenschaft.
    Sabine erreichte das kleine Gotteshaus kurz vor einer Gruppe Trauergäste. Maikes blauer Haarschopf leuchtete ihr entgegen. Neben ihr waren Aletta und Carmen, die ihren Arm um Frau Jacobson gelegt hatte. Die Kommissarin zögerte einen Moment. Sie würde der Familie nicht willkommen sein, aber da sie sich nicht vor ihr verstecken konnte, war es höflicher, sie gleich zu begrüßen. Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und trat auf die vier Frauen zu. Maikes abweisende Miene wandelte sich in Feindseligkeit, als sie die Kommissarin erkannte.
    „Was wollen Sie denn hier?", fauchte sie statt einer Begrüßung.
    Sabine erwog, ob sie vorgeben sollte, zufällig hier zu sein, auf dem Weg zum Grab eines Bekannten, aber unter Alettas durchdringendem Blick blieb sie lieber bei der Wahrheit.
    „Nichts anderes als alle Leute hier, die gekommen sind, von Ihrer Schwester Abschied zu nehmen."
    „Das sind Familienangehörige oder Freunde", schnauzte Maike sie an.
    Frau Jacobson humpelte an ihre Seite und unterbrach sie.
    „Maike, ich wünsche nicht, dass du so unhöflich bist!", sagte sie streng und reichte der Kommissarin die Hand. Ihre Miene blieb ernst, und Sabine sah die schlaflosen Nächte in ihrem eingefallenen Gesicht. „Ach, Frau Berner, ich würde gerne Guten Tag sagen, aber einen solchen habe ich schon lange nicht mehr erlebt und werde ihn auch heute ganz sicher nicht haben."
    Sabine hielt die faltigen Finger in beiden Händen. „Ja, das glaube ich, und leider kann man in solchen Fällen nicht trösten und sagen: Es wird besser und geht bald vorbei. Ich kann Ihnen nur Kraft wünschen. Sie werden an Maike eine Stütze haben."
    Maike warf der Kommissarin einen misstrauischen Blick zu.
    Ein Bus hielt vor dem Tor und entließ weitere schwarz gekleidete Leute, manche mit Blumen in den Händen. Eine Gestalt löste sich aus der Gruppe, die zur Kapelle strebte, und kam auf Sabine zu, die sich inzwischen etwas in den Hintergrund zurückgezogen hatte.
    „Frau Mascheck!" Sabine streckte ihr beide Hände entgegen. „Überrascht es Sie, mich hier zu sehen?", lächelte die alte Dame.
    „Nein. Ich habe nur nicht darüber nachgedacht. Ich hätte Sie mit dem Wagen abholen können."
    Frau Mascheck zwinkerte. „Dann nehme ich das jetzt als Einladung für eine Heimfahrt an und biete dagegen frische Erdbeeren mit Quark -wenn Sie anschließend nichts zu tun haben. Aber nun halten Sie sich nicht bei mir auf wir können später reden." Sie drückte vielsagend ihre Hände und ließ den Blick über die anderen Trauergäste schweifen.
    Sabine nickte. „Gut, bis später."
    Am Nachmittag machte sich die Kommissarin zu einem Besuch der Gesamtschule Blankenese auf, einem unauffälligen roten Klinkergebäude mit einem Glasaufbau. Das Haus war gepflegt, das Gelände sauber. Sicher war die Schule noch nicht sehr alt, dennoch wirkte alles ein wenig unpersönlich. Die einzige individuelle Note verlieh dem Ganzen ein altes, bemaltes Auto, das, auf die Heckklappe aufgestellt, an der Schulhofmauer lehnte. Sabine betrat das Gebäude und suchte das Sekretariat auf. Eine Frau in engen Jeans und mit unglaublich langen lila Fingernägeln hörte ihr aufmerksam zu.
    „Da müsste ich in den Akten nachsehen", sagte sie und wartete, ob die Kommissarin diese Anstrengung wirklich von ihr verlangte. Als Sabine sie höflich bat, genau das zu tun, ging sie ins Nebenzimmer und kam bald darauf mit einem Stapel alter Klassenbücher zurück.
    „Am besten, Sie sprechen mit Frau Niemand. Sie hat Aletta und Carmen zwei Jahre in Deutsch, Englisch und Geschichte unterrichtet, und ich glaube -ja -, sie war auch ein Jahr Maikes Lehrerin in Deutsch. Oder Sie sprechen mit Herrn Sobeck. Er war Maikes Mathematiklehrer. Soweit ich mich erinnern kann, ist er allerdings nicht sehr gut auf sie zu sprechen." Sie schlug ein weiteres Buch auf. „Ach, und in Biologie hatte er in der Neunten alle drei des Kleeblatts."
    „Warum war er nicht gut auf Maike zu sprechen?", fragte die Kommissarin.
    „Sie war, na ja, keine sehr

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