Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
das nicht.«
»Es war nur ein kleines Stück.«
»Das genügt dem Wald, um dich zu holen. Irgendetwas geht dort vor. Bleib auf den Wegen, Anna-Karin.«
Sie sieht ihren Großvater unruhig an. Er hat ihr beigebracht, die Natur zu respektieren, aber er hat nie versucht, ihr Angst zu machen.
»Was meinst du?«
Doch er antwortet nicht. Er schaut zum Flur. Åke, einer seiner ältesten Freunde, kommt zu Besuch und winkt ihnen gut gelaunt zu.
Anna-Karin sieht die Verwirrung in Großvaters Blick.
»Schau, da kommt Åke«, sagt sie.
Großvater räuspert sich.
»Ja, wie nett.«
Anna-Karin lächelt, als Åke näher kommt.
»Du siehst deiner Mutter von Tag zu Tag ähnlicher«, begrüßt er sie.
Anna-Karin versucht krampfhaft, das Lächeln im Gesicht zu halten. Es piept in der Jacke ihres Trainingsanzugs. Sie kramt ihr Handy raus.
Eine Nachricht von Minoo.
4. Kapitel
I
da geht auf die Terrasse an der Rückseite des Hauses. Der Holzboden fühlt sich weich unter den Füßen an. Sie beugt sich über das Geländer und atmet die süßlichen, fast muffigen Gerüche ein.
Familie Holmströms Garten ist verdächtig grün und üppig. Idas Vater lässt die Bewässerungsanlage nachts laufen, trotz der Aufforderung der Gemeindeverwaltung, Wasser zu sparen. Ihre Mutter war zunächst gar nicht einverstanden, weil sie Angst hatte, die Nachbarn könnten etwas bemerken, aber schließlich beschloss sie doch, darüber hinwegzusehen. Denn warum sollten sie ihre teuren, aufwendig gelieferten Rosen opfern, nur weil die Stadtwerke ihren Job nicht erledigten und dafür sorgten, dass es genug Wasser gab?
Jetzt kniet Mama vor einem der blühenden Büsche. Neben ihr steht ein Korb mit Gartengeräten. Mit konzentriertem Hass attackiert sie das Unkraut.
»Maa-ma!«, schreit Lotta, die auf einem gigantischen Trampolin weiter hinten im Garten auf und ab und auf und ab springt. »Maa-ma, wir haben Hung-er!«
»In der Küche sind Dickmilch und Flakes«, ruft Mama und rupft ein widerspenstiges Wurzelnetz aus dem Beet.
»Wir wollen keine Dickmilch! Wir wollen Pfannkuchen!«, schreit Rasmus, der neben seiner großen Schwester hopst.
Mama seufzt, zieht ihre Gartenhandschuhe aus und wirft sie in den Korb.
»Ach, ihr wollt Pfannkuchen? Dann müssen wir wohl welche machen«, sagt Mama und Idas sechs- und achtjährige Geschwister kreischen vor Freude.
»Mama ist die Beste! Mama ist die Beste!«, rufen sie rhythmisch und hüpfen weiter, dass ihnen die blonden Haare nur so um den Kopf fliegen.
»Meine kleinen Schätzchen«, lacht Mama und steht auf.
Ida versucht, ihren Ärger zu unterdrücken. Es ist kindisch und lächerlich, aber es nervt sie extrem. Als sie klein war, ist Mama nicht aufgesprungen, um Pfannkuchen zu backen, sobald sie es verlangte.
»Wolltest du nicht an den Dammsee?«, fragt Mama, als sie an ihr vorbeigeht.
»Ich warte doch auf dich.«
»Aber Süße, ich habe heute den ganzen Tag zu tun.«
Mama zieht ihre Sandalen aus, tritt durch die offene Terrassentür und geht mit leichtem Schritt über den weiß lasierten Boden. Ida folgt ihr in die Küche.
»Wir wollten doch eine Übungsfahrt machen«, sagt Ida.
»Darüber haben wir geredet, aber wir haben nichts fest vereinbart.«
Sie nimmt eine weiße Schüssel aus dem weiß lackierten Küchenschrank und stellt sie auf die weiße Marmor-Arbeitsplatte unter das weiße Bild mit den Worten HOPE und LOVE . Mama führt ein Einrichtungsgeschäft in Borlänge und ihr Zuhause sieht aus wie ein dreidimensionaler Reklamekatalog.
»Natürlich haben wir das«, sagt Ida und hört selbst, dass sie genauso quengelig klingt wie Lotta und Rasmus.
»Wir müssen es ein andermal machen«, sagt Mama und holt Eier und Milch aus dem Kühlschrank.
»Wir fahren fast nie. Julia und Felicia schaffen ihren Führerschein bestimmt noch vor mir.«
»Das werden sie auf keinen Fall. Sie haben weder deine Disziplin noch deinen Siegerinstinkt.«
Mama dreht sich um, schaut Ida an und lächelt.
»Du bist genau wie ich in deinem Alter.«
Ida kann nicht länger sauer sein. Julia und Felicia jammern und beschweren sich die ganze Zeit über ihre Mütter, aber Carina Holmström ist Idas größtes Vorbild. Sie ist immer am hübschesten und frischesten, ohne zu diesen peinlichen Müttern zu gehören, die sich zu jugendlich anziehen oder versuchen, mit ihren Kindern befreundet zu sein.
»Wartet Erik nicht auf dich?«, fragt Mama.
»Doch.«
»Was stehst du dann noch hier herum?«
Sie schaltet das Radio ein, und ein
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